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Landesarchiv Berlin


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Leo Rosenthal - Ein Chronist in der Weimarer Republik

19.11.2009 - 20.03.2010
Anlässlich des 40. Todestages erfährt das frühe fotografische Werk des Gerichtsreporters des "Vorwärts" in der Ausstellung "Leo Rosenthal. Ein Chronist in der Weimarer Republik" in der Zeit vom 19. November 2009 bis 20. März 2010 im Landesarchiv Berlin eine Würdigung. Gerichtsberichterstattung - schreibend und fotografierend - war in der Weimarer Republik ein journalistisches Genre, das auf ein breites öffentliches Interesse stieß und eng verknüpft ist mit Namen wie Erich Salomon, Gabriele Tergit oder Paul Schlesinger. Mit Leo Rosenthal wird in der Ausstellung ein Vertreter der sozialdemokratischen Presse vorgestellt. Die Fotografien Leo Rosenthals dokumentieren die Berliner Gerichtssäle einer Zeit, die durch soziale und politische Umbrüche geprägt war. Rosenthals Interesse galt den Hintergründen der politischen Skandale, den Zwischentönen des sozialen Lebens gegen Ende der Weimarer Republik. Seine politische Haltung spiegelt sich in seinen zeitgenössisch und nachträglich erstellten Bildkommentaren wider. Kritisch reflektiert er Standesdünkel und zeigt die zur Macht drängenden Nationalsozialisten. Seine Sympathien galten den "kleinen Leuten". Rosenthal hielt Szenen aus spektakulären Prozessen fest. Im "Edenpalast-Prozess" 1931 fotografierte er einen angespannten Adolf Hitler nach der Vernehmung durch den Rechtsanwalt und NS-Gegner Hans Litten. Gefälschte Bilder im Stil des Malers Vincent van Gogh boten das faszinierende Motiv für eine Bilderserie über den aufsehenerregenden Prozess gegen den Kunsthändler Otto Wacker im April 1932. Rosenthals Fotos zeigen Kunstsachverständige wie Julius Meier-Gräfe und Ludwig Justi und Vincent Wilhelm van Gogh, den Neffen des Malers. Rosenthal fertigte Aufnahmen von Prominenten und Unbekannten der Weimarer Republik - auf der Anklagebank, als Zuschauer, als Zeugen. Zu sehen sind unter anderem die Schauspielerin Gitta Alpar (1932), Oberbürgermeister Gustav Böss (1929), der Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein (1931), der SPD-Fraktionsvorsitzende im Preußischen Landtag Ernst Heilmann (1930), der Sexualreformer Magnus Hirschfeld (1930) und der später von den Nationalsozialisten verfolgte Rechtsanwalt und Hitlergegner Hans Litten (1931/32). Leo Rosenthals Leben war durch das Exil geprägt. Stationen seines Lebens waren Riga, Moskau, Berlin, Paris und New York. Am 25. August 1884 in Riga als Sohn eines Juweliers geboren, studierte Rosenthal Jura und praktizierte als Rechtsanwalt in Moskau. 1922 kam er nach Berlin, wo er als Gerichtsberichterstatter für die sozialdemokratische Zeitung "Vorwärts" arbeite. Im April 1933 musste der Jude und Sozialdemokrat Leo Rosenthal Deutschland verlassen. Seine Familie in Lettland wurde im Holocaust ermordet. Als die Deutschen Frankreich besetzten, floh Rosenthal erneut, diesmal in die Vereinigten Staaten. In New York arbeitete er als Fotograf, u.a. für die Bildagentur PIX und bei den Vereinten Nationen. Am 28. Oktober 1969 starb Rosenthal in New York. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 57 in thematischen Gruppen angeordnete Motive, die gleichsam exemplarisch für das Werk Rosenthals stehen: Prozesse mit politischem Hintergrund - Nationalsozialisten, Sozialdemokraten, Kommunisten und Pressevertreter vor Gericht, Sensationsprozesse, Zeugen und Zuhörer, Gerichtsalltag. Ausgewählte Straf- und Ermittlungsakten mit Asservaten ermöglichen Einblicke in prozessuale Abläufe und ergänzen die dargestellten Motive. Biographische Materialien, unter anderem aus seiner Entschädigungsakte, vermitteln einen Eindruck von einem Leben des Juristen, Journalisten und Fotografen Leo Rosenthal.

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