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Städtisches Museum Braunschweig


Steintorwall 14
38100 Braunschweig
Tel.: 0531 470 45 05
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Ein Bild wie ein Gedicht – Illustrationen zu Goethes Gedichten

20.05.2007 - 26.08.2007
Dank der großherzigen Stiftung des Wolfsburger Sammlerehepaares Dr. Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch können in Braunschweig regelmäßig Ausstellungen zur Klassischen Moderne gezeigt werden. Die neue Ausstellung mit Werken aus der Kunststiftung Dr. Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch widmet sich den Illustrationen zu Goethes Gedichten – eine kleine Hommage zum 175. Todestag des Dichters. Goethes Werke reizten zu allen Zeiten die bildenden Künstler. Schon zu seinen Lebzeiten erschienen zahlreiche Illustrationen zu Gedichten. Nach Goethes Tod setzte eine wahre Flut von Graphiken ein. Im 20. Jahrhundert nahm das Interesse jedoch etwas ab. Meist legte man ältere Illustrationen wieder auf. Der berühmte Berliner Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer (1871-1926) initiierte deshalb 1924 eine Serie von Mappenwerken zeitgenössischer Künstler zu den Gedichten Goethes. Max Liebermann und Ernst Barlach schufen die ersten beiden Mappen mit Lithographien. Die Illustrationen von Hans Meid und Karl Walser folgten im Jahr 1925. Arbeiten von Max Slevogt, Oskar Kokoschka und Erich Heckel sollten sich anschließen. Der Freitod Cassirers 1926 verhinderte aber die Weiterführung der Serie. Alle vier erschienenen Mappen sind in der Kunststiftung Dr. Hans-Joachim und Elisabeth Bönsch vorhanden und werden erstmals gezeigt. Sie zeigen die verschiedenen Herangehensweisen der Künstler. Die Auswahl der Gedichte war ihnen selbst überlassen. Es sollte nur kein Gedicht mehrmals illustriert werden. Max Liebermann (1847-1935) wählte vor allem Balladen Goethes aus, deren Atmosphäre er einzufangen versuchte. So schuf er z. B. zu der Ballade „Der Fischer“ eine feinsinnige Liebesgeschichte. Ernst Barlach (1870-1938) dagegen bevorzugte Gedichte, die existenzielle Nöte ansprechen, wie die Angst vor den dämonischen Kräften, denen der Mensch sich hilflos ausgeliefert fühlt. In „Der Erlkönig“ und „Der Zauberlehrling“ werden diese Kräfte ins Bild gesetzt. Hans Meid (1883-1957) versuchte die Stimmung der Gedichte Goethes einzufangen und suchte sich hierfür berühmte Beispiele der Natur- und Liebeslyrik aus, die sog. Stimmungsgedichte. Er folgte mit seinen Illustrationen recht genau den Texten Goethes. Text und Bild gehen bei ihm die innigste Verbindung ein. In Karl Walsers (1877-1943) Graphiken schließlich klingt bisweilen ein volkstümlicher Ton an. In ihrer Formensprache sind die Illustrationen teilweise auf wenige Striche reduziert und verraten die Auseinandersetzung mit der modernen französischen Kunst. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Den Auftakt bilden die Illustrationen Liebermanns und Barlachs. Es folgen im zweiten Raum diejenigen von Meid und Walser. Der letzte Raum schließlich zeigt aus den Beständen des Städtischen Museums ausgewählte Beispiele von Goetheporträts sowie Illustrationen zu Werken des Dichters aus dem 19. Jahrhundert, die den Kontrast zu den Mappen aus dem Cassirer Verlag deutlich machen.

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