© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Mönchehaus Museum für moderne Kunst


Mönchestrasse 3
38640 Goslar
Tel.: 05321 295 70
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Lost Paradise

10.08.2012 - 23.09.2012

Die Ausstellung zitiert in abgewandelter Form den Titel des berühmten Gedichts von John Milton, „Paradise Lost“, und bringt damit zum Ausdruck, dass spätestens mit dem Anbruch der Moderne der Weg zurück ins Paradies versperrt und dessen Türen „verriegelt“ sind (Heinrich von Kleist).
Dennoch haben wir uns bis heute die Vorstellung vom Paradies als Utopie bewahrt. Vor allem die Künstler beschwören sie in jeder Generation neu als Sehnsucht nach einem Ort, der besser ist als die Welt, in der wir leben. Naturbilder und Blumenstillleben dienen ihnen dafür als ambivalente Symbole, in denen sich Ideal und Wirklichkeit gleichermaßen ausdrücken.
Während die Maler das Blumenstillleben vor allem in der Vergangenheit gefeiert haben, sind es in der Gegenwart die Fotokünstler, die ihm neue Ausdrucksfacetten abgewinnen. Die Schau im Mönchehaus Museum Goslar zeigt das anhand einer Auswahl von 15 Fotokünstlern, die sich alle in unterschiedlicher Weise dem Blumenbild zugewandt haben.
So scheinen in den zweifach belichteten Blumenbildern des Schweizer Künstlerduos Fischli / Weiss Werden und Vergehen gleichermaßen auf. Die welken Blumen des japanischen Künstlers Nobuyoshi Araki deuten mit ihrer verschlüsselt sexualisierten Formenwelt auf den Zusammenhang zwischen Eros und Thanatos.
Der amerikanische Maler, Foto- und Filmkünstler, David Lynch, ehemaliger Goslarer Kaiserringträger, fotografiert Blumen in extremer Nahsicht, sodass sie sich in abstrakte Farbbilder von großer Schönheit auflösen. Auch Christian Rothmann geht mit seiner Kamera nah an die Blumen heran, die in seiner Perspektive ebenso sinnlich wie sexuell wirken.
Die niederländische Künstlerin Margriet Smulders fotografiert Rosen und Tulpen in panoramaartigen Formaten, die an Claude Monets „Seerosen“ erinnern. Und der in Berlin lebende Miron Schmückle hält Blumen vor seinen nackten Leib, als bete er. In dieser Pose wird der Blumenschmuck zum Zeichen von Reinheit und Unschuld.
Thomas Florschuetz fotografiert die Blütenblätter einer Rose aus nächster Nähe. Indem er sie in leichter Verschiebung in zwei nahezu identischen Bildern vor unsere Augen rückt, intensiviert er den Eindruck des Motivs und distanziert den Betrachter zugleich durch vergleichendes Sehen von ihm. Luzia Simons stellt ihre Blumen in malerischer Pracht vor einem schwarzen Hintergrund aus.
Vera Mercer entzieht ihrer prächtigen Rose, Anemone und Amaryllis zum Teil die Farbe. Sie erblassen und sind mitten im Leben vom Tode umfangen. Auch den Blumen von Michael Wesely ist durch extreme Langzeitbelichtungen im noch blühenden Zustand der Verfall bereits mit eingeschrieben.
Martin Klimas fotografiert Blumen in Vasen, die im Moment der Aufnahme spektakulär explodieren.
Die Fotokünstler nutzen alle Möglichkeiten der Kamera, um das traditionelle Motiv des Blumenbildes neu zu inszenieren. Ihre Aufnahmen sind gegenständlich und abstrakt, erhaben und alltäglich, experimentell und klassisch. Sie sind so unterschiedlich wie die Blicke der Fotografierenden. Was indes alle Aufnahmen mit der Vergangenheit verbindet, sind die vielfältigen Bedeutungen, die dem Blumenbild schon immer zugeschrieben wurden. Michael Stoeber

KULTURpur empfehlen