Schloss Charlottenburg (Foto: KULTURpur)
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Schloss Charlottenburg

Schloss Charlottenburg (Foto: KULTURpur)
Schloss Charlottenburg (Foto: KULTURpur)
Schloss Charlottenburg (Foto: KULTURpur)
Schloss Charlottenburg (Foto: KULTURpur)

Spandauer Damm 20-24
14059 Berlin
Tel.: 030 32 09 10
Homepage

Öffnungszeiten:

Altes Schloß:
Apr-Okt
Di-So 10.00-18.00 Uhr
Nov-März
Di-So 10.00-17.00 Uhr Neuer Flügel:
Apr-Okt
Mi-Mo 10.00-18.00 Uhr
Nov-März
Mi-Mo 10.00-17.00 Uhr

War and Pieces

11.04.2013 - 02.06.2013

Mit der acht Meter langen Porzellaninstallation "War and Pieces" (deutsch: "Krieg und Scherben") des niederländischen Künstlers Bouke de Vries erinnert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg im Oberen Ovalen Saal des Schlosses Charlottenburg an den Hubertusburger Frieden, der auch für das Schloss eine wichtige Bedeutung hatte.
Charlottenburg wurde im Laufe seiner Geschichte zwei Mal zum Opfer feindlicher Angriffe: Entscheidende Verluste erlitt das Schloss während eines Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg, als das Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört wurde. Weniger bekannt ist, dass es in Charlottenburg schon während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) zu Vandalismus und Plünderungen gekommen war. Zum 250jährigen Jubiläum des Hubertusburger Friedens, der den Siebenjährigen Krieg beendete, bietet sich Charlottenburg daher geradezu an für die Installation "War and Pieces", mit der de Vries die zerstörerische Kraft des Krieges schlechthin thematisiert.
De Vries, der seit seinem Studium in London lebt, arbeitete als Textildesigner (unter anderem für John Galliano), bevor er sich zum Restaurator für keramische Materialien ausbilden ließ. Das Zerbrochene und die Zerbrechlichkeit, die zu den täglichen Begleitern seines neuen Berufes zählten, inspirierten ihn bald zu eigenen Skulpturen und Installationen.
Zu dem ausgestellten Werk wurde de Vries von den vielteiligen figürlichen Tafelaufsätzen angeregt, die im 18. Jahrhundert bei besonderen Anlässen die Festtafeln der europäischen Fürstenhäuser schmückten. Mit den Figuren solcher Tafelaufsätze, die (wie teilweise auch bei de Vries) aus Zucker und später immer öfter aus Porzellan bestanden, ließen sich Geschichten erzählen oder sogar politische Botschaften übermitteln. Wie beispielsweise 1769, als Friedrich II. in seiner königlichen Porzellanmanufaktur einen Tafelaufsatz in Auftrag gab, um ihn der russischen Kaiserin Katharina II. als diplomatisches Geschenk zu überreichen. Russlands militärische Stärke machte das Land nach dem Siebenjährigen Krieg zu einem attraktiven Verbündeten Preußens – kein Wunder, dass die antiken Gottheiten des Krieges eine Hauptrolle in dem Aufsatz spielten.
An solche Traditionen knüpft Bouke de Vries mit seiner Installation an. Nicht zufällig erinnert das pilzförmige Gebilde im Zentrum seines modernen Tafelaufsatzes an eine Kernwaffenexplosion, deren Gewalt die ganze Tafel in ein Trümmerfeld verwandelt zu haben scheint. Mitten in diesem Scherbenhaufen aus altem und neuem Porzellan tobt eine Schlacht, die von zahlreichen Miniaturkriegern mit konventionellen Waffen ausgetragen wird. Diesem Töten und Toben stehen die Figur des gekreuzigten Christus und die als Guanyin bezeichneten buddhistischen Göttinnen des Mitgefühls gegenüber.
Für die Präsentation in Charlottenburg wird "War and Pieces" durch Bestecksätze aus dem erwähnten Dessertaufsatz für Katharina II. ergänzt. Diese sind mit Szenen aus dem Krieg bemalt, den die Kaiserin damals gegen das Osmanische Reich führte. De Vries' moderne Interpretation eines den Krieg thematisierenden Tafelaufsatzes trifft in Charlottenburg also auf seine historischen Vorbilder.

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