Kunstbibliothek (Foto: Maximilien Meisse)
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Kunstbibliothek

Kunstbibliothek und Kupferstichkabinett. Kulturforum. Berlin-Tiergarten, Matthäikirchplatz. © Staatliche Museen zu Berlin / Maximilian Meisse
Kunstbibliothek und Kupferstichkabinett. Kulturforum. Berlin-Tiergarten, Matthäikirchplatz. © Staatliche Museen zu Berlin / Maximilian Meisse
Kunstbibliothek (Foto: Maximilien Meisse)
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Matthäikirchplatz 6
10785 Berlin
Tel.: 030 266 424101
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 10.00-18.00 Uhr
Sa+So 11.00-18.00 Uhr

Dodo (1907-1998) - ein Leben in Bildern

01.03.2012 - 28.05.2012
Die auf rund 300 m² am Berliner Kulturforum inszenierte Sonderausstellung "Dodo (1907-1998) - ein Leben in Bildern" präsentiert erstmalig die längst überfällige Wiederentdeckung dieser Künstlerin der "verlorenen Generation". Gezeigt werden ca. 120 grafische Arbeiten aus allen Lebensphasen: mondäne Modegrafik, glamourös-plakative Illustrationen für die Zeitschrift Ulk, die "unbewussten" Bilder aus der Zeit ihrer Zürcher Psychoanalyse, Illustrationen für jüdische Zeitschriften sowie ausgewählte Arbeiten aus dem Londoner Exil. Damit werden Einblicke in ein künstlerisches Leben eröffnet, das von stetigen Aufbrüchen und Brüchen geprägt war. In Berlin 1907 als Dörte Clara Wolff geboren, sorgenfrei in großbürgerlichen jüdischen Verhältnissen aufgewachsen, entwickelte Dodo schon als junge Frau eine attraktive Anziehungskraft und verfügte über ein kompromissloses Wesen mit intensiven Emotionen. Nach ihrer Ausbildung zur Kostümzeichnerin und Modegrafikerin an der renommierten Schule Reimann in Berlin, stieg Dodo ab Herbst 1926 in den Beruf der freien Modeillustratorin ein und konnte sich rasch einen festen Kundenkreis aufbauen. Unumstrittener Höhepunkt in Dodos künstlerischem Werk sind die zwischen 1927 und 1929 entstanden Gouachen für das Berliner Unterhaltungsblatt Ulk, von denen etwa 25 originale Arbeiten präsentiert werden. Dodo arbeitete nun komplexe Kompositionen mit großer atmosphärischer Dichte aus, in neusachlichem Stil und mit ausgesprochen intensiven, leuchtenden Farben. In karikaturhafter Überzeichnung schildern diese Blätter das mondäne Leben des modernen Großstädters ebenso wie die zunehmende Entfremdung der Geschlechter. Mit scharfen Linienkonturen verstand es Dodo treffend, den ihr selbst geläufigen kosmopolitischen Lebensstil der späten Zwanziger Jahre als oberflächlich zu entlarven. Eine privat turbulente Phase begann 1928 in Dodos Leben, als sie den 25 Jahre älteren Anwalt Hans Bürgner kennen lernte, ihm selbstbewusst einen Heiratsantrag machte und ihn im Januar 1929 ehelichte. Die Geburt ihrer Kinder (1930 und 1932) markierten weitere Einschnitte im persönlichen Leben. Dodo erlebte innerhalb weniger Jahre am eigenen Körper unterschiedlichste Rollen: von der erfolgreichen Junggesellin zur konventionell eingebundenen Ehefrau, von der Femme Fatale zur ungewohnten Mutterrolle, changierend zwischen Glück und höchster Verzweiflung. Als sie 1933 in Gerhard Adler, einem erfolgreichen nahezu gleich alten Psychoanalytiker, die Liebe ihres Lebens kennenlernte und in große innere Konflikte ihrer jungen Familie gegenüber geriet, entstand eine sehr intime Werkgruppe von intensiven, teilweise brutalen Zeichnungen aus der während der im selben Jahr erfahrenen viermonatigen Zürcher Psychoanalyse, die die enorme Dynamik des therapeutischen Prozesses ebenso sichtbar machen wie Dodos verdrängte persönliche Konflikte und deren tiefere unbewusste Ursachen. Dodo thematisierte in dieser Lebensphase häufig das ursprünglich Weibliche mit seiner zwiespältigen Verführungskraft. Erst nach 1938 festigte sich Dodos private Situation im Londoner Exil, wo sie eine dauerhafte Heimat fand. Zwar blieb ihr beruflicher Erfolg zeitlebens weit hinter der Berliner Zeit zurück - Illustrationen für Kinderbücher, Glückwunschkarten und Werbegrafiken sind überliefert - doch der Grundton ihrer Arbeiten ist harmonisch, humorvoll und geprägt von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Sujet. Die Initiative zu dieser ersten Werkschau, die nach der Berliner Präsentation im London Jewish Museum of Art / Ben Uri Gallery (22.6. - 9. 9.2012) gezeigt wird, ging von der Sammlerin Dr. Renate Krümmer in Hamburg aus, die, inspiriert durch den Erwerb einiger Dodo-Arbeiten, den Familiennachlass ausfindig machte und selbst mit zahlreichen Leihgaben zur Ausstellung beiträgt. Die Sammlung Modebild - Lipperheidesche Kostümbibliothek (Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin) besitzt rund zwei Dutzend Kostümentwürfe aus Dodos Ausbildungsjahren, die in der Ausstellung erstmalig seit ihrer Schenkung 1929 präsentiert werden.

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