Foto: Shedhalle - Rote Fabrik
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Shedhalle - Rote Fabrik

Foto: Shedhalle
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Seestrasse 395
8038 Zürich
Tel.: 044 481 59 50
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Öffnungszeiten:

Mi-Fr 13.00-18.00 Uhr
Sa, So 12.00-18.00 Uhr

Das Ende der Natur

14.11.2014 - 01.03.2015

Die Zerstörung von „Umwelt“ und Ressourcen gehört untrennbar zur Entwicklung der kapitalistischen Moderne. Doch ist die Kritik daran, ist ökologisches Denken deshalb automatisch fortschrittlich? Die Frage nach der Verteilung des Reichtums und des Ressourcenverbrauchs wird vielfach erst gar nicht gestellt.
Ökologische Kritik ist oftmals reaktionär: so nahm beispielsweise der Begriff „Dichtestress“ Eingang in die Schweizer Debatten und könnte für die Verlustangst derjenigen stehen, die es gewohnt sind, sich keine Gedanken über die Verteilung von Platz und Ressourcen machen zu müssen, da sie von der derzeitigen Verteilung profitieren.
Derartige Denkmuster recyceln Rassismus und präsentieren ihn im Gewand einer „fortschrittlichen“ Sorge um die „Erde“. Damit bieten sie jenen, die sich als „progressiv“ und zeitgemäss betrachten wollen, die Möglichkeit, einer nationalistischen und rassistischen Option zuzustimmen. Modelle wie der „New Green Deal“ oder „Grüner Kapitalismus“ unterschlagen die Frage nach gesellschaftlichen Machtverhältnissen und sozialer Gerechtigkeit, sie werden gegen diejenigen durchgesetzt, die in ihrem Ökobewusstsein als beschränkt und „unsauber“ gelten.
Die Shedhalle greift die Thematik im Rahmen eines Ausstellungsprojekts auf und beauftragte zwei Künstler, neue Projekte zu entwickeln.
Ralo Mayer geht in seiner Installation der feinen Trennlinie zwischen Verschwörungstheorien und „ökologischen“ Argumenten nach. Zudem wird in der Ausstellung Mayers Video „Why do we see the photo of the whole Earth so often (that we don’t even see it anymore)?“ (2012) gezeigt. Der Film behandelt die Geschichte des Bildes der Erde, wie es die Besatzung der Apollo 17 im Jahr 1972 aus einer Entfernung von 45.000 km aufnahm und interessiert sich für dessen Verknüpfung mit der Gegenkultur der 60er Jahre, technologischem Vormachtsdenken und der Ökologiebewegung.
Tomash Schoiswohl beschäftigt sich in seinem Beitrag mit der verhängnisvollen Verwandtschaft von „Schmutz“ und „Sauberkeit“. Beide Begriffe finden verstärkten Einsatz im Sprechen über „Natur“ und „Umwelt“ und der Stadtplanung. Sie sind zentral für die Rechtfertigung sozialer Ungleichheit: Der Platz der „Schmutzigen“ wird denjenigen zugewiesen, die aus dem Stadtbild/der eigene Siedlungsfläche/der Schweiz verschwinden sollen, „sauber“ sind die, die sich auf der grüneren Seite des Grases befinden. Schoiswohl erarbeitete eine Installation, die der vielfältigen Funktion der beiden Begriffe nachgeht.
Ralo Mayers Arbeiten entwerfen im weitesten Sinn Ökologien der Zeitgeschichte, die modellhaft das Verhältnis von Natur und Gesellschaft und ihre bröckelnde Trennung erkunden. Zwischen vergangenen Zukünften und Science Fiction der Gegenwart verflechten sich seine performativen Untersuchungen zu vielschichtigen Narrativen, die er in medienübergreifende Ensembles übersetzt.
Tomash Schoiswohl ist im Feld der Kultur- und Geschichtsvermittlung aktiv. Er beschäftigt sich mit Aspekten von Stadtgeschichte, Kunst im öffentlichen Raum sowie Geschichtstheorie. Ein Schwerpunkt liegt auf der Erforschung des Wiener Matzleinsdorferplatzes – als Aufhänger für politische Kritik und als Ort für utopisches Denken. Unter dem Titel „Geschichtsbaustelle“ beschäftigt er sich in einer theoretischen Auseinandersetzung mit konfrontativer Geschichtsarbeit.

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