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Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Koblenz


Danziger Freiheit 1
56068 Koblenz
Tel.: 02 61 30 40 412
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Sa 10.30-17.00
So, Fei 11.00-18.00

Julian Schnabel: Palimpsest. Printed Works

14.06.2016 - 14.08.2016

Das Ludwig Museum widmet Julian Schnabel die erste umfassende Retrospektive seines grafischen Werks in Deutschland. „Palimpsest“, aus dem Griechischen abgeleitet, bezeichnet das in der Antike übliche Verfahren des Ausradierens und Wiederbeschreibens von Pergamenten und verschiedener anderen Unterlagen. Die ausgesuchten graphischen Arbeiten decken einen Zeitraum von 1983 bis 2016 ab und gehören einem Werkkorpus an, der einen signifikanten Bestandteil im künstlerischen Œuvre von Julian Schnabel ausmacht. Die Ausstellung zeigt den visionären Künstler, einen rastlosen Erfinder und Suchenden, der unentwegt überraschende Drucktechniken und Materialien ausprobiert. Hervorzuheben sind seine Radierungen, Kollagen und Lithographien, die zum Teil auf Samtstoff und auf verschiedene andere Unterlagen, wie etwa Weltkarten, aufgedruckt wurden.
Geboren in Brooklyn in New York City 1951, wurde Julian Schnabel bekannt mit seiner ersten Einzelausstellung in das Contemporary Arts Museum Huston 1976, gefolgt von einer Solo-Schau in der Mary Boone Gallery in New York City im Jahr 1979. Hier stellte Julian Schnabel seine „Plate Paintings“, Bilder aus zerbrochenen Tellern und Gefäßen, zum ersten Mal aus. Er nahm an der Biennale in Venedig 1980 teil und war bereits Mitte der 1980er Jahre eine entscheidende Gestalt des Neo-Expressionismus. 1981 war Schnabel der jüngste Teilnehmer der Gruppenausstellung „A New Spirit in Painting“ an der Royal Academy of Arts in London, die in der Kuratierung von Nicholas Serota, Christos M. Joachimides und Normal Rosenthal Werke von Pablo Picasso, Francis Bacon, Gerhard Richter, Georg Baselitz, Sigmar Polke und Markus Lüpertz zeigte.
Seit den 1990er Jahren tritt Julian Schnabel auch als Regisseur von Kinofilmen hervor, die prominente Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts thematisieren, u. a. das Enfant terrible der New Yorker Kunst der 1980er Jahre, Jean-Michel Basquiat („Basquiat“, 1996), den kubanischen Schriftsteller und Dissidenten Reinaldo Arenas in „Before Night Falls“ (2000) und Jean-Dominique Bauby, den einstigen Herausgeber der französischen Elle, mit „Schmetterling und Taucherglocke“ (2007), für den Schnabel auf den 60. Filmfestspielen von Cannes mit dem Regiepreis ausgezeichnet wurde und 2008 für die beste Regie und den besten fremdsprachigen Film den Golden Globe Award erhielt. Julian Schnabel gilt als Multitalent.
In den USA zählt Julian Schnabel zu den gefragtesten Künstlern, zudem ist er international bestens vertreten. In Deutschland ist Julian Schnabel mit seinen Gemälden, die weitgehend dem Neo-Expressionismus zugerechnet werden, in einigen großen Sammlungen vertreten, u. a. in der Ludwig Sammlung. Seine Werke wurden in internationalen Museen gezeigt und aufgenommen, darunter das Kunstmuseum Basel, das Museum of Modern Art (New York), das Whitney Museum of American Art (New York), das Guggenheim Museum (New York and Bilbao), The Metropolitan Museum of Art (New York), das Centre Georges Pompidou (Paris) und viele andere.
Spannung im Bildkontext und Kraft in der Wirkung erzielen die Grafiken Julian Schnabels, die einen signifikanten Werkkorpus ausmachen innerhalb seines Œuvres. Die 2016 entstandene, vierteilige Grafikmappe „Childhood“ entstand anlässlich des 240. Jahrestages der Unabhängigkeit Amerikas. Bei der Arbeit an der Serie verschränkt Julian Schnabel die narrative Oberfläche der amerikanischen Wallpaper aus dem Weißen Haus, die ihm als Grundlage dient, mit derjenigen seiner eigenen abstrakten Malerei, die er am Computer nachstellend erprobte. Dabei bezieht sich die Abstraktheit auf nur wenige Pinselstriche, gesprühte oder gespritzte Bildpartien, die er nun als zweite Folie nutzt.
Betrachtet man die im Ludwig Museum versammelten Grafiken und grafischen Serien, so fällt auf, dass Julian Schnabel auch hier wie ein Regisseur agiert, der mit dem Cutter die letzten Einstellungen für seine Szenen entscheidet. Er ist zugleich der Maler, der filmisch denkt, und umgekehrt der Regisseur, der nichts anderes kann, als rein malerisch zu denken und zu inszenieren. Julian Schnabel sieht sich als Maler, weniger als Regisseur, gerade weil es in seiner Kunst um etwas geht, das weder in dem einen noch in dem anderen Medium völlig eingelöst werden kann: „Ich bin vielleicht Künstler geworden, damit ich die Zeit anhalten kann. Deshalb habe ich schon als Kind angefangen zu malen. Damit konnte ich etwas festhalten und später wieder dahin zurückkehren, wenn ich wollte.“

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