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Schlossmuseum Otto Ludwig


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"WEB-ART" - mit Annelies Schulz und Gabriele Gaßdorf

07.10.2012 - 26.11.2012

Sie haben weltweite Flüge unternehmen dürfen, die kunstvoll gewebte „Taube" von Renate Gaßdorf und der am Webstuhl von Annelies Schulz entstandene prunkvolle „Eisvogel“. Beide Bildteppiche gehörten vor mehr als drei Jahrzehnten zu einer Reihe von gewebten Kostbarkeiten, die viele Male als Exponate größerer Ausstellungen auf die Reise in eine Reihe europäischer Länder und bis nach Übersee gingen. Anfangs mochten die beiden Weberinnen dieser Nachricht kaum Glauben schenken, dass gerade einige ihrer Arbeiten für die Präsentation auf internationaler Ebene ausgewählt worden waren. Ihre gewebten Schönheiten wurden sozusagen zu „fliegenden Teppichen“, die ihre Bewunderer in den zahlreichen Ausstellungen, beginnend 1968 in der Sowjetunion, nachfolgend in den nordischen Ländern, in Österreich und Polen, der CSSR, als mit Auszeichnungen geehrte Exponate auf den DDR-Arbeiterfestspielen fanden. Die Webereien aus Südthüringen erlebten viel Beachtung auf Expositionen in Italien, auf Kuba, in der Mongolei, in Angola, Mexiko, Pakistan, Laos und anderen Ländern. Renate Gaßdorf, geboren in Zella-Mehlis und bis auf den heutigen Tag dort zu Hause, sowie die in Saalfeld gebürtige Annelies Schulz, seit vielen Jahren in Suhl lebend, lernten sich, wie könnte es anders sein Anfang der 60er Jahre durch die „Weberei“ kennen. Die Suhler Weberin sagt, dass ihr bereits das Handarbeiten im Schulunterricht Freude bereitet hätte und ihr somit die Entscheidung, sich nach dem Schulabschluss für die Ausbildung zur Schneiderin zu entscheiden, mehr als willkommen gewesen wäre. Die Zella-Mehliserin hingegen absolvierte zunächst ihre Ausbildung als Lehrerin der Kunsterziehung und Schulgarten, ehe sie sich für die weiteren Jahrzehnte der textilen Kunst des Webens verschrieb. Unter der ausgezeichneten Leitung von Barbara Reising, einer im niedersächsischen Bückeburg umfassend ausgebildeten „Lehrerin für ländliche Frauenberufe“ wagen die beiden „Web-Eleven“ in der Spezialschule für Textilgestaltung Suhl ihre ersten Übungen mit Kette und Schuss am Webstuhl, um das anfängliche Grundwissen dieses altehrwürdigen Handwerks zu erlernen. Sie plagen sich mit den Schwierigkeiten des Anfangs, überwinden Niederlagen, die jedoch stets mit einem Weiterlernen verbunden sind. Der Stolz auf erste Erfolge festigt zunehmend ihre Hingabe für die Schönheit dieser textilen Kunst. Die beiden Webfrauen nutzen alle Möglichkeiten, die ihnen diese Ausbildung, später auch während ihrer Weiterbildung in der „Fördergruppe Weben“ Steinbach-Hallenberg bietet. Da ist der Unterricht bei Künstlern anderer Genres. Sie lernen beim praktischen Üben die verschiedenen Fasern kennen, die für das Weben in Frage kommen, experimentieren auch mit anderen Materialien. Bald jedoch reizt sie das kreative Entwerfen von eigenen Ideen und Vorstellungen. Ihre Phantasie geht spazieren, zunächst als grafische Skizze auf dem Papier dann entsprechend in Farbe, ehe schließlich die Umsetzung am Webstuhl für eine unbestimmte Zeitdauer beginnt. Bei aller die beiden Frauen verbindenden Hingabe an ihre Leidenschaft, zeichnen sich ihre Arbeiten durch die ihnen eigene Persönlichkeit aus. Selbst, wenn sie sich für ein gleiches Thema entschieden haben, genannt sei hier die Vorstellung, einen Aufenthalt in Italien bildhaft umzusetzen, entstehen im Entwurf, der Größe sowie der Farbgebung höchst unterschiedliche Gobelins. Diese Verschiedenheit gilt als Bereicherung für sie selbst und ebenso für jede ihrer Ausstellungen und für die Betrachter ihrer gewebten Exponate. Während sich Annelies Schulz oftmals für mutige Farbkombinationen entscheidet, zeigt ihre jüngste Arbeit „Alles in Grün“ die Hinwendung zu einer Homogenität der Farben. Ihre Teppiche zeichnen sich durch abstrakte geometrische Formen aus. Dagegen zeigt die Weberin aus Zella-Mehlis ihre Vorliebe für warme Rot- und Brauntöne, aber ebenso für die Farbe Blau in vielen Nuancen. Sie bevorzugt die sanfteren, geschwungenen Linien und auch die bildhafte Wiedergabe ihrer Web-Ideen. Webbgleich unterschiedlich in ihrer Arbeit, suchen sie oft genug die gegenseitige Beratung über das entstehende Bild, brauchen nicht das unkritische Lob des anderen, sondern vielmehr das geübte „Web-Auge“ und finden so gemeinsam die für sie beste Lösung. Seit mehr als drei Jahrzehnten und bis auf den heutigen Tag gehören Annelies Schulz und Renate Gaßdorf mit einer Gruppe Gleichgesinnter dem von Kunsterzieher Bernd Hössel geführten „Webkreis Steinbach-Hallenberg“ an. Sie besuchen außerdem wöchentlich in der Volkshochschule einen Kurs „Malerei für Fortgeschrittene“. Sie selbst haben über lange Jahre ihr eigenes Wissen und Können weitergegeben. Schon längst ist über die gemeinsame Web-Leidenschaft hinaus eine Freundschaft gewachsen, die sie, oft auch in Familie, gemeinsame Reisen, Ausflüge zu besonderen Ausstellungen, und Wanderungen zwecks Motivsuche in der Thüringer Heimat unternehmen lässt. Mit der Ausstellung im Eisfelder Schloss erfüllt sich für die beiden Kunsthandwerkerinnen ein großer Traum. Schon lange hegten sie den Wunsch nach einer gemeinsamen Ausstellung, um einen Querschnitt ihrer über die Jahrzehnte entstandenen Arbeiten zeigen zu können. Noch auf dem Webstuhl findet sich bei Renate Gaßdorf die Umsetzung einer Farbkomposition in kontrastreichen Blau- und Gelbtönen, während Annelies Schulz ein Detail aus einem historischen flämischen Wandteppich in einem modernen gewebten Kontext arbeiten möchte.

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