Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)
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Museum Ostwall im Dortmunder U

Foto: Hannes Woidich, Dortmund
Foto: Hannes Woidich, Dortmund
Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)
Museum Ostwall im Dortmunder U (Foto: Hannes Woidich, Dortmund)

Leonie-Reygers-Terrasse
44137 Dortmund
Tel.: 0231 5023247
Homepage

Öffnungszeiten:

Do, Fr 11.00-20.00 Uhr
Di, Mi, Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Angenehmer Aufenthalt

21.03.2015 - 30.08.2015

In diesem Sommer wird im Museum Ostwall Außergewöhnliches geboten: Da die Meisterwerke der Klassischen Moderne als Leihgabe auf der Ebene 6 des Dortmunder U zu sehen sind, eröffnet sich für einen kurzen Zeitraum die Möglichkeit, Schätze aus den 1950er bis 1970er Jahren großflächig zu präsentieren.
„Licht und Bewegung“ ist das Motto eines gänzlich neu gestalteten Raumes, der (Licht-)kunst der Gruppe Zero und verwandter Künstler mit optischen Phänomenen vereint: der „Lichtgeist“ Otto Pienes bringt das „Lichtrelief“ Heinz Macks zum Strahlen; Adolf Luthers „Lichtschleuse“ und „Spiegelobjekt“ ermöglichen eine sich immer wieder verändernde Raumwahrnehmung. Nach längerer Abwesenheit ist Raimund Girkes „Weiß-Raum“ wieder zu sehen, und Martha Botos „Mouvement continuel“ erweckt die Illusion im Raum schwebender Kreise.
„Knallbunt“ wird es in der Abteilung „Form und Raum“: Die für die 1960er und 19070er Jahre typischen Siebdrucke von Roland Altmann und Viktor Vasarely erzeugen komplexe Illusionen von Dreidimensionalität, während sich die „Satzzeichen“ („ponctuation“) Pol Burys im wahrsten Sinne des Wortes in den Raum „hineintasten“. Erstmals im Dortmunder U ist eine Arbeit Alfonso Hüppis zu sehen, der irritierende Wechselwirkungen zwischen Zwei- und Dreidimensionalität erzielt. Hartmut Böhm entwickelte aus weißen Lamellen eine „Struktur im Kubus“, während Piero Manzoni mit seiner weißen Stoffarbeit „Achrome“ den Schritt von der Leinwand in den Raum hinein vollzieht.
Portraits der besonderen Art sind im folgenden Raum zu sehen: Andy Warhol und Ketty La Rocca widmen sich mit ganz verschiedenen Absichten der Arbeit am Mythos Marilyn Monroes, während Milan Knizak und HA Schult Inszenierungen des eigenen „Künstler-Ichs“ präsentieren. Konrad Klaphecks „Egozentriker“ hat alles Menschliche verloren; Renate Goebels „Freundin Inge am Wannsee“ sucht in unmittelbarer Nachbarschaft – allzu menschlich – nach Entspannung.
Parallel hierzu zeigt das MO im Grafik-Kabinett die Ausstellung „Menschenbilder“ mit Werken sowjetischer Künstler aus den 1960er Jahren. Zu sehen gibt es dabei höchst unterschiedliches: Neben humorvoll bis skurril anmutenden Collagen Anatol Brusilowskijs hängen phantasievolle Zeichnungen von Ilja Kabakow und Ülo Sooster, das expressive „Porträt eines Dichters“ von Wladimir Jakowlew, menschliche „Planzeichnungen“ von Wladimir Jankilewskij und futuristische Mensch-Maschinenwesen von Ernst Neiswestny. Bei aller Verschiedenheit ist ihnen die Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmitteln abseits des vom Staat propagierten Sozialistischen Realismus gemein.
An der Schwelle von bildender Kunst und Theater sind die Werke Dick Higgins’ einzuordnen. Als „Erfinder“ des Konzepts „Intermedia“, d.h. der Verbindung verschiedener künstlerischer Ausdrucksformen und der Überwindung ihre jeweiligen Grenzen, entwickelte er aus Text, Bildern und Improvisation komplexe Performances, bei denen das Publikum Teil des Geschehens wurde. Seine Stücke „Saint Joan at Beaurevoir – A Ceremony through the Flames” und “Staecked Deck” werden mit Texten, Fotografien und anderen Exponaten dokumentiert, die Bühnensituation durch Projektionen handbemalter Dias inszeniert. Auch seine „Graphis“ genannten Zeichnungen, die auf den ersten Blick wie geometrische Muster wirken, den Schauspielern jedoch als Bewegungsskizzen dienten, sind zu sehen.
Ein besonderer Raum wird zum 20. Todestag des Fluxus-Künstlers Al Hansen eingerichtet, der das Material für seine Arbeiten aus den Überresten der Wegwerfgesellschaft bezog. Werke aus der Sammlung des MO – darunter einige seiner berühmten „Hershey-Collagen“ – werden durch Leihgaben aus Privatbesitz ergänzt. Zentral ist die Figur der Venus, die Hansen aus Streichhölzern,, Pralinenpapier oder Plakatabrissen gestaltete.
Weiterhin sind zu sehen: Werke von Künstlerinnen und Künstlern der Fluxus-Bewegung und verwandter Kunstformen wie z.B. Allan Kaprow, Alison Knowles, Wolf Vostell, Joseph Beuys oder Dieter Roth; eine Auswahl von Werken des Nouveau Réalisme; Plastiken von Agostino Bonalumi, Thomas Rentmeister und Susanne Thiemann im Dialog mit Videoarbeiten Erwin Wurms; Fotografien von Anna und Bernhard Blume, Matthias Koch und Bernd und Hilla Becher, zwei Klangkunstarbeiten von Christina Kubisch, Farbmalerei von Ricardo Saro, eine Rauminstallation von Mark Dion und Foto- und Videoarbeiten von Freya Hattenberger, Tobias Zielony, Adrian Paci und Martin Brand.

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