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Lessinghaus - Museum in der Herzog August Bibliothek


Lessingplatz
38304 Wolfenbüttel
Tel.: 05331 808 101
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr
Als achtes Weltwunder wurde die Herzog August Bibliothek schon vor gut 300 Jahren gefeiert. Sie war zur Zeit des Todes von Herzog August 1666 eine der berühmtesten fürstlichen Büchersammlungen und, was die Zahl der Drucke anlangt, wohl die größte Bibliothek der Welt, die Sammlung mittelalterlicher Handschriften gehörte zu den bedeutendsten in Europa.
In dem kleinen Fürstentum zwischen Harz und Heide hatte Herzog Julius von Braunschweig-Lüneburg (1528-1589) in seiner Residenz Wolfenbüttel 1572 für seine Bibliothek eine "Liberey-Ordnung" erlassen, gleichsam die Gründungsurkunde der Wolfenbütteler Bibliothek. Seit seiner Jugend, das älteste nachweisbare Buch seiner Sammlung geht auf das Jahr 1550 zurück, hatte der gelehrte Fürst Bücher gesammelt. Von seinem Sohn Heinrich Julius, der das erste stehende Theater in Deutschland mit englischen Komödianten in Wolfenbüttel einrichtete und der sich selbst als Schriftsteller betätigte, um viele Kostbarkeiten vermehrt, wurde diese "Bibliotheca Julia" der Grundstock der herzoglichen Bibliothek, auch wenn sie von Friedrich Ulrich 1618 an die 1576 von Herzog Julius gegründete Universität Helmstedt gegeben wurde: die Bücher und Handschriften kehrten nach Aufhebung der Universität (1810) bereichert um Universitätsbestände zum großen Teil nach Wolfenbüttel zurück.
Doch erst die "Bibliotheca Augusta" von Herzog August d.J. (1579-1666) [Bild] begründete den weltweiten Ruhm der Bibliothek zu Wolfenbüttel: Dieser gelehrte und gebildete, weitgereiste Herzog hatte von Kindesbeinen an Bücher gesammelt. Nachdem er sehr spät zur Regierung gelangt war, überführte er seine umfangreiche Bibliothek von Hitzacker, seinem "Ithaka", 1643/44 nach Wolfenbüttel und richtete das Marstallgebäude in der Dammfestung gegenüber dem Schloss als Büchersaal ein. Bei seinem Tode umfasste die Bibliothek rund 35.000 Bände mit 135.000 Titeln, eine unvergleichliche, auf universellen Sammelprinzipien aufgebaute Bibliothek, die den ganzen Reichtum der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur widerspiegelte. In der Zeit nach August wuchs die Bibliothek vor allem durch Schenkungen fürstlicher und gelehrter Sammlungen, weniger durch systematische Ankäufe.
Angesichts dieser Sammlung versteht man, dass der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz sich dem Angebot, an einer solchen Bibliothek im Nebenamte als Bibliothekar zu wirken, nicht versagte. Sie war für ihn der Inbegriff der Wissenschaften, Spiegel des gelehrten Universums. Leibniz war der erste moderne Bibliothekar der Bibliothek: Er liess erstmals einen alphabetischen Katalog anlegen, ergänzte konsequent die Bestände um kostbare Erwerbungen von Handschriften und Drucken und sorgte schließlich auch für den Neubau der Bibliothek. Diese berühmte Bibliotheksrotunde, unter Leitung des Landbaumeisters Herman Korb 1706-1710 während der Regierung von Herzog Anton Ulrich errichtet, war das erste selbstständige profane Bibliotheksgebäude in Europa, mit dem später aus statischen Gründen entfernten Himmelsglobus auf der Dachplattform ein Symbol für die weltumspannenden Wissenschaften. Viele Gäste und Gelehrte besuchten die Bibliothek, unter ihnen Voltaire und Casanova, Mirabeau und Mendelssohn. In den Benutzerbüchern, die auch ediert vorliegen, finden sich die Autographen von so illustren Personen wie Georg Forster, der Brüder von Humboldt, Achim von Armins oder Hoffmanns von Fallersleben.
Nach Leibniz war unter anderem auch Gotthold Ephraim Lessing [Bild] von 1770 bis zu seinem Tode 1781 hauptamtlicher Bibliothekar in Wolfenbüttel. Lessing hat, wiewohl er mangels eines ausreichenden Etats nicht viel zuerwerben konnte, vieles von den Schätzen der herzoglichen Bibliothek zutage gefördert und der gelehrten Welt bekannt gemacht. Seine theologischen Auseinandersetzungen standen im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der "Fragmente eines Wolfenbüttelschen Ungenannten", deren Verfasser Hermann Samuel Reimarus war und die Lessing als Wolfenbütteler Fundstücke ausgegeben hatte. In Wolfenbüttel enstanden die Dramen "Emilia Galotti" und "Nathan der Weise".
Schon zu Lebzeiten Lessings deutet sich die dunkle Zeit an, die die Bibliothek zu überstehen hatte. Die einst blühende Residenzstadt geriet durch den Fortzug des Hofes nach Braunschweig 1753 immer weiter ins Hintertreffen. Die Bibliothek verblasste im Schatten der jungen und aufstrebenden Universität Göttingen. Die Herrschaft der Franzosen unter Napoleons Bruder Jerome führte beinahe zu ihrer Auflösung. Die im Umkreis der bürgerlichen Revolution von 1848 aufkeimenden Hoffnungen, die Wolfenbütteler Bibliothek könne in den Rang einer deutschen Nationalbibliothek erhoben werden, erfüllten sich nicht. Als dann 1884-1887 der wilhelminische Neubau am Schlossplatz entstand, der die alte Rotunde ersetzte, mochte man an eine neue Blütezeit der Bibliothek denken. Doch die prächtige, ohne Bücher konzipierte Halle im Zentrum des Bauwerks war eine Umkehrung der einstigen Zugänglichkeit: das Gebäude atmete weit mehr den Geist der zeittypischen Prachtentfaltung und des Pompes, als es die Vermittlung und Bewahrung von Wissenschaft und Kultur zu befördern vermochte. Auch die Umgestaltung zu einer Landesbibliothek 1918 brachte keinen positiven Wandel. Die Bibliothek stand - im Schatten moderner Bibliotheken - im Abseits. Immerhin dürfte es gerade dieser Randlage zu danken gewesen sein, dass sie den letzten Krieg ohne Schaden überstand.
1950 berief man Erhart Kästner nach Wolfenbüttel. Auf seine Initiative wurde die Bibliotheca Augusta seit dem Jahr 1960 durch das Braunschweiger Architekturbüro Kraemer umgebaut. Er betrieb auch die Rückgabe des Lessinghauses, das 1968 wieder an die Bibliothek fiel. Kästner setzte neue Akzente für die Bibliothek und gestaltete sie nach seinem Ideal einer "bibliotheca illustris" um. Er war es auch, der die heute berühmte Malerbuchsammlung mit vielen kostbaren Stücken von Picasso bis Miro begründete.
Im Jahre 1968 übernahm Paul Raabe das Direktorat und schlug einen neuen Weg des Ausbaus und der Öffnung der Bibliothek zu einer europäischen Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit ein. Begünstigt durch die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Landes, erlebte die Bibliothek einen bedeutenden Aufschwung. Die Erwerbungsmittel wurden substantiell erhöht, der Personalstamm der Bibliothek aufgestockt; besonders wichtig für die spätere Entwicklung war die Etatisierung des Stipendien- und Forschungsprogramms, die Einrichtung einer Publikationsabteilung und die Entwicklung eines Schülerprogrammes. Die Einbeziehung des Zeughauses und dessen Ausbau zu einem modernen Katalogzentrum konsolidierte die Funktion der Bibliothek als außeruniversitärer Forschungseinrichtung. In jüngerer Zeit kam noch der Kornspeicher zum Ensemble, dessen Ausbau, ebenso wie die Erweiterung der Bibliotheca Augusta um einen neuen Lesesaal, Räume für die Fotowerkstatt sowie Restaurierungswerkstatt, bevorsteht und hoffentlich bald erfolgt.
Seit 1989 ist die Herzog August Bibliothek unmittelbar dem Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur unterstellt. National und international genießt sie heute eine hohe Reputation als Sammlung, als innovative Bibliothek und Forschungsstätte. Ihren Gästen und Nutzern bietet sie ein umfangreiches und vielfältiges wissenschaftliches und kulturelles Programm.
Neben den Dauerausstellungen sind in der Herzog August Bibliothek regelmäßig Sonderausstellungen zu sehen. In den großen Ausstellungen in der Augusteerhalle, im Kabinett und in der Schatzkammer werden Forschungsergebnisse verschiedener Projekte der Bibliothek anschaulich präsentiert und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Malerbuchausstellungen im Malerbuchsaal zeigen meist Werke moderner oder zeitgenössischer Künstler, von denen viele auch in der Sammlung der Wolfenbütteler Bibliothek vertreten sind.
Das Museum des Lessinghauses erzählt die Geschichte Gotthold Ephraim Lessings (1729 - 1781) in Wolfenbüttel (1770 - 1781). Es stellt die letzten Jahre seines Schaffens in den Kontext seines Lebens wie seiner Zeit. Als Lessing von Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel 1770 an die herzogliche Bibliothek berufen wurde, war er bereits ein berühmter Mann: als Dichter, Kritiker, Dramaturg und Gelehrter. In Wolfenbüttel vollendete Lessing das bürgerliche Trauerspiel "Emilia Galotti". Um die Bibliothek einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, gründete Lessing 1773 eine eigene Zeitschrift: "Zur Geschichte und Litteratur. Aus den Schätzen der Herzoglichen Bibliothek zu Wolfenbüttel".
Im Winter 1777 bezog Lessing mit seiner schwangeren Frau Eva König das Lessinghaus. An Weihnachten wurde ihr gemeinsamer Sohn geboren, der bald darauf verstarb. Eva Lessing starb wenig später, am 10. Januar 1778. Fortan arbeitete Lessing in dem Sterbezimmer seiner Frau. Hier schrieb er das Drama "Nathan der Weise".

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