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Museum Reinickendorf

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Alt-Hermsdorf 35
13467 Berlin
Tel.: 030 404 40 62
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Öffnungszeiten:

Mo-Fr, So 9.00-17.00 Uhr

Fluchtziel Berlin-Reinickendorf - Zur Geschichte der Teilung Berlins in der Zeit des Kalten Krieges

30.07.2009 - 31.01.2010
Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.“ (Walter Ulbricht, 1. Sekretär des Zentralkomitees der SED, im Juni 1961) In der Nacht zum 13. August 1961 errichteten DDR-Grenzpolizisten und Mitglieder der Kampfgruppen der Arbeiterklasse die Berliner Mauer. Fortan versperrte über 28 Jahre ein ständig perfektioniertes Grenzsystem die Wege von und nach West-Berlin. Bereits am 20.'August 1961 ordnete der für den Mauerbau zuständige damalige Sekretär des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, Erich Honecker, an, gegen »Verräter und Grenzverletzer« die »Schusswaffe anzuwenden«. Seitdem durfte auf Flüchtlinge, Fahnenflüchtige, Fluchthelfer und andere so genannte »Grenzverletzer« geschossen werden. Bis weit in die achtziger Jahre wurden von da an die DDR-Grenzsoldaten mit dem Befehl »Grenzverletzer sind festzunehmen oder zu vernichten« tagtäglich auf ihren Posten in den Todesstreifen geschickt. Während sich das qualvolle Sterben des 18-jährigen Peter Fechter bei seinem Fluchtversuch am 18. August 1962 in Berlin-Mitte tief in das kollektive Gedächtnis der Deutschen geprägt hat, sind die Namen und Schicksale der anderen Todesopfer der Berliner Mauer weitgehend in Vergessenheit geraten. Möglicherweise erinnern sich einige noch an Chris Gueffroy, das wohl letzte Schusswaffenopfer der Berliner Mauer. Doch wer kennt noch Günter Litfin, den ersten Flüchtling, der am 24. August 1961 an der Mauer erschossen wurde, oder Silvio Proksch, der Weihnachten 1983 bei einem Fluchtversuch im Berliner Norden starb und dessen Leiche bis heute verschwunden ist? Auch beinahe 20 Jahre nach dem Fall der Mauer gibt es mehr Fragen als Antworten. Wie viele Menschen kamen neben den 5 075 erfolgreichen Fluchten über Mauer und Todesstreifen zwischen 1961 und 1989 an der Grenze in und um Berlin ums Leben? Wie viele Menschen starben bei dem Versuch, in den Bezirk Reinickendorf zu gelangen? Wer waren diese Menschen? Wie reagierte die DDR, wie der Westen auf die Schüsse an der Mauer? 13 Menschen verloren im Berliner Norden während der Zeit der Mauer ihr Leben. Die 20-jährige Dorit war ihr erstes Opfer. Sie starb am 19. Februar 1962 durch die Kugeln von DDR-Grenzsoldaten als sie versuchte, vom Pankower Ortsteil Rosenthal aus nach Reinickendorf zu gelangen. Marienetta Jirkowski, die am 22. November 1980 von Hohen Neuendorf aus die Mauer in Richtung Invalidensiedlung überwinden wollte, zählt mit 18 Jahren zu den jüngsten Maueropfern überhaupt. Neben diesen beiden jungen Frauen waren es in erster Linie junge Männer um die 20 Jahre wie Horst Frank, Peter Kreitlow, Joachim Mehr, Rolf-Dieter Kabelitz oder Silvio Proksch, die ihr Leben an der Mauer verloren. Am 24. November 1986 forderte die Mauer mit dem Ost-Berliner Michael Bittner ihr letztes Opfer im Berliner Norden. Neben zahlreichen gescheiterten Fluchtversuchen gab es aber auch erfolgreiche Fluchtaktionen. Vor allem mit Hilfe von Fluchttunneln gelangten insbesondere in den ersten drei Jahren nach dem Mauerbau viel DDR-Bürger nach West-Berlin. Der vermutlich erste Tunnel dieser Art soll von zwei West-Berlinern im September 1961 gebaut worden sein und führte von Reinickendorf nach Pankow. Drei Fluchttunnel vom brandenburgischen Glienicke/Nordbahn nach Frohnau bzw. Hermsdorf hatten ihren Ausgangspunkt in Wohnhäusern, die im stark bewachten Sperrgebiet lagen. Allein durch diese Fluchttunnel gelang innerhalb weniger Monate 53 Personen die Flucht in die Freiheit. Das Heimatmuseum Reinickendorf widmet sich in seiner Ausstellung anlässlich des 20. Jahrestages des Mauerfalls drei Schwerpunkten: Ein allgemeiner Teil stellt den historischen Kontext zum Bau der Mauer her. Der zweite Teil der Ausstellung beleuchtet die fünf Fluchttunnel zwischen Reinickendorf und Pankow bzw. dem angrenzenden brandenburgischen Umland, durch die ca. 80 Menschen die Flucht in die Freiheit gelang. Der dritte Schwerpunkt bezieht sich auf die Biografien der Menschen, die an der Mauer ums Leben kamen. In der Ausstellung werden neben authentischem Material wie Fotos, Dokumenten und Objekten auch die Arbeiten von Schülern der Carl-Benz-Oberschule, der Friedrich-Engels-Oberschule, der Katholischen Schule Salvator, der Kolumbus-Grundschule und der Thomas-Mann-Oberschule präsentiert, die im Rahmen des Projekts Fall: Mauer in Reinickendorf – ungelöst in Zusammenarbeit mit den Künstlern Kurt Buchwald, Marina Landia und Sibylle Zeh entstanden sind.

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