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Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Koblenz


Danziger Freiheit 1
56068 Koblenz
Tel.: 02 61 30 40 412
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Sa 10.30-17.00
So, Fei 11.00-18.00

DAO - Georg Ahrens und Deng Guo Yuan

14.03.2008 - 27.04.2008
Mit der Ausstellung setzt das Ludwig Museum sein besonderes Interesse an der Vermittlung der chinesischen Kunst nach Deutschland auch im Jahr 2008 intensiv fort. Im Anschluß an die Ausstellungen Qi Yang - Beyond the heaven im Jahr 2006 und Gao Xingjian - La fin du monde im Jahr 2007 folgen jetzt im Frühjahr die Ausstellung DAO - Georg Ahrens und Deng Guo Yuan sowie im Spätherbst die Ausstellung ChinaÂ’ s Vision - Fokus Beijing. Mit den zwei Künstlern Georg Ahrens und Deng Guo Yuan wird auf sehr unterschiedliche Weise die Auseinandersetzung mit der chinesischen Malerei, insbesondere der Tuschmalerei, vorgestellt. Deng Guo Yuan, Professor und Leiter der Kunstakademie in Tianjin (China), ist bekannt für eine progressive Malerei - bereits lange vor der Öffnung Chinas. Erst vor ein paar Jahren hat er sich neben der Malerei auch wieder der Tusche als Medium zu gewandt. In seinen zum Teil sehr großformatigen Tuschearbeiten befaßt er sich mit dem Thema Natur. Seine Kunst ist durchdrungen von einer geistigen Versenkung wie sie der Daoismus vorgibt (Der aus der chinesischen Philosophie stammende Begriff DAO bedeutete ursprünglich “Der rechte Weg” und meint heute vor allem die uranfängliche Einheit, zu der der Weise durch Anpassung an den Lauf der Dinge gelangt, indem sein Handeln diesem Wandel angeglichen wird.) Bis heute spielen ZEN-BUDDHISMUS und Daoismus eine wesentliche Rolle in der künstlerischen Tradition. In seiner titelgebenden Reihe In the Garden konzentriert sich Deng Guo Yuan auf die Materialien Tusche und Reispapier, welche die traditionelle chinesische Landschaftsmalerei beherrschen. Abermals wird der ihm wichtige Bezug auf Konfuzius deutlich, nach dem ein Maler die Dinge nicht sklavisch kopieren, aber auch nicht ohne einen Bezug zur Realität arbeiten soll. “Seine Tuschbilder sind poetisch verdichtete Reminiszenzen an die Natur, an die Schöpfung und eine beständige Suche nach Wahrheit. ... der “Garten” wird zu einem Paradies, zum 'hortus conclusius', zum heiligen Hain, in dem Ruhe, Frieden und üppiges Blühen möglich sind, ...” (Beate Reifenscheid). Der Künstler bedient sich nichts anderem als dem Tuschepinsel, mal wird die Farbe feiner, mal wuchtiger aufgetragen, wobei doch alle Kompositionen an die großen Impressionisten wie Claude Monet mit seinen Gartenbildern aus Givenchy erinnern. “Ähnlich wie seinem bedeutenden Zeitgenossen Zao Wou-Ki ist es Deng gelungen, in seinen Kompositionen den westlichen Strukturen der Bilderschließung zu folgen, aber dennoch nie seine künstlerische Tradition zu verleugnen. Seine Zeichnungen sind von Grund auf chinesisch, mit der Leichtigkeit eines großen Stilisten und mit der philosophischen Kenntnis eines weisen Mannes. ... Die unaufdringliche, doch spürbare geistige Kraft all seiner Landschaften, die Sublimierung von Natur in die Abbreviatur des Schöpfungsgeistes (Buddha, Gott oder wie immer man selbst an einem übergeordneten Wesen sich orientieren mag), liegt in der Abstraktion der Formen, der Inszenierung des Bildraumes und in der geheimnisvollen Lichtregie. Deng verweist damit zugleich auf die Schöpfungsaussage von Claude Monet, dessen Eintauchen in die Natur letztlich nicht weniger beseelt war von dem Willen, die Geheimnisse des Seins zu ahnen und im Bild zu bannen.” (Beate Reifenscheid) Georg Ahrens, geboren in Koblenz, ist Bildhauer und Zeichner sowie Leiter der Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler am Mittelrhein (AKM). Er reist seit mehr als zehn Jahren nach China und arbeitet seit 1994 als Gastprofessor an der Akademie in Tianjin. Er läßt sich inspirieren von einer Jahrtausende alten Kultur, eine fremde und andere Kultur, die nicht nur auf ihn, sondern vor ihm bereits auf zahlreiche europäische Künstler des 20. Jahrhunderts, insbesondere auf diejenigen des Informel der 50er Jahre, eine große Anziehungskraft ausübt. Georg Ahrens hat in dieser Auseinandersetzung eine eigene Sprache der Tuschezeichnung auf Reispapier - das auf Bilderrollen aufgezogen wird - entwickelt. Sie kommt dem chinesischen Denken gleichermaßen nahe, wie sie sich auch davon distanziert. Unschwer läßt sich an seinen Arbeiten ablesen, daß seine Ausdrucksweise eine „westliche“ geblieben ist. Sein neuer Zykklus Joggling in the City ist das Ergebnis eines zweimonatigen Arbeitsprozesses an der Akademie in Tianjin und der unmittelbaren Konfrontation mit dem Leben dort: Die Natur, die Ruhe, die Kontemplation einerseits - die (städtische) Hektik, der Lärm, die Rastlosigkeit auf der anderen Seite. Ahrens konzentriert sich auf sehr wenige zeichnerische Mittel. “Waren es bei Deng noch flüssige, fließende Lineaturen, die ein abstraktes, aber dennoch gleichsam an die Natur angelehntes Bildganzes ergaben, so liegt die Stärke bei den Tuschearbeiten von Georg Ahrens in einer geradezu potenzierten Segmentierung. Das Stakkato der Linien, der heftige Rhythmus der Parallelschraffuren, die Dichte der Schwärze und das wenig belassene Weiß, all dies spricht eine Sprache der Dynamik und Kraft, die versammelt und nicht wild wirkt. Bei Georg Ahrens sind die Linien vereinzelt gehalten, bilden einfache Bildmuster, ohne sich zu Kompliziertem oder Komplexem zu versteigen. ... Es wechseln Kompositionen mit einem sehr losen Verbund an einzelnen Bildfeldern, häufig vier mal vier Einzelbilder, in denen sich Gedanken fließend ergeben, oder auch unterbrochen und getrennt erscheinen. Dann wieder tauchen Bildformate auf, in denen sich ein inneres Zentrum herausschält, das ebenso logisch und quadratisch angeordnet wurde, wie die äußere Umrahmung. ... Auf eine völlig andere Art bedient sich Ahrens so der Prinzipien des Daoismus, wobei er die äußersten Grundregeln anwendet: Die Konzentration, die Hinwendung zur Natur und die Nutzung der chinesischen Techniken.” (Beate Reifenscheid). Die Ausstellung unter das Prinzip des DAO zu stellen folgt dem Anliegen der beiden befreundeten Künstler - und in der sich bei ihnen ergänzenden künstlerischen Ausdrucksweise nähert sich der eine der Natur als der befreienden, Weg weisenden Macht, der andere dagegen sucht in der Dissonanz der Welt eine Erklärung für das Sein.

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