Das Schloss Großlaupheim beherbergt mit dem Museum zur Geschichte von Christen und Juden eine deutschlandweit einmalige Ausstellung. Am Beispiel Laupheims mit seiner einst fast größten jüdischen Gemeinde im Königreich Württemberg wird das Zusammenleben der beiden Religionsgemeinschaften aufgezeigt. Die Ausstellung erzählt in chronologischer Reihenfolge von mehr als 200 Jahren Nebeneinander und Miteinander, von Vertreibung und Mord, aber auch von ersten Schritten der Versöhnung. Das inhaltliche Konzept stammt vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Zu den wichtigsten gestalterischen Elementen gehören schiefe Ebenen. Beim Rundgang durch neun Ausstellungsräume soll der Besucher erfühlen, wie es um das Verhältnis zwischen Christen und Juden bestellt war.
Der Ort der Ausstellung, das Schloss, ist eng mit dieser Geschichte verknüpft. Hier residierten die Freiherren von Welden. Carl Damian von Welden holte um 1730 die ersten jüdischen Familien nach Laupheim, um von den neuen Untertanen Schutzgeld zu kassieren. Ein Raum widmet sich den Anfängen dieses Zusammenlebens.
Als Laupheim württembergisch wird, verbessern sich die rechtlichen Grundlagen und damit die Lebensverhältnisse für die Juden. Dennoch sind sie den Christen noch nicht gleich gestellt. Die leichte Raumschräge deutet das an. Keine Schieflage haben indes die Zimmer, in denen die beiden Religionen dargestellt werden und das fortan fruchtbare Miteinander von Juden und Christen. Nicht nur in Politik und Kultur, sondern auch in Vereinen arbeiten sie erfolgreich zusammen. Der Gründerzeitraum unter dem Stichwort "Industrialisierung" erinnert an bedeutende jüdische Unternehmen, denen die Stadt in der Zeit von 1850 bis 1933 ihren wirtschaftlichen Aufschwung verdankt.
Erzählt wird auch das Schicksal jüdischer und christlicher Soldaten, die im ersten Weltkrieg gemeinsam kämpften. Die Jahre der Weimarer Republik markieren Höhe- und Wendepunkt im Verhältnis. In Laupheim versuchen Christen und Juden noch gemeinsam die schweren Wirtschaftskrisen zu meistern. Die christlichen Kirchen reagieren mit einer Gegenveranstaltung auf antisemitische Hetze. Doch der Widerstand bröckelt, als eine NSDAP-Ortsgruppe gegründet wird. Der Antisemitismus auf Reichsebene wächst und bringt das Gleichgewicht zum Wanken.
Beklemmend ist die düstere Kammer, die für den Nationalsozialismus steht. Das gesellschaftliche Gleichgewicht ist zerstört. In einem Teil der Kammer verlieren auch die Besucher den Boden unter den Füßen. Letzte Erinnerungen, etwa verkohlte Reste aus der Synagoge, und eine Fülle von Fotos und Dokumenten finden sich an Stelen. Die jüdische Gemeinde hört mit der Deportation der letzten Juden in Konzentrationslager 1942 auf zu existieren.
Zum Abschluss erzählt die Ausstellung aber auch von einer vorsichtigen Annäherung zwischen Laupheim und den Emigranten nach 1945. Trotz der leidvollen Erfahrung haben einige Laupheimer Juden wieder Verbindung mit ihren einstigen christlichen Nachbarn aufgenommen - versöhnliche Wiederbegegnungen. Sie weisen den Weg in die Zukunft.
Dem großen Laupheimer Sohn, Carl Laemmle, Filmpionier und Hollywood-Mitbegründer, ist ein eigener Museums-Teil mit Kino reserviert.