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Württembergischer Kunstverein Stuttgart im Kunstgebäude


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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Mi 11.00-20.00 Uhr

Titos Bunker

27.05.2017 - 06.08.2017

Der von 1953 bis 1979 in der Nähe Sarajevos erbaute Atomschutzbunker dient heute als Standort einer Biennale für zeitgenössische Kunst: der Project Biennial D-0 ARK. Ihr Ziel ist es, dort auf Basis der Werke der Biennalen ein Museum zu etablieren.
Iris Dressler und Hans D. Christ wurden eingeladen, die 4. Project Biennial zu kuratieren. Parallel dazu haben sie eine Ausstellung für den Württembergischen Kunstverein entwickelt, um den Bunker nicht nur an Ort und Stelle, sondern auch aus einer gewissen Distanz – in Abwesenheit bzw. als Phantom – reflektieren zu können.
Während sich ihr Projekt für den Bunker, in dem bereits über 120 Werke aus den vorhergehenden Biennalen installiert sind, auf sechs neue künstlerische Interventionen beschränkt, geht es in Stuttgart darum, auf der Basis eines breiten künstlerischen Spektrums verschiedene Referenz- und Assoziationsketten ins Spiel zu bringen: sie reichen vom Zweiten Weltkrieg und Kalten Krieg über die Belagerung von Sarajevo bis zu den aktuellen Kriegen; von den Atombomben, die über Hiroshima und Nagasaki gezündet wurden, bis zu den atomaren Super-Gaus in Tschernobyl und Fukushima; vom Bunker als Wohnmaschine und Überlebenskapsel bis zur gated community. Es geht um eine Auseinandersetzung mit dem Bunker als Infrastruktur, als Verheißung der Errettung, als post-katastrophische Projektionsfläche oder als Dispositiv der Selektion – aber auch als utopischer bzw. heterotopischer Raum.
Zu den rund zwanzig Künstler_innen der Stuttgarter Ausstellung zählen auch diejenigen, die Projekte für Titos Bunker entwickelt haben. Zudem umfasst die Ausstellung eine Reihe von historischen und aktuellen Referenzmaterialien.

Der Bunker
Von 1953 bis 1979 ließ der damalige Staatschef Jugoslawiens, Josip Broz Tito, unter strengster Geheimhaltung in der ca. 40 km südwestlich von Sarajevo entfernten (heute in Bosnien-Herzegowina liegenden) Gemeinde Konjic einen gigantischen und – zumindest theoretisch – atomwaffensicheren Bunker erbauen. In diesem 300 Meter tief in einen Berg gebohrten und 6.500 qm umfassenden Bau sollten im Falle eines Atomkrieges 350 auserwählte Vertreter der politischen und militärischen Elite des Landes Schutz finden und überleben – darunter eine einzige Frau: Titos Gattin Jovanka B. Broz. Tito selbst überlebte die Fertigstellung des Bunkers nur um ein Jahr.
Erst in den 1990er-Jahren wurde das 4,6 Milliarden Dollar teure Bauprojekt öffentlich bekannt. Zu diesem Zeitpunkt hatte es zwar noch keinen Atomkrieg gegeben, doch die Nation, zu deren Überleben (genauer, dem seiner „Eliten“) der Atombunker einst gebaut worden war, gab es nicht mehr: sie hatte sich quasi atomisiert.
2011 gelang es den beiden Künstler_innen Edo und Sandra Hozic die Project Biennial D-0 ARK ins Leben zu rufen, deren permanenter Standort Titos Bunker ist. Ziel ist dabei, mit der Biennale eine Sammlung entstehen zu lassen, die schließlich zur Gründung eines Museums im Bunker führen soll: Eines Museums, in dem sich zeitgenössische Kunst und Militärgeschichte (sicher nicht ohne Reibungen) begegnen.
Bevor es soweit ist, findet zunächst die vierte Ausgabe der Biennale statt, die von Hans D. Christ und Iris Dressler kuratiert wird. Sie haben ihr Projekt zu Titos Bunker für zwei Schauplätze entwickelt: Den Bunker selbst und den Württembergischen Kunstverein.

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