Max Ernst Museum Brühl, Foto: Hans Theo Gerhards
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Max Ernst Museum Brühl

Max Ernst Museum Brühl, Foto: Hans Theo Gerhards
Max Ernst Museum Brühl, Foto: Hans Theo Gerhards
Max Ernst Museum Brühl, Foto: Hans Theo Gerhards
Max Ernst Museum Brühl, Foto: Hans Theo Gerhards

Comesstraße 42 / Max-Ernst-Allee 1
50321 Brühl
Tel.: 2234 9921 555
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
1. Do im Monat 11.00-21.00 Uhr

Entdeckungsfahrten zu Max Ernst - Die Sammlung Peter Schamoni

24.02.2013 - 23.06.2013

Vor fünfzig Jahren reiste der junge Filmemacher Peter Schamoni (1934-2011) in die französische Touraine, um seinen ersten Dokumentarfilm über den Dadaisten und Surrealisten Max Ernst (1891-1976) zu drehen. Es entstand der Kurzfilm »Entdeckungsfahrten ins Unbewußte«, in dem der Künstler seine Techniken der Collage und Frottage erläutert und Einblick in sein Leben und Werk gibt. Diese Begegnung war der Beginn einer lebenslangen Freundschaft und Faszination, der weitere einfühlsame Dokumentationen folgten. So beleuchtete Schamoni etwa in dem Film »Maximiliana. Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie« (1966) die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem deutschen Astronomen Ernst Wilhelm Leberecht Tempel (1821–1889). Zum 100. Geburtstag entstand der große Kinofilm »Mein Vagabundieren – Meine Unruhe« (1991), der die unterschiedlichen Lebensstationen in Deutschland, Frankreich und Amerika nachzeichnet und für den das anspielungsreiche Motto warb: „Der Film leistet das, was eine Ausstellung nicht bieten kann." Schamonis Filme erzählen vom Sehen, davon, wie etwas künstlerische Form findet und wie wir Kunst wahrnehmen; und nicht zuletzt auch davon, wie er selbst als Regisseur und Drehbuchautor, als Filmkünstler sich der bildenden Kunst annähert, sie begreift und kommentiert.
»Eine gefährliche Vermischung von Vögeln und menschlichen Wesen setzte sich in meinem Gemüt fest und fand Ausdruck in Zeichnungen und Gemälden.« (Max Ernst 1963 in dem Kurzfilm »Max Ernst – Entdeckungsfahrten ins Unbewußte«)
Die Begeisterung für Max Ernst konzentrierte sich aber nicht nur auf die biographische Seite und den persönlichen Umgang, sondern führte auch zu einer umfangreichen Sammlung, die das Max Ernst Museum Brühl des LVR zum ersten Mal vollständig und in allen ihren Facetten zeigt. Ein persönlicher Aspekt dieser Kollektion erschließt sich zu einem gewissen Teil aus der Perspektive des Filmemachers, der zu den Werken, deren Entstehen er unmittelbar beobachten und filmisch dokumentieren konnte oder die sein Bruder Victor fotografisch in diesem Kontext festhielt, ein besonderes Verhältnis entwickelte. Viele Motive seiner Filme finden sich in der Sammlung wieder. In dem Gemälde »Paysage extraordinaire« von 1947 etwa begegnen wir der amerikanischen Canyonlandschaft, die Schamoni für »Mein Vagabundieren – Meine Unruhe« filmte. Dieser geschärfte und einfühlsame Sinn für die anschauliche Vermittlung von Kunst, der in seinen Filmen zum Ausdruck kommt, spiegelt sich in der Sammlung auch dann wider, wenn er ein Werk direkt auf einer Vergrößerung desjenigen Fotos präsentiert, das Max Ernst bei der Arbeit daran zeigt.
Schamoni wurde 1934 als Sohn des Filmemachers Victor Schamoni und der Schauspielerin und Drehbuchautorin Maria Vormann in eine Familie von Cineasten hineingeboren. Er studierte ab 1954 Publizistik sowie Theater-, Literatur- und Kunstgeschichte und arbeitete als Regieassistent an den Staatstheatern in Stuttgart und München. In den folgenden Jahren entstand eine Vielzahl an prämierten Dokumentar- und Spielfilmen. Sein erster eigener Spielfilm »Schonzeit für Füchse« (1965) erhielt unter anderem auf der »Berlinale« 1966 den »Silbernen Bären« und seine Produktion »Zur Sache Schätzchen« (1967) die »Goldene Leinwand« für mehr als drei Millionen Kinozuschauer in einem Jahr. Die Komödie gilt bis heute als eines der populärsten Beispiele des »Jungen Deutschen Films«. Zusätzlich schuf er eindringliche Künstlerportraits von Friedensreich Hundertwasser, Caspar David Friedrich, Niki de Saint Phalle und Jean Tinguely, Dorothea Tanning sowie Fernando Botero. Die Ausstellung umfasst über 80 Werke, ergänzt durch eine Fülle fotografischer Porträts sowie persönlicher Dokumente der Freundschaft zwischen dem Ausnahmekünstler und dem Filmemacher und passionierten Sammler. Begleitend wird der Film »Mein Vagabundieren – Meine Unruhe« in der Ausstellung gezeigt. Sondervorführungen weiterer Filme von Schamoni entnehmen Sie unserer Homepage oder dem Veranstaltungsprogramm.
»Geht man durch den Wald und schaut dabei hartnäckig auf den Boden, so entdeckt man sicherlich viele wunderliche, herrliche Dinge. Sieht man dann plötzlich nach oben in die Höhe, so steht man überwältigt vor der Offenbarung einer anderen, gleichfalls wunderbaren Welt. Die Bedeutung von Sonnen, Monden, Sternbildern, Nebelflecken und Galaxien, der ganze Weltraum außerhalb der Erdzone haben sich im letzten Jahrhundert in das menschliche Bewusstsein, und auch in mein Werk, mehr und mehr eingenistet und werden höchstwahrscheinlich dort eingenistet bleiben.« (Max Ernst 1966 in dem Kurzfilm »Maximiliana. Die widerrechtliche Ausübung der Astronomie«)

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