„… das bedeutet Blut“ sagte die Frau weinend, als sie das rote Plakat am Hornburger Rathaus sah, das den kaiserlichen Befehl zur Mobilmachung bekannt gab. Nur wenige ahnten am 1. August 1914 was die Zukunft, die Jahre des Ersten Weltkrieges, bringen sollten. Nationalstolz und Siegeswille prägten allerorts die Atmosphäre der Monate Juli und August 1914. Zum Kampf für Kaiser und Vaterland meldeten sich Tausende freiwillig zu den Waffen. Auch in Wolfenbüttel wurde die „Erklärung des Kriegszustandes“, die am späten Nachmittag des 31. Juli 1914 verkündet wurde, mit patriotischer Euphorie aufgenommen und bejubelt. Doch schon bald folgten den siegesgewissen Tagen der Mobilmachung im August 1914 Zeiten der Not und des Leidens an der Front und daheim. Sehr schnell war der Krieg auch in Wolfenbüttel angekommen und spätestens als Anfang September die ersten Verwundeten in der Stadt eintrafen, erwachte eine Ahnung, dass der im Vorfeld öffentlich verkündete „schnelle Sieg“ und die „deutsche Überlegenheit“ Wunschdenken und nicht Realitätssinn entsprachen.
Nationale und regionale Zeitungen hatten seit dem Attentat von Sarajewo in allen Berichten keinen Zweifel an der deutschen Siegesgewissheit aufkommen lassen. Wie nie zuvor wurde der Krieg ein mediales Ereignis, über das täglich in Zeitungen und Extrablättern berichtet wurde und das durch Fotografien und Filme überall betrachtet werden konnte. Im Ersten Weltkrieg diente die Fotografie auf allen Seiten militärischen und propagandistischen Zwecken. Zum ersten Mal in einem Krieg wurden aber auch millionenfach Privatbilder zur persönlichen Erinnerung oder zur Veranschaulichung des Frontlebens für die Familie aufgenommen.
Die Ausstellung „… das bedeutet Blut“ - Wolfenbüttel und der Erste Weltkrieg im Museum Schloss Wolfenbüttel stellt das Kriegsjahr 1914 in den Mittelpunkt der Betrachtung. Anhand der Berichterstattung des Wolfenbütteler Kreisblattes sollen die Geschehnisse der Monate Juni bis Dezember 1914 dargestellt und der Weg von überheblicher Kriegsbegeisterung über verblassende Euphorie zu schrecklichem Alltag nachgezeichnet werden. Die umfangreichen Fotobestände des Museums Schloss Wolfenbüttel sind bei diesem Projekt von zentraler Bedeutung und vermitteln eindrucksvoll die Gesichter des Krieges. Feldpostkarten aus Beständen des Museums Schloss Wolfenbüttel zeigen ein weiteres Bild des Ersten Weltkrieges, in dem auch ein harmlos wirkendes Motiv einer Postkarte ein propagandistisches Mittel war. Ergänzt wird die Ausstellung durch Fotografien, Archivalien und Objekten aus Privatbesitz, die zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Im Begleitprogramm zur Sonderausstellung wird in Form von Lesungen einerseits die zeitgenössische Berichterstattung der Wolfenbütteler Presse präsentiert, mit Auszügen aus Feldpostbriefen Wolfenbütteler Soldaten soll andererseits das direkte Erleben des Krieges dargestellt werden. Die Termine der Lesungen werden noch bekanntgegeben.