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Niedersächsisches Landesmuseum


Willy-Brandt-Allee 5
30169 Hannover
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr
Do bis 19.00 Uhr

Die Schöninger Speere - Mensch und Jagd vor 400.000 Jahren

28.03.2008 - 27.07.2008
Bei Schöningen in Niedersachsen wurde eine Weltsensation entdeckt: Archäologen fanden seit 1994 acht gut erhaltene Holzspeere und zahlreiche Wildpferdknochen aus der Altsteinzeit. Mit rund 400.000 Jahren sind die Schöninger Speere nicht nur die ältesten Siedlungsnachweise des Menschen in Niedersachsen, sondern gehören mit zu den frühesten Besiedlungsspuren in Europa. Diese bislang ältesten vollständig erhaltenen Jagdwaffen der Menschheit verändern das Bild des europäischen Urmenschen grundlegend: sie sind eindeutige Belege dafür, dass der späte Homo erectus großes handwerkliches Geschick in der Holzbearbeitung besaß, dass er planvoll und aktiv jagte und nicht mehr zu den Aasfressern gezählt werden kann. Er beherrschte das Feuer und konnte sich innerhalb der Gruppe verständigen, es muss also eine Art Sprache gegeben haben. Für die Zeit des Urmenschen sind somit jetzt Fähigkeiten belegt, die von der Fachwelt bis dahin selbst dem viermal jüngeren Neandertaler abgesprochen wurden. Während sich Steinwerkzeuge der Altsteinzeit in großer Zahl erhalten haben, sind Holzgeräte aufgrund ungünstiger Erhaltungsbedingungen immer noch äußerst selten. Der Fund ist eine archäologische Sensation, denn er belegt das hohe technische Können des Homo erectus, der Waffen schnitzen konnte, die den heutigen Wettkampfspeeren entsprechen. In der Ausstellung begibt sich der Besucher auf eine Raum-Zeit-Reise, die ihm den Blick auf die Menschheit vor 400.000 Jahren ermöglicht. Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, das der Ausstellungsbesucher wie einen unbekannten Planeten entdeckt und erforscht. Artefakte und Objekte aus Schöningen und anderen europäischen Fundstellen werden durch Texte, Grafiken, Bilder und Medien in ihrer Bedeutung und Aussage erklärt. Die Thematik wird wissenschaftlich fundiert und zugleich erlebnisorientiert vermittelt. Die Ausstellung besteht aus zehn Modulen, die sich vom Allgemeinen zum Speziellen an das komplexe Thema herantasten: Schicht für Schicht wird – wie beim archäologischen Graben – sorgfältig betrachtet und dem Besucher so nach und nach ein Gesamtüberblick gegeben. Der Sensationsfund ist Teil einer Kette im Erkenntnisgewinn, der sich vom Braunkohlebergbau, über die Grabungen in Schöningen bis hin zur modernen Hirnforschung erstreckt.

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