Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
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Martin-Gropius-Bau

Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch
Martin-Gropius-Bau, Foto: Jansch

Niederkirchnerstr. 7
10963 Berlin
Tel.: 030 254 86 0
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Öffnungszeiten:

Mi-Mo 10.00-19.00 Uhr

Brassai (1899–1984) - Die große Retrospektive

09.03.2007 - 28.06.2007
Brassaï, geboren 1899 im damals ungarischen Brassó, emigrierte 1920 zunächst nach Berlin, wo er an der Kunstakademie in Charlottenburg studierte und mit Künstlern wie Wassily Kandinsky, Oskar Kokoschka und László Moholy-Nagy zusammentraf. 1924 ließ er sich in Paris nieder, begann seine Laufbahn jedoch nicht als Fotograf, sondern arbeitete als Journalist vor allem für deutschsprachige Zeitschriften. Fotos zu seinen Artikeln machte sein Freund André Kertész. Durch seine journalistische Tätigkeit fand er dann zur Fotografie. Er interessierte sich in dieser Zeit aber ebenso für Literatur und Bildhauerei. In Paris nahm er 1932 den Künstlernamen „Brassaï“ an, den er aus dem Namen seiner Heimatstadt herleitete. Im gleichen Jahr veröffentlichte Brassaï ein Buch, das ihn weltberühmt machte: »Paris bei Nacht«. Das Museum of Modern Art in New York nahm sein Werk in die Jahrhundertausstellung »Photography: 1839-1937« auf. Mit seiner Voigtländer-Kamera beherrschte er als einer der ersten seiner Zeit die Fotografie bei Nacht. Brassaï arbeitete zeitlebens weiter in all seinen künstlerischen Disziplinen. Er schuf Skulpturen, Zeichnungen, Grafiken, schrieb literarische Werke und machte Filme. 1956 erhielt er für »Tant qu'il y aura des bêtes« die Auszeichnung für den »Originellsten Film« beim Filmfestival in Cannes. Picasso war besonders von seinen Zeichnungen beeindruckt. Die Gespräche mit Picasso, »Conversations avec Picasso« (1964), gehören zu Brassaïs wichtigen Veröffentlichungen, die 25 Bücher und zahllose Artikel umfassen. Brassaï machte seine ersten Fotos genau zu einer Zeit, als der Surrealismus in Frankreich großen Einfluss hatte. Die Wirkung des Surrealismus war besonders im Bereich der Fotografie ausgeprägt, da diesem Medium eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung der Realität zugeschrieben wurde. Die Ausstellung zeigt Fotos und Zeichnungen aus der Zeit von 1932 bis 1960 und ist in sechs Kapitel unterteilt. Sie zeigt unter anderem „Paris bei Nacht“ (1932), Brassaïs Arbeiten für die Zeitschrift „Minotaure“ (1933-1989), die sogenannten „Transmutationen“, Zeichnungen, Bilder für das Fotobuch „Kamera in Paris“ und die Serie „Graffiti“ (1960). Berühmt wurde Brassaï mit seinen Ansichten von Paris bei Nacht. In den 1930er Jahren wanderte er nachts durch die Stadt, entweder allein oder in Begleitung von Schriftstellern wie Henry Miller oder Raymond Queneau. Der Erfolg dieser Fotos ermutigte ihn, Pariser Straßenszenen auch bei Tag aufzunehmen. Seine Sympathie für die Surrealisten weckte andererseits auch sein Interesse am „Primitiven“ und führte zur Fotoserie der „unfreiwilligen Skulpturen“ („sculptures involontaires“). Fundstücke wie Fahrkarten, Seife, Streichholzheftchen oder Fingerhüte wurden für ihn zum Thema und nahmen skulpturale Eigenschaften an. Bei den „Transmutationen“ verwendete Brassaï belichtete Glasnegative als Rohmaterial für Zeichnungen, indem er Bilder in die Fotoplatten einritzte und sie ein zweites Mal belichtete. Er gab vor allem Bildern von weiblichen Akten grafische Formen, indem er sie in Gitarren-, Geigen- oder Mandolinenfrauen verwandelte, was den Einfluss von Picasso verrät. Die Motive für die Serie „Graffiti“ fand Brassaï auf den verfallenen Häuserwänden der Stadt mit ihren zerkratzten und bekritzelten Oberflächen. Er sah einen Zusammenhang zwischen diesen zufälligen, anarchischen grafischen Äußerungen und Höhlenzeichnungen. In dieser Hinsicht weist seine Arbeit einen deutlichen Bezug zu künstlerischen Positionen wie der Art Brut von Jean Dubuffet und Jean Fautrier auf. Neben seinen fotografischen Arbeiten fertigte Brassaï regelmäßig Zeichnungen an; auch sein bildhauerisches Werk wuchs stetig. Sein künstlerisches Credo war, „etwas Neues und Packendes aus dem Banalen und Gewöhnlichen zu schaffen, um den Alltag so abzubilden, als sähe man ihn zum ersten Mal. Brassaï, Träger zahlreicher Auszeichnungen und Preise, starb am 7. Juli 1984 in Beaulieu-sur-Mer. Die Ausstellung wurde konzipiert und zusammengestellt vom Centre Georges Pompidou in Paris. Der Katalog von Alain Sayag und Annick Lionel-Marie enthält Beiträge von Jean-Jacques Aillagon, Brassaï, Gilberte Brassaï, Roger Grenier, Henry Miller, Jacques Prévert, Klaus Albrecht Schröder und Werner Spies.

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