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Siegerlandmuseum im Oberen Schloss


Burgstraße
57072 Siegen
Tel.: 0271 230410
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Rubens nach Rubens - Graphische Reproduktionen 1650 bis 1850

11.08.2011 - 25.09.2011
Rubens unterhielt in seinem Atelier auch einen Arbeitsplatz für Kupferstecher, die die wichtigsten seiner Werke in schwarz-weiß reproduzierten. Diese graphischen Umsetzungen waren ihm so wichtig, dass er für ihre Publikation ein Copyright kaufte, das sich auf mehr als 60 Blättern in der Privilegformel "Cum privilegijs regis..." (Durch die Gunst des Herrschers) wiederfindet. Daneben arbeitete er mit dem Holzschneider Christoffel Jegher an Motiven nach eigens dafür angefertigten Zeichnungen (Krönung Marias, Versuchung Christi in der Wüste). Die Stiche dienten der Verbreitung seiner Kunst im In- wie Ausland, sie konnten aber auch eine Art von Musterkatalog für potentielle Neukunden darstellen. Rubens überwachte die Ausführung der Stiche sorgfältig und vieler seiner mit Privileg versehenen Blätter sind authentischer als seine Gemälde, deren Ausführung der Meister nicht selten nur der Werkstatt überließ. Auch nach Rubens Tod wurden seine Werke in graphischen Reproduktionen verbreitet. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Selbstbildnisse des Künstlers, die der Mode der jeweiligen Zeit entsprechend rezipiert werden und die Bedeutung des flämischen Barockmalers über seinen Tod hinaus belegen. Dabei sind einige der graphischen Umsetzungen an konkreten Vorlagen orientiert, wie dem Porträt gestochen von Paulus Pontius nach dem Selbstbildnis in Windsor Castle (Variante im Siegerlandmuseum). Andere mit dem Namen Rubens versehene Porträts erlauben sich größere Freiheiten. So wird ein Porträt des George Gage, gemalt von Anthonis van Dyck, von Johannes de Visscher, einem gefragten Graphiker in Haarlem, aus einem Gruppenporträt herausgelöst und kurzerhand mit dem Namen Rubens verbunden. Dabei verändert er auch ungeniert einige wichtige Gesichtszüge der Vorlage. Die Person wird älter dargestellt, der Blick durch die gerunzelte Stirn intensiviert. Es erstaunt auch nicht, dass der Kölner Verleger Friedrich August Mottu als Geburtsort des Malers nicht Siegen, sondern Köln nennt (damals auch noch nicht eindeutig belegt) und auf die Kreuzigung Petri verweist, um damit den lokalen Bezug zu unterstreichen. Das am meisten reproduzierte Altarbild nach einer Rubens-Arbeit ist die Mitteltafel des Kreuzabnahmealtares in der Kathedrale von Antwerpen, die sich besonders in der Technik des Mezzotinto einer malerischen Wirkung erfreute und von vielen Künstlern der Nach-Rubens-Zeit als Anregung genommen wurde. Es sind etwa 39 Kopien in Öl auf Leinwand erhalten und Dutzende von Graphiken. Bis ins 19. Jahrhundert hinein war es neben dem Selbstbildnis in Windsor Castle das am häufigsten zitierte Werk des Flamen. Der graphischen Reproduktion kommt jedoch auch eine dokumentarische Bedeutung zu. Rubens fertigte 1620/21 insgesamt 36 Deckengemälde für die Jesuitenkirche in Antwerpen. Sie wurden nicht als Fresken, sondern in Öl auf Leinwand ausgeführt und in einer denkbar kurzen Zeit konzipiert und realisiert. Alle Deckenbilder fielen 1718 einem Brand zum Opfer. Durch die wenigen erhaltenen Skizzen von Rubens und die Stiche von Jan Punt und Johann Justin Preissler ist es jedoch möglich, die Gemälde des Barockmeisters in ihren Grundlagen zu rekonstruieren. Dabei weisen die Stiche einige Unterschiede auf, die auch der individuellen Sichtweise der jeweiligen Graphiker entsprechen.

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