Der Dreißigjährige Krieg gehört zu den epochalen Auseinandersetzungen der europäischen Geschichte. Dieser Konflikt, der ganz Mitteleuropa in seinen Bann schlug, hat den neuzeitlichen Staatsbildungsprozeß in einer Weise gefördert, daß es gerechtfertigt erscheint, von einer Epochenschwelle in der frühen Neuzeit zu sprechen. Durch seine Dauer, seine Intensität und den damit einhergehenden sozialen Verwerfungen hat er bis in die Gegenwart tiefe Spuren im kollektiven Bewußtsein breiter Bevölkerungsschichten vor allem in Deutschland hinterlassen. Die vielfache Verflechtung politischer, konfessioneller und wirtschaftlicher Faktoren im gesamteuropäischen Kontext und ihre langfristigen Folgen vermitteln dem Betrachter zunächst eine faszinierende, wenngleich nur schwer durchschaubare komplexe Dynamik. Vielleicht läßt sich gerade deshalb ein bis heute ungebrochenes, weit über die wissenschaftliche Öffentlichkeit hinausragendes Interesse am Dreißigjährigen Krieg feststellen.
Im nördlichen Brandenburg sowie in Teilen Mecklenburgs und Pommerns wütete der Krieg besonders lange und grausam. Inmitten dieser Region,nahe der Stadt Wittstock, prallten am 24. September 1636 schwedische und kaiserlich-sächsische Truppen in einer blutigen Schlacht aufeinander. Der glänzende Sieg über die Verbündeten führte die schwedische Armee nicht nur in das Zentrum Deutschlands zurück, sondern sicherte zugleich den konfessionellen Besitzstand in Norddeutschland. Der Sieg bei Wittstock bildete eine wesentliche Voraussetzung für die Fortsetzung des Krieges, der sich bis zum Erschöpfungsfrieden von Münster und Osnabrück im Jahre 1648 hinschleppte.
Der Dreißigjährige Krieg, die Region der Ostprignitz, die Schlacht und nicht zuletzt die Stadt Wittstock selbst mit ihrer historischen Bausubstanz verdichten sich somit zu einem idealen Bezugsgeflecht für die Errichtung des ersten Museums des Dreißigjährigen Krieges in Europa. Die spätmittelalterliche Bischofsburg mit ihren Mauerresten und dem markanten Amtsturm, während des Krieges wechselseitig von den kämpfenden Parteien besetzt und ruiniert, bildet die ideale Kulisse für eine Dauerausstellung, in deren Mittelpunkt das Erleben und Erleiden des Krieges durch die Zivilbevölkerung und die Soldaten stehen. Auf insgesamt sieben Ebenen widmet sich das Museum diesen Themenbereichen.