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Städtisches Kunstmuseum Singen


Ekkehardstraße 10
78224 Singen
Tel.: 07731 85 271
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 14.00-18.00 Uhr
Sa,So 11.00-17.00 Uhr

Velimir Ilisevic und Eckhard Froeschlin: Zeichen zeigen

24.01.2009 - 15.03.2009
Mit der Doppelausstellung: "Velimir Ilisevic + Eckhard Froeschlin: Zeichen zeigen" wendet sich das Städtische Kunstmuseum Singen, nach ausgiebigen Ausflügen in die Moderne und in die Kunstgeschichte, wieder dem Schwerpunkt: "Zeitgenössische Kunst der Euregio Bodensee" zu. Die Schau vereint über 100 Ölgemälde, Pastelle und Pastellmontagen, Gouachen, Aquarelle und Zeichnungen sowie bemalte Aluminiumfiguren aus dem Zeitraum 2002 bis 2008. Mit Velimir Ilisevic und Eckhard Froeschlin stellt das Städtische Kunstmuseum Singen zwei Künstler vor, die das Verstehen-Wollen ins Zentrum ihrer expressiv verdichteten, engagierten Kunst rücken. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Biographie, mit der am eigenen Leib erfahrenen Geschichte, erlebten Orten und Gesellschaften, den dauernd andrängenden Gefühlen, Wahrnehmungen und Sinnfragen, das sind die notwendigen Ausgangspunkte und Antriebe ihres Gestaltens. Sich und anderen ein individuelles, dabei authentisches Bild von der Wirklichkeit zu machen, die Welt offen zu schauen und widerständig ertragen, ohne sich deren Gewalt zu unterwerfen, das Kunstwerk zugleich als Zeugnis (einer lebendigen Erfahrung), als freien Denk-Raum (zwischen Menschen) und Übung (des Widerstands auf einen neuen Anfang hin) zu verstehen – all das zeichnet die Arbeiten der beiden Maler und Graphiker inhaltlich aus. Gemeinsam ist beiden, dass sie die Gegenstände, Interieurs und Figuren in ihren Werken so formen und montieren, dass diese zeichen- und gleichnishaften Charakter annehmen. Froeschlin wie Ilisevic fassen ihr Gestaltschaffen immer auch als Handeln, als eine andauernde, existentielle Suche nach Gründen, Standpunkten, Haltungen auf. Wer heute mit figurativ-gegenständlichen, expressiven und zeichenhaften Mitteln arbeitet, engagierte Kunst schafft, bewegt sich in schwerem, kunsthistorisch belasteten Terrain. Dass die "neuen Geschichts-, Gesellschafts- und Bekenntnisbilder" von Velimir Ilisevic und Eckhard Froeschlin nicht eindimensional werden, nicht bloß im Appellativen oder Wilden verharren, geht zurück auf die gleichermaßen eigenwillige Ästhetik und formale Kühnheit, auf die überdachte Anlage und die Spannungsgegensätze dieser Arbeiten. Die gestalterische Qualität, der malerische und zeichnerische Furor, welche den autonom bleibenden Werken eigen ist, diese komplex wie reflexiv halten – das ist die zweite Begründung für diese Doppelausstellung. Die "Sichtbarmachung" des gestalterischen Prozesses – welche der Betrachter in Beobachtung von Linienführung, Duktus, Gestus, Struktur, Farbmaterialität, Pastositäten, Lichtführung usw. erfahren kann – verleiht Ilisevics und Froeschlins Bildern ihren stimulierenden Doppelcharakter: sie sind gleichermaßen Verweise auf Erlebtes und Überdachtes, wie auch Reflexionen über das künstlerische Gestalten und Verstehen selbst. Hier wird eben nicht symbolistisch-moralisierend auf einen bloßen Zweck hin gestaltet, sondern das Nachdenken selbst ins Bild gesetzt. Die Zeichen, welche die beiden Künstler finden, setzen sich, je individuell und eindringlich, mit Fragen der Identität wie der Integrität des eigenen Schaffens auseinander. Der dritte Aspekt, der beide Oeuvres miteinander verbindet, ist die selten gewordene Wertschätzung des Pastells. Gilt vielen diese Technik einseitig als Domäne des Weichen, Fliessenden und Flächig-Zarten, so bezeugen Froeschlins Pastellmontagen und Ilisevics Arbeiten demgegenüber einen ungewöhnlich starkfarbigen, kraftvollen Zugriff auf dieses künstlerische Verfahren. Beiden Maler gelingt es, der Technik die ebenso in ihr angelegten zeichnerischen Strukturen, die Hell-Dunkel-, wie auch die Tiefenkontraste zu entlocken. Bei aller Betonung der Gemeinsamkeiten möchte die Ausstellung doch, in der Präsentation, die Unterschiede und Eigenständigkeiten der Werke von Velimir Ilisevic und Eckhard Froeschlin nicht glätten. Froeschlin, 1953 in Tettnang geboren, heute in Hinteruhlberg, Landkreis Schwäbisch Hall arbeitend, ist nicht zuletzt seiner druckgraphischen und buchkünstlerischen Arbeiten wegen (1990 gründete er zusammen mit Anne Büssow die EDITION SCHWARZE SEITE, welche seither zahlreiche Unikatbücher und Mappen herausgab) ein erkennbar stärker an der menschlichen Figur sowie am Zusammenspiel zwischen erzählenden wie lyrischen Texten und künstlerischem Bild interessierter Künstler, als der 1965 in Sisak (Kroatien) geborene, in Prijedor (Bosnien-Herzegowina) und in Novi Sad (Serbien) aufgewachsene Velimir Ilisevic, der heute in Stein am Rhein (CH) lebt. Dessen vergleichsweise introvertierter scheinenden Tafelbilder und Pastelle sind deutlich zeichen- und gleichnishafter. Und während sich Ilisevics Werke "Bekenntnisbilder", die sich in den letzten Jahren farblich aufhellen, mit ihren umgebenden Rändern stark auf verdichtete Bildkerne konzentrieren, greifen Froeschlins "Gesellschaftsbilder" bereitwillig, seit der Hinzugewinnung der "Malfiguren" auch realiter, in den umgebenden Raum aus. Werke Eckhard Froeschlins zeigte das Städtische Kunstmuseum Singen erstmals 1997. Die neuen Pastellmontagen und bemalten Aluminiumfiguren sind Anlässe für die zweite Präsentation. Velimir Ilisevics Werkserien, die auf der Schweizer Seeseite bereits seit einiger Zeit vermehrt Aufmerksamkeit finden, wird erstmals umfassender in Deutschland vorgestellt.

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