Museumshalle 1. OG, Museum der bildenden Künste Leipzig, Foto: Punctum/A. Schmidt
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Museum der bildenden Künste Leipzig

Bogomir Ecker, Trillerpfeifen und Ghettoblaster, 1994/2004, Museum der bildenden Künste Leipzig, ˆ VG Bild-Kunst Bonn, 2017; Foto: Punctum/A. Schmidt
Bogomir Ecker, Trillerpfeifen und Ghettoblaster, 1994/2004, Museum der bildenden Künste Leipzig, ˆ VG Bild-Kunst Bonn, 2017; Foto: Punctum/A. Schmidt
Museumshalle 1. OG, Museum der bildenden Künste Leipzig, Foto: Punctum/A. Schmidt
Museumshalle 1. OG, Museum der bildenden Künste Leipzig, Foto: Punctum/A. Schmidt

Katharinenstr. 10
04109 Leipzig
Tel.: 0341 216 99 0
Homepage

Öffnungszeiten:

Di, Do-So 10.00-18.00 Uhr
Mi 12.00-20.00 Uhr

Herz, Reiz & Gefühl

13.07.2014 - 19.10.2014

„Herz, Reiz & Gefühl“ versammelt repräsentative Arbeiten von international erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig der zurückliegenden 20 Jahre. Im Mittelpunkt stehen die Gattungen Installation, Fotografie, Film und Konzeptkunst, die neben Malerei und Grafik seit vielen Jahren die Lehre an der Hochschule prägen. Die eingeladenen Künstlerinnen und Künstler verbindet ihr ebenso engagierter wie analytischer Blick auf die komplexen Phänomene gegenwärtiger Lebensrealität und die grundsätzliche Beschäftigung mit der Frage nach den zukünftigen Aufgaben von Kunst in einer globalen Gesellschaft. In zum Teil eigens für die Ausstellung entwickelten Beiträgen verhandeln sie nicht nur aktuelle gesellschaftliche Problematiken wie Krieg, Naturzerstörung, Geschlechterfragen und soziale Ungleichheit, sondern denken gleichermaßen über Möglichkeiten und Grenzen künstlerischer Medien nach. Sie folgen damit den künstlerischen Maximen des jungen Goethe, einem der prominentesten Schüler des ersten Akademiedirektors Adam Friedrich Oeser, der als Antwort auf die Rationalität der Aufklärung am Beginn des „Sturm und Drang“ analog zum Titel der Ausstellung das subjektive Empfinden und die Orientierung an der gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit als wesentlich für die künstlerische Arbeit und die Entwicklung neuer Formate apostrophierte.
Ausgangspunkt der Ausstellung ist eine exemplarische Auswahl von Zeichnungen Oesers, die in Dialog mit den Beiträgen der Gegenwart tritt: Das Entrée bildet eine Lichtinstallation der Künstlergruppe FAMED, die – dem französischen Kulturphilosophen Guy Debord folgend – die Mechanismen des Kunstmarkts reflektiert und die Funktionen von Kunst in einer „Gesellschaft des Spektakels“ analysiert. Ihr treten in der zentralen Ausstellungshalle großformatige Fotografien einer postapokalyptischen Landschaft nach dem verheerenden Tsunami in der japanischen Provinz Tohoku von Hans-Christian Schink sowie die Skulpturengruppe „micro.perpendiculars“ von Julius Popp hinzu, in der der Künstler soziale Mechanismen untersucht. Pointierte Installationen und poetische Textarbeiten von Anna Baranowski und Bettina Hutschek widmen sich hingegen den komplexen Erwartungen, die von gesellschaftlicher Seite an Künstlerinnen und Künstler formuliert werden und entwickeln vor diesem Hintergrund provokante Handlungsoptionen jenseits tradierter medialer Möglichkeiten. Solche grundlegenden Fragen bestimmen auch die Raumintervention der Klasse System-Design an der HGB, die gemeinsam mit dem Grafikdesigner Oliver Klimpel und dem Londoner Architekten William Haggard entstanden ist, sowie eine monumentale Textinstallation, in der das Künstlerinnenkollektiv VIP Optionen und Perspektiven zukünftiger künstlerischer Praxis diskutiert. Bei ihren Überlegungen steht nicht nur die Frage nach kollektiver Praxis im Vordergrund, sondern ebenso die kritische Auseinandersetzung mit den medialen Möglichkeiten zeitgenössischer Kunst. Am Beispiel der Fotografie denkt auch die Fotografin Ricarda Roggan über solche Möglichkeiten, insbesondere aber auch über die Grenzen des Mediums nach, wenn sie sich auf archäologische Spurensuche in die Geschichte der medialen Suggestion begibt.
Politische Themen bestimmen eine Reihe weiterer, historisch argumentierender Ausstellungsbeiträge: Die Friktionen der deutschen Nachkriegsgeschichte untersucht Fabian Reimann am Beispiel der komplexen Geschichte der beiden deutschen Nationalbibliotheken in Frankfurt/Main und Leipzig. Ebenso von historischen Referenzpunkten ausgehend, reflektieren die Beiträge von Clemens von Wedemeyer und Peggy Buth grundlegende und bis heute aktuelle politische Fragen: Clemens von Wedemeyers documenta-Beitrag „Muster“ widmet sich den historischen Entwicklungen der Erziehungsanstalt Breitenau bei Kassel, die – in der NS-Zeit als Arbeitslager umfunktioniert – nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund massiven gesellschaftlichen Protests aufgelöst wurde. Peggy Buths komplexe Installation „Fieberraum“ hinterfragt vor dem Hintergrund der europäischen Kolonialgeschichte die Wirkungsmechanismen von Unterdrückung und sexualisierter Gewalt.
Die Fotokünstler Tobias Zielony und Matthias Hamann analysieren ihrerseits am Beispiel gesellschaftlicher Randgruppen geschlechterspezifische Aspekte des Portraits, wenn sie die Lebenswirklichkeit männlicher Prostituierter in Berlin bzw. die Queer-Community in New York in den Mittelpunkt ihrer Arbeiten „Big Sexyland“ und „Close up“ stellen und damit kollektiv verdrängter Realität zu beeindruckender Sichtbarkeit verhelfen. Fragen nach der medialen Repräsentation von Macht und nach dem Verhältnis von gesellschaftlicher Verdrängung und Sichtbarkeit formuliert ebenfalls der Beitrag „Suspicious Minds“ von Viktoria Binschtok, die auf der Grundlage von Medienbildern über Mechanismen politischer Inszenierungen nachdenkt.

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