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Museen Haus Esters und Haus Lange


Wilhelmshofalle 91-97
47800 Krefeld
Tel.: 02151 770044
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-17.00 Uhr
Museen nur bei Ausstellungen geöffnet

Ceal Floyer Construction

03.06.2007 - 19.08.2007
Für das Museum Haus Esters realisiert die in Berlin lebende Künstlerin Ceal Floyer (geb. 1968 in Karachi, Pakistan) die Soundarbeit Construction. Die großzügigen Räume des von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) entworfenen Hauses scheinen auf den ersten Blick leer zu sein. Es sind lediglich Geräusche zu hören: ein dumpfes Klopfen, ein schriller mechanischer Ton und ein Wischen. Entsprechend wird die Aufmerksamkeit des Besuchers akustisch herausgefordert. Alle Erwartungen auf ein visuelles Kunsterlebnis bleiben zunächst unerfüllt. Die Geräusche durchdringen die unterschiedlichen Raumzonen und erfüllen das Haus. Sie haben ihren Ursprung in Lautsprechern, die in die Wand eingelassen wurden. So befindet sich ein Lautsprecher in der Hauptwand in der Halle von Haus Esters und ein anderer auf der großen Wand im früheren Kinderzimmer. Drei weitere Lautsprecher sind an Stellen eingebaut, an denen sich traditionell die Bilder bei einer Gemälde-Ausstellung befinden würden. Längst ist deutlich, was zu hören ist: Hämmern, Bohren, Schleifen – Geräusche, die beim Aufbau einer Ausstellung entstehen können. Doch handelt es sich hierbei nicht um einen Mitschnitt eines realen Ausstellungsaufbaus, sondern um konstruiertes Klangmaterial. Die Geräusche reihen sich bewußt zufällig aneinander und erinnern in ihrem vereinzelten Auftreten entfernt an die atonalen Stücke eines John Cage. Ceal Floyer verweist mit den Geräuschen und den Lautsprechern - als vermeintliche Platzhalter für potentielle Bilder - auf die Funktionsstruktur des Museums. Die Leere des Raumes betont zusätzlich den eleganten kubischen Baukörper. Wie die Lautsprecher und die Töne erhält auch er eine eigene Präsenz. 1928/30 wurde Haus Esters als Privathaus gebaut; Anfang der 1980er Jahre erhielten die Kunstmuseen Krefeld das Gebäude als weitere Spielstätte hinzu. Aus einer privaten wurde eine öffentliche Sphäre. Das Haus bildet nun den architektonischen Rahmen für institutionelle, soziale, wirtschaftliche, politische und historische Bedingungen. Die Konstruktion der Installation ist in jedem Detail ersichtlich. Die implantierten Lautsprecher, das akustische Material und die Architektur sind gebaut und verweisen auf ihren eigenen konstruktiven Charakter. Dies bezeichnet im Zirkelschluss auch der Titel Construction. So berichtet die ortsspezifische Installation über sich selbst und erzählt von ihrer eigenen Buchstäblichkeit. Ceal Floyer arbeitet stets mit einfachen Dingen des alltäglichen Lebens. Ein Eimer oder ein Kassenbon können ebenso Ausgangspunkt für ihre Arbeit sein wie Worte, Licht oder Geräusche. Technische Geräte verwendet sie nicht nur als Hilfsmittel, vielmehr entwickelt Floyer aus ihrer Funktionsweise oftmals das Konzept des jeweiligen Werkes. Minimale Eingriffe steigern dabei die Prägnanz der Dinge und Materialien und verleihen ihnen zusätzlich eine poetische Dimension. Dabei bleiben die einzelnen Komponenten der jeweiligen Installation sichtbar; Ihre Zusammenhänge sind leicht nachzuvollziehen. Im Verlauf der Betrachtung stellt sich dabei immer ein erkenntniskritischer Wendepunkt, ein Aha-Effekt in dem Moment ein, wenn Ursache und Wirkung sich gegenseitig erhellen. Ceal Floyer ist im Herbst dieses Jahres für den Preis der Nationalgalerie Berlin vorgeschlagen.

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