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Theatermuseum Hannover


Prinzenstraße 9
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-19.30 Uhr
So 14.00-19.30 Uhr

Janoschs phantastisches Universum

17.04.2011 - 26.06.2011
Uns geht es gut, sagte der kleine Tiger, denn wir haben alles, was das Herz begehrt, und wir brauchen uns vor nichts zu fürchten. Janosch Die Ausstellung über den großen Zeichner und Schriftsteller Janosch anläßlich seines 80. Geburtstages stellt die beliebten Heldenfiguren in den Mittelpunkt. Allen voran natürlich die Tigerente, an deren Entstehung der Künstler sich selbst erinnert: "Ich ging in den Münchner Zoo, Elefanten zu zeichnen. Nun stand dort neben den Elefanten eine Tigerente und befand sich beim Zeichnen des danebenstehenden Elefanten automatisch auf dem Blatt." Diese geheimnisvolle Erläuterung über die Entstehung der Tigerente ist exemplarisch für Janoschs Verständnis von den Flügeln, die Phantasie verleihen kann und so ist es auch nicht verwunderlich, daß die gesamte Schar der Figuren und Charaktere, die Janosch für seinen Kinderbücher erfindet, ausnahmslos dem Reich seiner Vorstellungskraft und Inspiration entsprungen und somit unvergleichlich ist. Weitere bekannte Figuren und Helden, die in Kinderbüchern ihre Leser verzaubern sind Onkel Popoff, ein alter Mann der auf Bäume fliegen kann, der kleine Tiger und der kleine Bär, die Helden aus dem weltberühmten und preisgekrönten »Oh wie schön ist Panama«, Kasper Mütze, Schnuddelbuddel, Günter Kastenfrosch und Emil Grünbär. Allen diesen Figuren ist der Siegeszug in die Herzen der Kinder und die Anregung der kindlichen Vorstellungskraft gemeinsam. Sie alle haben etwas ausgesprochen Sympathisches aber auch Hintergründiges, denn sie sind mächtig und anrührend zugleich, sie leben in den einfachsten Verhältnissen und sind damit zufrieden. Janosch illustriert in diesen Figuren und in seinen Erzählungen ein großes Ja an das Leben in all seiner Komik und manchmal auch Tragik. Immer überwiegen dabei der bezaubernde, befreiende Witz und Humor und die menschliche Wärme des Autors, welche er über die Buchseiten hinaus zu transportieren vermag. Seine bescheidene Selbsteinschätzung überrascht dann umso mehr, wenn Janosch sagt, daß er "weder malen noch schreiben könne." Die Fähigkeit, eine erzählerische Magie heraufzubeschwören, ist nur eines der Geheimnisse von Janoschs Erfolg. Es sind vor allem seine Themen, die allgemeingültig und generationenübergreifend von Freundschaft, Gemeinschaft, Abenteuer und Freiheit, vom Fehlen einer richtenden und strafenden Autorität und erlaubter Unvernunft handeln. Mit Poesie und sprudelnder Phantasie, aber sicherlich auch, weil er selbst im Herzen ein Kind geblieben ist, ist es Janosch gelungen, Klassiker der Kinderbuchliteratur zu schaffen. Janosch wird 1931 als Horst Eckert im damaligen Hindenburg in Oberschlesien, dem heutigen polnischen Zabrze, geboren. Er wächst bei seinen Großeltern in einer Bergarbeitersiedlung in einer Wohnung ohne Licht und Wasser auf. Bereits als Kind von dreizehn Jahren geht Janosch in die Lehre zum Schmied und arbeitet in einer Schlosserei. Diese Erfahrung ist eine der prägendsten seines Lebens, denn er lernt dort eine wichtige Überlebensstrategie, nach der es nämlich nichts gibt, was nicht geht. Es fehlt in dieser Zeit an allem, und so sind ein flexibler Charakter und ein starker, zuversichtlicher Wille die einzigen Garanten fürs Überleben. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges flüchten Janoschs Eltern mit ihm nach Westdeutschland, wo er in der Nähe von Oldenburg in Textilfabriken arbeitet und eine Textilfachschule in Krefeld besucht. Dort nimmt er an einem Lehrgang für Musterzeichnen bei dem Klee-Schüler Gerhard Kadow teil. Nach einem Aufenthalt in Paris zieht er 1953 nach München und studiert an der Akademie der Bildenden Künste unter anderem bei Ernst Geitlinger, muß aber sein Kunststudium wegen "mangelnder Begabung" nach einigen Probesemestern abbrechen. Danach arbeitet er als freischaffender Künstler. 1956 beginnt seine schriftstellerische Tätigkeit im Feuilleton. Ein Freund rät ihm, aus seinen Zeichnungen ein Kinderbuch zu machen, und sein Verleger Georg Lentz, sich "Janosch" zu nennen. 1960 erscheint sein erstes Kinderbuch "Die Geschichte von Valek dem Pferd" bei dem mit ihm befreundeten Verleger Lentz, 1970 sein erster Roman "Cholonek oder Der liebe Gott aus Lehm". Neben seinen Kinderbüchern verfaßt Janosch zahlreiche Romane und Theaterstücke für Erwachsene, in denen er sich mit ernsthaften Themen wie Religion, gottesfürchtiger Erziehung und der Frage nach dem Sinn des Lebens und wahrer Lebenskunst beschäftigt. Er selbst hat dabei das Ziel eines erfüllten Lebens seit über zwei Jahrzehnten auf der Kanarischen Insel Teneriffa erreicht und wird dabei seinem Anspruch von Anarchie, Freiheit und Selbstbestimmung vollkommen gerecht. Janoschs Kinderbücher werden weltweit in zahlreiche Sprachen übersetzt und rangieren in ihrer Bedeutung gleich neben den Erzählungen von Astrid Lindgren. Ausgezeichnet wird der Künstler unter anderem mit dem Deutschen Kinderbuchpreis, dem Prix Jeunesse International, dem Orden de Manuel Amador Guerrero von Panama sowie mit dem Bundesverdienstkreuz.

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