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Zitadelle Spandau Museum für Stadtgeschichte


Am Juliusturm 64
13599 Berlin
Tel.: 030 354 944 264
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Öffnungszeiten:

tägl. 10.00-17.00 Uhr

JOHN BELLANY/Eine schottische Odyssee

21.07.2007 - 18.11.2007
Die erste Berliner Retrospektive John Bellanys, dem wohl bedeutendsten zeitgenössischen Maler Schottlands, präsentiert Ölbilder, meist großformatig, Aquarelle, Grafiken und Drucke. Extra für Berlin hat Bellany rund 80 Arbeiten aus seiner „privaten Schatz- kammer“ zur Verfügung gestellt, die sein Schaffen von Anfang der 1960er Jahre über vier Jahrzehnte bis heute dokumentieren. John Bellany, 1942 in Port Seton (Schottland) geboren, studierte Malerei u.a. bei Sir Robin Philipson, Sir William Gillies, Carel Weight und Peter de Francia in Edinburgh und London. Als Dozent war er selber in Brighton, London und Melbourne tätig. Er ist gewähltes Mitglied der Trinity Hall Cambridge und leitendes Mitglied des Royal College of Art, London. 1994 wurde er mit dem Commander of the British Empire (CBE) durch Königin Elizabeth II. ausgezeichnet. Er ist Ehrenbürger von Falconara, Barga (Italien) und ausgezeichnet mit dem „Chevalier Medal, Florenz“, und mit „the Freedom, East Lothian“. Er porträtierte prominente Persönlichkeiten wie David Bowie, Sean Connery und Alan Davie, die ebenso zu den Sammlern seiner Werke gehören wie die Schriftsteller Ken Follett und Ian Rankin. Seine Arbeiten sind weltweit in öffentlichen Sammlungen vertreten, u.a. im British Museum (London), in der Tate Gallery (London), dem Museum of London, dem Metropolitan Museum und dem Museum of Modern Art (New York), den Nationalgalerien in Edinburgh und Dublin, dem Museum für zeitgenössische Kunst Danzig oder auch in der Polnischen Nationalgalerie. Bellanys fand Orientierungspunkte u.a. bei Max Beckmann, Otto Dix, den Malern der Brücke, Francis Bacon, Edvard Munch, aber auch Bezüge zu den „Alten Meistern“ wie Rembrandt, Breughel, Velázques, Tizian und Goya. Nachhaltige Eindrücke haben in der Mitte der 1960er Jahre die früheren DDR-Maler Willi Sitte und Werner Tübke hinter- lassen. Seine Arbeiten sind grundlegend der nordeuropäischen Tradition verpflichtet und ordnen sich zwischen Realismus und Expressionismus ein. Die spezielle Ausprägung eines expressiven Realismus mit einer Tendenz zum Grotesken findet kaum Parallelen bei seinen Zeitgenos- sen. Die Bilder haben oft eine naive Bildsprache, die die Realität in vereinfachten Formen und Farben wiedergibt. Man kann ganze Ge- schichten entdecken, so dass das Bild quasi zur Bühne wird. Figuren treten auf, mal als Gruppe, mal allein – Menschen, Tiere oder bizarre Kreaturen – oft von Landschaften umrahmt. Sie sind starr, nehmen keine Beziehung untereinander, wohl aber zum Betrachter auf, so dass er, der Betrachter, zum Zuschauer und Teilnehmer eines Szenarios wird. Ändern sich die Form seines Expressionismus, ob in Pinselstrich, Farbigkeit, Bildaufbau oder Intensität, und sein Blick auf die Welt über die Jahre immer wieder, so ist sein ganzes Werk durchzogen von dem Ineinandergreifen verschiedener Realitätsebenen und der Verzahnung seines Erlebens mit seiner Kunst: sei es seine strenge calvinistische Erziehung und die Auseinandersetzung mit ihr, sei es das herbe Klima seiner Heimat, die starke Empfindung, die 1967 der Besuch des ehe- maligen Konzentrationslagers Buchenwald bei ihm hinterlassen hat, die Musik mit einer Band, seine zweite Frau, ihr Tod nach schwerer Krankheit, seien es seine Kinder oder die Probleme mit dem Alkohol. Und immer wieder ist Helen, seine erste Frau, zu spüren - die Probleme in der Beziehung, die Trennung und erneute Hochzeit, 1988, kurz vor der lebensrettenden Lebertransplantation, die sicherlich zu einem intensiveren Leben, Erleben und Reflektieren führte. Zwei überstandene Herzinfarkte in den letzten Jahren konnten diesen Aspekt nur noch vertiefen. Trifft man in seinem Werk häufig auf menschliches Leiden und den Versuch, die destruktiven Elemente im Leben anzuklagen und aufzudecken, so ist zu erkennen, dass Bellany jetzt in der Lage ist, künstlerisch das, was er anfangs nur erahnte und nicht wirklich umzusetzen vermochte, zu gestalten ... den Schrecken. Dennoch hat er nie verlernt das Schöne und Friedliche zu lieben, wovon seine Stilleben und Landschaften ein eindrucksvolles Zeugnis ablegen, ob sanft glühende schottische Sonnenuntergänge aus der früheren Zeit oder die warmen Farben mit gleißendem Sonnenlicht späterer Arbeiten, die von dem Leben in Italien, den Reisen durch Mexiko oder China berichten.

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