Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
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Haus der Kunst München

Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter

Prinzregentenstr. 1
80538 München
Tel.: 089 21127 115
Homepage

Öffnungszeiten:

Mo-So 10.00-20.00 Uhr
Do 10.00-22.00 Uhr

Lynette Yiadom-Boakye

30.10.2015 - 28.03.2016

Zum zweiten Mal bietet das Haus der Kunst jungen, international aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern im Format von Kapselausstellungen die Möglichkeit, neue Werke zu zeigen. In diesem Jahr sind die beiden in London lebenden Künstlerinnen Adele Röder (DE *1980) und Lynette Yiadom-Boakye (UK *1977) eingeladen.
Für das Format der Kapselausstellung steht je ein Ausstellungsraum zur Verfügung, der eine selbstständige Einheit bildet. Doch besteht zwischen den Werken beider Künstlerinnen ein übergreifender inhaltlicher Bezug, denn sie beschäftigen sich mit der Repräsentation von Körpern.
Die eigens für diese Ausstellung entstandene Serie von Ölgemälden zeigt Figuren in einer Umgebung, die weder zeitlich noch örtlich genauer definiert ist. Es sind Menschen des 20./21. Jahrhunderts, jedoch handelt es sich dabei nicht um Abbilder realer Personen. Lynette Yiadom-Boakye betrachtet ihre Figuren nicht als Porträts, weil deren Züge weder einen bestimmten Charakter, noch eine Gemütslage erkennen oder auf eine Situation schließen lassen. Sie ist weniger am Individuellen als am Menschenbild bzw. an der Darstellung von Menschlichem an sich interessiert. Hinweise auf die Angehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht fehlen. Modische Accessoires wie Schuhe, räumliche Details wie Möbel, sowie Landschaften bleiben unspezifisch.
Sie zeigt ihre Figuren einerseits in vorbeiziehender Bewegung, was an ein zeitgenössisches urbanes Umfeld denken lässt, in dem Leute im Aufbruch oder in Eile sind. Andererseits sehen wir sie häufig in tänzerischer Haltung. Alles Situative bleibt unausgesprochen und flüchtig.
Mit der Darstellung extremer Emotionen oder Sexualität etwa hält sich die Künstlerin ebenso zurück, wie mit der Zurschaustellung von klassischer weiblicher Schönheit. Ihre Perspektive ist multifokal: Während die Betrachterin sowohl auf die weibliche als auch auf die männliche Figur sinnlich blicken kann, und ebenso der Betrachter auf den Mann, achtet Yiadom-Boakye darauf, dass keine ihrer weiblichen Figuren eine Pose einnimmt, die im herkömmlichen Sinne einen männlichen voyeuristischen Blick erlaubt. Entsprechende Vorläufer in der Kunstgeschichte wie z.B. die liegende weibliche Figur meidet sie ganz.
Zu den Künstlern, die Lynette Yiadom-Boakye beeinflusst haben, gehören Zeitgenossen wie Chris Ofili und Isaac Julien sowie historische Vorbilder wie Edouard Manet oder John Singer. Sie selbst ist britisch-ghanaischer Abstammung. Darauf angesprochen, dass die von ihr gemalten Figuren ausnahmslos „schwarz" sind, antwortet sie, sie seien „dunkel gemalt" (tinted black) - eben weil die Künstlerin die Welt mit ihren eigenen Augen sieht. "Die Leute sind versucht die Tatsache, dass ich schwarze Figuren male, zu politisieren, und diese Komplexität ist auch tatsächlich ein wesentlicher Teil meines Werks. Aber den Ausgangspunkt bildet immer die Sprache der Malerei und ihre Beziehung zum Bildgegenstand."
Ihre dunkel gemalten Figuren, farbige Schatten, das Aufeinandertreffen zweier Farben und die Wahl des Hintergrunds bilden ein Spektrum, in dem sich einzelne Lichtakzente umso stärker abheben. Sie experimentiert mit schnell trocknenden Farben. Ein Gemälde entsteht meist an einem Tag, maximal innerhalb von zwei Tagen. Der Akt des Malens ist für sie eine intensive, zeitlich begrenzte Übung. Darin kommt ihr Vorbehalt gegenüber dem Begriff des ‚Meisterwerks' zum Ausdruck, und die Offenheit ihres Bildverständnisses, das charakteristisch ist für eine Malerin ihrer Generation.

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