© Stadtmuseum Berlin (Foto: Oliver Ziebe)
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Museum Ephraim-Palais (Stiftung Stadtmuseum Berlin)

© Stadtmuseum Berlin (Foto: Phil Dera)
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© Stadtmuseum Berlin (Foto: Oliver Ziebe)
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10178 Berlin
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Öffnungszeiten:

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Mi 12.00-20.00 Uhr

Hans Meid 1883-1957: Welt und Gegenwelt

20.03.2008 - 15.06.2008
Hans Meid, Mitglied der „Berliner Secession“, ist vor allem als Graphiker bekannt geworden. Besonders in der scheinbar so spröden Radier-Technik treten seine Meisterschaft, seine Phantasie und Sinnlichkeit zu Tage. Meid ist der Schilderer tagheller Heiterkeit, aber auch nächtlichen Schattendaseins; er fühlt sich zu Hause im expressiven Pathos des Barock, in der überschwänglichen Lebensfreude des Rokoko wie in der existenziellen Abgründigkeit der Romantik. Seine Stoffe zu Buchillustrationen fand er in der Weltliteratur von der Bibel über Shakespeare, Goethe, Schiller, Balzac, Hofmannsthal, Hauptmann, Schnitzler und Klabund bis zu Heinrich und Thomas Mann. Manche Bücher wurden erst durch seine Umschlaggestaltungen zu Bestsellern. Die Illustrationszyklen zu Shakespeares „Othello“ (1911) und Mozarts „Don Juan“ (1912) verweisen auf seine Neigung zu Musik und Bühne. Daneben findet sich eine Fülle an Akzidenzgraphik, deren Witz an Menzel und Slevogt erinnert, sowie an freikünstlerischen Kompositionen – etwa Tiergartenlandschaften –, deren atmosphärische Dichte der Liebermanns ebenbürtig ist. Die Beteiligung an den Künstlerflugblättern „Kriegszeit“ (1915) und die sich hier anschließenden Metaphern von Leid und Gewalt zeigen, dass Meid vor der Tagesrealität keineswegs die Augen verschloss. Dem bewusst wahrgenommenen Grauen stellte er aber einen Gegenentwurf zur Seite. Mit den Augen Meids entfalten sich arkadische Schönheit, geheimnisvolle Begebenheiten und menschliche Leidenschaft. Eine Besonderheit besteht in der reizvollen Verbindung von malerisch-theatralischem und musikalischem Ausdruck, wie schon Paul Cassirer feststellte. Die Retrospektive zum 125. Geburtstag offenbart ein eindrucksvolles Künstlerleben, dessen hermetischer Charakter durch die Zeitumstände – vom späten Kaiserreich bis zur jungen Bundesrepublik – immer wieder durchbrochen wird.

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