In Kurt Tucholskys Artikel „Wo waren Sie im Kriege, Herr…“ von 1926 steht der Satz: Ich habe mich dreieinhalb Jahre im Kriege gedrückt, wo ich nur konnte – der ihm den Hass aller Militaristen und Nationalisten eintrug.
Wir wollen wissen: Wo war Tucholsky tatsächlich, wann war er wo, was tat er, in welchem Umfeld lebte er, was hat er gesehen und erlebt, wie schaffte er es, sich dreieinhalb Jahre lang „zu drücken“… Schließlich waren diese Jahre in jeder Hinsicht – biografisch, politisch und künstlerisch – prägend für sein späteres Leben und Werk.
Anhand von historischen Karten, privaten Foto-Alben, Postkarten, Berichten von Zeitgenossen, Briefen, Zeitungsartikeln, Querverweisen in späteren Texten und weiteren Quellen lassen sich viele Orte rekonstruieren und visualisieren, an denen er stationiert war. Seine Kriegserfahrungen vor allem in Kurland waren ambivalent. Einerseits lernte er die schönste Landschaft und die – wenn auch am Ende unglückliche – Liebe seines Lebens kennen, andererseits führte ihn die Sinnlosigkeit selbst des geschützten Etappenlebens zu der kompromisslosen Haltung: Deshonorons la guerre! / Entehren wir den Krieg!
Denn obwohl er selbst relativ verschont blieb, sah er klar: Wer im Kriege gefallen ist, ist für einen Dreck gefallen.