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LehmbruckMuseum


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Neil Beloufa: Being rational

21.02.2015 - 19.04.2015

„Being Rational“ heißt die zweiteilige Installation des jungen französischen Künstlers NeÏl Beloufa. Eingefasst in eine raumgreifende, architektonische Skulptur präsentiert sie den Film „Data for Desire“ (2014): Junge französische Studentinnen und Studenten versuchen mit Hilfe mathematischer Formeln, Charakterzüge und Handlungen nordamerikanischer Jugendlicher zu untersuchen und vorherzusagen. Den Rahmen der Studie bildet eine inszenierte Party, auf der sich die jungen Amerikaner mit zunehmendem Alkoholkonsum im Laufe des Abends näher kommen.
Wie schon in früheren Projekten spielt Beloufa auch in seinem jüngst entstandenen Film mit dem Spannungsverhältnis zwischen Fiktion und Dokumentation und der künstlerischen Brechung dieser scheinbaren Gegensätze: „My videos and my objects or installations are ruled the same way, taking the empirical premise that fiction is to the documentary what a “sculpture” is to a functional object.” (in: ARTSlant STREET, Interview von Andrew Berardini mit NeÏl Beloufa )
Betrachtet man unter diesem Aspekt die Prognosen der Wissenschaftler, sind diese keineswegs objektiv, wenngleich der Blick immer wieder auf komplizierte Schemata und Formeln gelenkt wird. Vielmehr werden sie von Vorurteilen und Stereotypen mitbestimmt. So erweitern die Studentinnen und Studenten ursprünglich aufgestellte Untersuchungskategorien willkürlich und versuchen die Berechnungen durch geschätzte Faktoren vermeintlich zu präzisieren. Somit unterläuft Beloufa den objektiven, rationalen Anspruch wissenschaftlicher Untersuchungen, indem er deren subjektiven, irrationalen Charakter exponiert und sie in letzter Konsequenz ins Leere laufen lässt.
Ruft man sich den Titel der Installation „Being rational“ noch einmal ins Gedächtnis, könnte man diesen als ironischen Kommentar verstehen, mit dem der Künstler das vernunftgeleitete Handeln zur Disposition stellt. Offen bleibt jedoch, ob dies als Aufforderung, als Herausforderung oder gar als Frage gemeint ist, denn wie schon Henri Bergson anmerkte: „Das Auge sieht nur was der Geist bereit ist zu verstehen.” (Henri Bergson, 1896, „Matiere et Memoire“)

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