Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)
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Museum Ostwall im Dortmunder U

Foto: Hannes Woidich, Dortmund
Foto: Hannes Woidich, Dortmund
Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)
Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)

Leonie-Reygers-Terrasse
44137 Dortmund
Tel.: 0231 5023247
Homepage

Öffnungszeiten:

Do, Fr 11.00-20.00 Uhr
Di, Mi, Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Wa(h)re Kunst

30.11.2012 - 05.05.2013

Innerhalb Bazon Brocks Forschung zur Ästhetik des Alltags, wurde besonders sein Interesse für den Museumsshop als Lehrraum der Kulturgeschichte geweckt. „Die Museen sollen ja bewahren und sammeln, aber auch historisch und ästhetisch bilden, und so muss auch das Angebot in den Museumsshops diesem Bildungsauftrag leistungsfähig entsprechen.“ (Bazon Brock)
Unter dem Titel Wa(h)re Kunst. Der Museumsshop als Wunderkammer – Theoretische Objekte, Fakes und Souvenirs zeigt das Museum Ostwall im Dortmunder U in der Ausstellung Schaufenster #07 vom 30. November 2012 bis zum 5. Mai 2013 Bazon Brocks umfangreiche Sammlung von Museumsshopartikeln auf 17 Tableaus und in zwei Vitrinen.
Bazon Brock wählte mit „MuseumFluxus und Gegenstrom. Reflux Sodbrennen“ einen ergänzenden Ausstellungstitel, mit dem er an die Wechselausstellung „FLUXUS – Kunst für Alle!“ anknüpft. Brock gehörte Anfang der 1960er Jahre zu den Aktivisten des Fluxus.
Manche der käuflichen Shopartikel offenbaren einen erfindungsreichen Witz, den die Übertragung des Kunstobjekts auf einen profanen Gebrauchsgegenstand mit sich bringt.
Wie der Titel der Ausstellung andeutet, handelt es sich dabei um Souvenirs - Objekte der Erinnerung, die ein jeder kennt, der sich einmal nach dem Museumsbesuch in einem dazugehörigen Shop umgesehen hat. Schirme mit impressionistischen Landschaften aus dem 19. Jahrhundert, Manschettenknöpfe mit aufgedruckten Stadtkarten oder eben auch Paper Dolls, zum Beispiel in Person des Davids von Michelangelo.
Jedoch hat der gut sortierte Museumsshop mehr zu bieten als einfache Repliken von Kunstwerken: Manche Artikel imponieren im Gewand eines berühmten Gemäldes mit ihrer kunsthistorischen oder anthropologischen Perspektive. Durch die Verknüpfung von Motiv und dekorativem oder funktionalem Alltagsgegenstand werden den Käufern auf lapidare Weise komplexe kunsthistorische Bedeutungsebenen näher gebracht.
In der Ausstellung Wa(h)re Kunst, die eine Kulisse für einen nachempfundenen Museumsshop darstellt, erleichtert und verstärkt Bazon Brock diesen symbolischen Gehalt, indem er durch das Zusammenstellen verschiedener Objekte auf einzelnen Tableaus visuelle Querverweise schafft, die dem Betrachter weitere Bedeutungsebenen eröffnen.
Somit deutet die schablonenhafte David-Anziehpuppe mit der Aufforderung „Dress me up“, auf den päpstlichen Appell an Künstler im 16. Jahrhundert hin, unverhüllte Figuren, wie jene in Michelangelos Darstellung des Jüngsten Gerichts in der Sixtinischen Kapelle „anzukleiden“. Brock veranschaulicht uns, dass sich der Typus Michelangelos durchaus auf Barbies Freund Ken übertragen lässt. Beide stellen, wie auch die Komponisten-Büsten Bach, Mozart, Schumann und Strauss, kulturelle Kulturhelden ihrer Zeit dar.
Somit sind Souvenirs nicht nur massenhaft produzierte Zeichen des Kitsches. Sie werden zu „theoretischen Objekten“: Sie dienen nicht ausschließlich als Erinnerungsstück, sondern auch als Aussage über das ästhetische Empfinden der Konsumenten, als Gedächtnisstütze und als Vermittler kulturhistorischen Wissens. So geben die miniaturisierten Modelle von Designerstühlen einen Eindruck von internationaler Designgeschichte von Macintosh bis Gehry.
In Wa(h)re Kunst betrachtet Brock seine erstandenen Nachdrucke, Reproduktionen und Repliken als Lehrmittel, die historische, ästhetische und künstlerische oder kulturelle Themen vermitteln und dadurch anders zu bewerten sind.

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