Berlinische Galerie Landesmuseum f�r Moderne Kunst, Fotografie und Architektur (Foto: Nina Straßgütl)
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Berlinische Galerie Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur

Foto: Nina Straßgütl
Foto: Nina Straßgütl
Berlinische Galerie Landesmuseum f�r Moderne Kunst, Fotografie und Architektur (Foto: Nina Straßgütl)
Berlinische Galerie Landesmuseum f�r Moderne Kunst, Fotografie und Architektur (Foto: Nina Straßgütl)

Alte Jakobstr. 124-128
10969 Berlin
Tel.: 030 789 02 600
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi-Mo 10.00-18.00 Uhr

So weit kein Auge reicht

20.11.2008 - 16.02.2009
Im Berlin der frühen Aufbaujahre machte sich ein Fotograf namens Tiedemann an eine umfangreiche Arbeit: Ausgerüstet mit einer Großformatkamera und zuweilen begleitet von Assistenten, die eine Messlatte trugen, dokumentierte er im Auftrag des Magistrats der DDR-Hauptstadt zentrale Schauplätze, aber auch andere Orte, welche für die Stadtplanung von großer Bedeutung waren. Seine rund 1500 in der Berlinischen Galerie bewahrten Aufnahmen halten unter anderem den Pariser Platz oder das Areal des zerstörten Schlosses (den neu benannten Marx-Engels-Platz) ebenso fest wie die Baustelle des Walter-Ulbricht-Stadions oder eine Sandentnahmestelle an der Peripherie. Um die damalige Leere und Weite der zerstörten Stadt darzustellen, konzipierte der Fotograf horizontale Reihen von Einzelaufnahmen: Ob durch eine kontinuierliche Verschiebung des Aufnahmestandortes bei gleicher frontaler Perspektive („Fassadenabwicklung“) oder durch den Schwenk seines Apparates, Tiedemann fotografierte die Stadtlandschaft in einzelnen Segmenten, die in ihrer Zusammenstellung die jeweiligen Orte in weit ausgreifender Panoramaansicht wiedergeben. Der Fotograf Tiedemann Während der Vorbereitungen zu dieser Ausstellung konnte der in Vergessenheit geratene Name des Fotografen durch einen Vergleich des Archivbestandes im Berliner Landesdenkmalamt herausgefunden werden. Dort befinden sich Fotografien mit dem Autorenvermerk Tiedemann, die sowohl hinsichtlich der Aufnahmeart und Entstehungszeit als auch von ihrem Motiv her den Bestand des ehemaligen Ostberliner Magistratsarchivs ergänzen. Über die Identität dieses Fotografen gibt es jedoch bis heute keine Gewissheit. Es lässt sich nur ein Tiedemann nachweisen, der im Berlin der frühen Nachkriegszeit gearbeitet hat: der Leipziger Industriefotograf Emil Tiedemann. 1895 geboren, entstammte dieser einer Familie, die schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts das fotografische Handwerk ausübte. Die technische Qualität der Panoramenaufnahmen, ihre große Anzahl sowie die kurzen Intervalle zwischen den einzelnen Aufnahmen deuten auf einen erfahrenen Berufsfotografen hin, der Emil Tiedemann - zur Entstehungszeit der Panoramen um die 55 Jahre alt - sicher war. Arwed Messmer Jahrgang 1964, studierte Fotografie an der Fachhochschule in Dortmund. Nach einer frühen Serie über ostdeutsche Landschaften zu Beginn der 1990er Jahre, setzte sich Messmer in seiner weiteren künstlerischen Arbeit vor allem mit der Topografie der modernen Städte auseinander. Seither widmet er sich auch immer wieder der Umgestaltung Berlins. Sein dokumentarisches Augenmerk gilt dabei nicht nur den sichtbaren Metamorphosen der Architektur, sondern auch der historischen Dimension dieser Orte, die sich wie ein Filter vor die Wahrnehmung der heutigen Wirklichkeit schiebt. Im Laufe der Recherchen für sein neues Projekt „Anonyme Mitte“ stieß Messmer 2006 in der Berlinischen Galerie auf die Aufnahmen Tiedemanns und entwickelte so die Idee zu dieser Ausstellung.

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