Die Wiener Firma Goldscheider war in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit künstlerisch und herstellungstechnisch hochwertigen Produkten Weltmarktführer in der figürlichen Keramik.
Der Unternehmer Ernst Carstens, der seine 1946 neu gegründete Majolika-Manufaktur in Fredelsloh/Solling innerhalb von sechs Jahren zu einem der Marktführer für Feinsteinzeug gemacht hatte, erwarb die Lizenz und Mutterformen aus Wien für die eigene Produktion. Mit fünf aus Wien übernommenen Fachleuten begann 1953 die Fertigung figürlicher Keramiken und Wandmasken unter dem Label „Goldscheider – West Germany“. Carstens gelang eine Produktion, die vom niedersächsischen Fredelsloh in die ganze Welt ausstrahlte. Aus deutschen Wohnzimmern waren die Figuren von Paaren, Tänzerinnen, Kindern, exotischen Fremdlingen und Wandmasken kaum wegzudenken.
Heute werden für die Goldscheider-Keramiken auf dem Sammlermarkt hohe Preise erzielt, auch wenn dem Betrachter die Wahl zwischen Kunst, Kitsch, Kult und Kultur manchmal schwerfallen dürfte. Die Ausstellung präsentiert die Goldscheider-Keramiken aus Fredelsloh in ihrer Vielfalt und bettet sie in ihre Entstehungszeit ein. Nicht nur Kunst- und Design-Interessierte und Sammler werden sie genießen. Die Kultur der 50er Jahre prägte eine Generation und ihre Nachkommen und lässt viele persönliche Erinnerungen wach werden.
Die Ausstellung wurde von Dr. Gerald Könecke, Großenrode, in Zusammenarbeit mit dem Geschichts- und Heimatverein Fredelsloh e.V. konzipiert. Es gibt ein umfangreiches museumspädagogisches Begleitprogramm. Ein 132-seitiger, farbiger Katalog zur Ausstellung ist erhältlich. Die Ausstellung ist außerdem Teil des überregionalen norddeutschen Museumsprojektes „Ton-Spuren“, das eine Vielzahl von Ausstellungen und Veranstaltungen zum Thema Keramik von der holländischen bis zur polnischen Grenze im Jahr 2013 verbindet.