Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
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Olaf-Gulbransson-Museum

Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel

Kurgarten 5
83684 Tegernsee
Tel.: 08022 33 38
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Honoré Daumier und die Jagd

25.09.2011 - 29.01.2012
Die Jagd ist Weltkulturerbe par excellence, finden sich in ihrem Umfeld doch frühe Wurzeln für die menschliche Kultur: für Sozialordnung, Technik, Recht und Handel wie für bildende Kunst (Höhlenzeichnungen), Mythos und Religion, Sprache und Musik. In großen Teilen Europas war der frühe Mensch auf Grund der teilweise sehr ungünstigen klimatischen Bedingungen nur als Jäger lebensfähig, da erfolgreiche Jagd das Wichtigste zum Überleben bot: Fleisch zur Nahrung, Felle oder Häute als Kleidung und Schutz gegen die Unbilden der Witterung, Knochen, Sehnen und Därme zum Herstellen von Handwerkszeug, Waffen und Kleidung, Magen und Blase zum Transportieren von Flüssigkeiten - alles bis auf das letzte kleine Stück des erbeuteten Tieres fand Verwendung. Doch mit der aus Osten kommenden "Neolithischen Revolution" (bei uns vor rund 8000 Jahren) verlor die Jagd durch die neue Kulturtechnik Domestikation, verbunden mit Sesshaftwerdung und Ackerbau, ihre dominante Stellung, aber nicht ihren kulturellen Wert. Ganz im Gegenteil - sie wurde immer mehr zu einem Privileg der Herrschenden: Als Einübung der Kriegskunst in Friedenszeiten (so Xenophon in seinem "Kynegetikos") wurden bei ihr wichtige Fähigkeiten für Führungspositionen trainiert: Körperkraft und Koordination, Teamfähigkeit, Strategie, Entscheidungssicherheit, Entschlussgeschwindigkeit. Dazu vermittelte sie Freude, war gesellschaftliches Ereignis, gab politische und soziale Kommunikationsmöglichkeiten. Diese Ansiedelung bei den Mächtigen brachte neben sehr aufwendigen Jagdtechniken eine beachtliche Anzahl von Kulturgütern hervor, die bis in die heutige Zeit unübersehbar sind: in der Landschaft (Wald- und Parkstrukturen, Umweltplanung und Umweltschutz), in der Technik, in den Wissenschaften, in der Architektur (Schlösser, Jagdbauten), in allen Bereichen der Kunst (Literatur, Musik, Malerei, Bildhauerei), im Kunsthandwerk - um nur eine kleine Auswahl zu nennen - und nicht zuletzt in unserer Sprache . Die hochspannende Jagdgeschichte vom "Recht des freien Tierfangs" über "Inforestation" und "Regalität" bis hin zur "Französischen" (1789) und "Bürgerlichen Revolution" (1848), in der sich Geistes-, Sozial- und politische Geschichte spiegeln, kann hier leider aus Platzgründen nicht geschildert werden. Deswegen nur kurz: Der jahrhundertelang aufgestaute Zorn über die drückende Last der bäuerlichen Jagdfrondienste und die durch zu viel Wild hervorgerufenen Flur- und Ackerschäden - denn die Lust des Adels war die Last der Bauern - entlud sich explosionsartig bei der "Französischen Revolution", die auch zur Abschaffung des adeligen Jagdprivilegs führte. Gemessen am gesellschaftspolitischen Sprengstoff, den die Jagd vor allem ab der frühen Neuzeit und besonders im 17. und 18. Jh. (in Deutschland noch im frühen 19.Jh.) produzierte, und an Daumiers bei anderen Themen gezeigter scharfer Gesellschaftskritik, bespötteln die Blätter dieser Ausstellung in fast ironischer Weise "ungemütliche" Vorkommnisse bei Begegnungen zwischen Jägern, Wild und Mitmenschen sowie menschlich-allzu-menschliche Schwächen der Jagdbeflissenen, wobei die "Pariser" eine besondere Zielscheibe abgeben. Honoré Daumier (*26. Februar 1808 Marseille, †10. Februar 1879 Valmondois) war der wohl bedeutendste französische Karikaturzeichner des 19. Jahrhunderts. Er kam jung nach Paris, wo er sich weitgehend selbstständig als Lithographie-Zeichner, Maler und Plastiker ausbildete. Als Zeichner und Mitarbeiter widmete er sich in den ersten regelmäßig erscheinenden Karikaturzeitschriften La Caricature von 1830 bis 1835 und Le Charivari von 1832 bis 1875 der politischen Satire und Sittendarstellungen, häufig in Serien. Sein präziser und klarer Stil, in dem er mit sparsamsten Mitteln größte Ausdruckskraft erzielte, erhob die Lithographie zur hohen Kunst. Er fertigte auch Holzschnitte für Buchillustrationen sowie Karikaturplastiken und wandte sich zudem vor allem in der 1860er Jahren der Malerei zu, wobei er sich als Meister der Romantik und zugleich als Vorläufer des modernen Realismus erwies.

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