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Villa Haiss Museum für Zeitgenössische Kunst


Am Park 1
77736 Zell am Harmersbach
Tel.: 07835 54 99 87
Homepage

Öffnungszeiten:

Mi, Fr, Sa 12.00-17.00 Uhr
Do 18.00-21.30 Uhr
So 13.00-18.00 Uhr

Max Kaminski - "bruchstück welt"

01.09.2006 - 30.12.2006
Max Kaminski ist 1938 in Königsberg geboren. Durch die Kriegswirren wurde die Familie Kaminski nach Landsberg evakuiert. Weitere Stationen auf der Flucht vor den russischen Truppen waren Velgast bei Stralsund und Hemmelte bei Oldenburg. Die Härte des Krieges, die der junge Kaminski hautnah erlebte, prägte seinen weiteren Lebensweg entscheidend. 1959 beginnt Kaminski mit seinem Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Nach dem Besuch einer Mexico- und Mittelamerika-Ausstellung in Berlin, die ihn sehr nachhaltig beeindruckte, beschloss er 1960 sein Studium vorerst abzubrechen und zwei Jahre mit seinem Künstlerfreund Gerd van Dülmen mit geringsten Mitteln auf eine Mittel- und Südamerika-Reise zu gehen. Nach einem achtmonatigen Fußmarsch durch das Amazonasgebiet kehrten Kaminski und van Dülmen wieder nach Deutschland zurück und Kaminski setzt sein Studium in Berlin fort. Nach seinem Diplom wurde er 1966 / 67 Meisterschüler bei Hann Trier. In dieser Zeit rebellierten einige junge Berliner Künstler gegen die amerikanische Dominanz, die in dieser Zeit das Maß aller Dinge war und auch gegen die damalige in Deutschland starke Präsenz des Informel. Wie die Gruppe ZERO mit Heinz Mack und Guenther Uecker wollten die Berliner Künstler einen Gegenpol setzen. Anders als bei der Gruppe ZERO, die einen Neuanfang in der Kunst als Zielsetzung hatte, wurde bei Kaminski der Mensch oder auch die Natur in die Malerei mit einbezogen. Bei Kamiski sind es nicht immer volle natürliche Darstellungen, sondern oftmals Spuren oder Bruchteile. Keine Abstraktionen, aber auch keine rein figürlichen Bilder. Seine Bilder strahlen Ruhe trotz großer Bewegung aus. Oft werden Störfaktoren durch Einbringen geometrischer Objekte wie Würfel oder Kugel eingebaut, um in einer nicht gewollten Bildharmonie Spannung und Kühle zu erzeugen. Kaminski wurde sehr erfolgreich: 1971 erhielt er den begehrten Kunstpreis der Villa Massimo Florenz und 1972 den damit verbundenen einjährigen Aufenthalt in der Villa Massimo 1974 den Kunstpreis der Böttcherstraße Bremen 1977 den Kunstpreis der Stadt Darmstadt. Im selben Jahr war Kaminski auch Teilnehmer bei der documenta kassel. 1978 erhielt er eine Gastprofessur an der Hochschule der Künste Berlin 1979 eine Gastprofessur an der Akademie der Bildenden Künste Karlsuhe. 1980 Berufung zum ordentlichen Professor an der Akademie Karlsruhe. Im Gefolge waren zahlreiche Ausstellungen in Museen und wichtigen Institutionen. Die Walter Bischoff Galerie hatte Max Kaminski bereist 1985 in Chicago und 1990 und 1995 in Stuttgart ausgestellt. In den letzten Jahren hat sich Kaminski intensiv mit der Antike auseinander gesetzt. Auch schon in der Antike war, nach all den Kriegen und Schlachten, wie es auch heute ist, die Welt nicht mehr der friedliche Lebensraum der Menschheit, sondern nur noch ein "Bruchstück" dessen was die Welt einmal war. Daher auch der Titel "bruchstück welt" zum neuen Kaminski-Buch. Apokalyptische Lanschaften mit verstümmelten Figuren gab es auch in der Antike, wo in den Kriegen geschlachtet und gemetzelt wurde. Heute ist es nicht anders. Die Metzelei wird nur mit anderen Mitteln durchgeführt. In diesen Zwiespalt zwischen Gut und Böse gerät auch der antike Philosoph Empedokles. Die verlogene tyrannische Herrscherklasse bringt ihn in Bedrängnis. Der Legende nach sieht er für sich nur noch den Ausweg in den Freitod, indem er sich in den brodelnden Krater des Aetna stürzt. Bei Empedokles ist es aber auch gleichzeitig die Sehnsucht im seelenreinigenden Urelement Feuer aufzugehen. Empedokles kehrt aber auf die Erde zurück und wird zum Symbol für die Zerrissenheit der Welt. Friedrich Hölderlin hat sich in seinem Drama "Der Tod des Empedokles" ebenfalls eingehend mit dem Thema befaßt. Das Kaminski-Bild "Der Tempel brennt", das auch auf der Villa-Haiss- Einladungskarte zu sehen ist, zeigt den gigantischen Empedokles nach seiner Rückkehr auf die Erde als Geschundenen und Halbverbrannten, einen brennenden Tempel zertretend. Zur Linken eine Kugel, die Welt symbolisierend und zur Rechten einen Raben, der die Seelen Verstorbener vertritt. Empedokles geht aus der Apokalypse als grausamer Sieger über die autoritäre Kaste der Príester hervor. Kaminski überträgt diese antiken Legenden in seinen Bildern in die Neuzeit. In seinen apokalyptischen antiken Szenarien sind auch Flugzeuge und das Brandenburger Tor zu sehen. Er will damit ausdrücken, dass sich in den vielen Jahren auf der Welt nichts geändert hat.

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