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'Erleben Sie die minimalistische und kathartische Kunst von Gibus. Jede Skulptur erzählt eine Geschichte.

Museum SchPIRA


Kleine Pfaffengasse 20/21
67346 Speyer
Tel.: 06232 29 19 71
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: tgl. 10.00-17.00 Uhr
Nov-Mär: Di-So 10.00-16.00 Uhr
Zur Einrichtung des Museums SchPIRA hat das Historische Museum der Pfalz Dauerleihgaben seiner Judaica-Sammlung der Stadt zur Verfügung gestellt. Gezeigt werden archäologische Exponate, die sich den drei wichtigsten Säulen der jüdischen Gemeinde widmen:
Synagoge, Friedhof und Ritualbad.
Während die Mauern von Synagoge und Mikwe zu großen Teilen erhalten blieben und im Original besichtigt werden können, sind Friedhof und Wohnbebauung nicht mehr existent. Die mittelalterlichen Gebäude der „Alten Judengasse“ (heute Kleine Pfaffengasse) wurden beim großen Stadtbrand 1689 zerstört; an ihrer Stelle entstand im 18. Jahrhundert eine neue Wohnbebauung.
Nach und nach gelang es der Stadt Speyer, Grundstücke dieses Areals zu erwerben und den ehemaligen Kultbereich für die Öffentlichkeit zugänglich zumachen.
2010 schließlich kehrten die originalen Objekte aus dem Historischen Museum der Pfalz und dem Landesamt für Denkmalpflege in unmittelbare Nachbarschaft ihrer Ursprungsverwendung zurück. Gut geschützt vor Witterungs- und anderen Umwelteinflüssen legen Fenster, Kapitelle und weitere Architekturelemente, Grabsteine sowie Münzen ("Schatz von Lingenfeld") oder Bodenfliesen Zeugnis ab vom jüdischen Speyer im Mittelalter.
Juden und Christen wohnten in Speyer oft als Nachbarn Haus an Haus und lebten die meiste Zeit friedlich miteinander. In besonderen Krisenzeiten entluden sich jedoch Sorge und Neid in Diskriminierungen und Unterdrückungen der religiösen Minderheit. Insbesondere während des Ersten Kreuzzuges (1096-1099) und als die Pest wütete (1349), kames auch zu Verfolgungen. Den „ungläubigen“ Juden wurde die Schuld am persönlichen oder allgemeinen Unglück angelastet. Zur „Strafe“ wurden sie ausgeraubt, vertrieben oder ermordet.
Der „Schatz von Lingenfeld“ kam vermutlich bei dem Pestpogrom 1349 unter die Erde, als verfolgte Juden ihre kostbaren Besitztümer vor plündernden Christen verstecken wollten.
Offensichtlich kam der Eigentümer nicht mehr dazu, sein Vermögen zu bergen. Der größte Teil der Münzen aus dem Schatz von Lingenfeld besteht aus Speyerer Hellern. Wahrscheinlich gehörten sie einem jüdischen Geldverleiher,der von Speyer ins sichere Germersheim fliehen wollte.
Als Bischof Rüdiger Hutzmann 1084 Juden in der Vorstadt Altspeyer ansiedelte, wies er ihnen eine Begräbnisstätte nördlich der Stadt in der Nähe des heutigen Bahnhofes zu.
Jüdische Friedhöfe sind für die Ewigkeit angelegt; doch in Speyer war die heilige Totenruhe nach rund 400 Jahren endgültig gestört. Nach dem Untergang der jüdischen Gemeinde um 1500 wurde der Friedhof aufgelöst.
Christen pachteten den zur Verfügung stehenden Grund und verwendeten die massiven Grabsteine als Baumaterial.
Als Treppenstufe zurecht geschlagen, in den Verteidigungsmauern, städtischen Brücken oder Privathäusern verbaut, tauchten bisher nahezu fünfzig Grabsteine wieder auf, die in die Zeit zwischen 1112 und 1443 datieren.
Ihre hebräischen Inschriften erzählen uns von einzelnen Mitgliedern der einst so bedeutenden jüdischen Gemeinde von Speyer und erlauben uns Einblicke in deren persönliche Lebenswege.
Speyer beherbergte im Mittelalter eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden nördlich der Alpen. Im 11. Jahrhundert kamen Juden aus Italien und Frankreich als Fernkaufleute und Bankiers in die Stadt. Bischof Rüdiger Hutzmann nahm 1084 jüdische Flüchtlinge aus Mainz auf,wodurch er die Gründung einer jüdischen Gemeinde in Speyer ermöglichte. Diese nahm er unter seinen Schutz und übertrug ihr besondere Rechte.
Mehr als 400 Jahre lang bestand die jüdische Gemeinde von Speyer oder SchPIRA nach hebräischer Umschrift. Bis ins 13. Jahrhundert kamen Gelehrte von überall auf derWelt an den Rhein, um bei den „Weisen von Speyer“ zu lernen. Das meist friedvolle Miteinander von Juden und Christen wurde jedoch im 14. Jahrhundert durch antijüdische Stimmungen abgelöst. Um 1500 endete die Geschichte der mittelalterlichen Judengemeinde von Speyer; die Gründe ihres Untergangs sind nicht vollständig geklärt.
Bereits 1529 nutzte die Stadt die jüdischen Kultgebäude als Zeughaus. 1689, bei der Zerstörung Speyers im Pfälzischen Erbfolgekrieg, verfiel auch die ehemalige Synagoge zur Ruine.

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