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Kunstsammlung im Stadtmuseum Jena


Markt 7
07743 Jena
Tel.: 03641 49 82 61
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Öffnungszeiten:

Di, Mi, Fr 10.00-17.00 Uhr
Do 15.00-22.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Charles Matton: Boxen, Zeichnungen, Fotografien und Filme

12.12.2009 - 21.02.2010
Die meisten seiner zahlreichen Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen fanden in Frankreich, USA, Italien und Japan statt. In Deutschland wurden die Werke von Charles Matton bisher nicht gezeigt. Charles Matton (1933–2008) ist bekannt als Maler, Zeichner und Plastiker, er drehte Filme und schrieb Drehbücher. Die von ihm geschaffenen Fotografien zeigen meist Räume oder bestimmte Sequenzen seiner Installationen, die in der fotografischen Umsetzung eine besondere Darstellung erfahren. Seinen ersten Film „La Pomme ou lÂ’histoire dÂ’une histoire“ drehte Matton 1967. Der Film wurde mit dem Grand Prix des Festival de Hyères ausgezeichnet. Bis in die späten 1990er Jahre dreht Matton regelmäßig Filme. Von den Spielfimen gehören „LÂ’Italien des Roses“ (1972), Spermula (1976) und „Rembrandt“ (1998) – mit Klaus-Maria Brandauer als Rembrandt – zu den bekannteren und erfolgreichen. Das Werk setzt zu Beginn der 1950er Jahre mit Malerei und Zeichnungen ein. Charles Matton erforscht zunächst die bildnerischen Dimensionen von Porträts und Land schaften an der Grenzlinie zwischen Realität und Fiktion. Die originäre Interpretation des Gesehenen, dessen Abstraktion und eigene bildnerische Erfindungen verraten die Freude an der Erkundung verschiedener stilistischer Eigenarten, die vom altmeisterlichen Faltenwurf bis zu kubistischen Raumzergliederungen vielerlei Anleihen aufnimmt und verarbeitet. Die Erforschung der bildnerischen Zusammenhänge von Figur und Raum nimmt eine Sonderstellung ein und offenbart den besonderen Sinn des Künstlers für Environments, für Räume, in denen die Werke zusammen mit ihrem Umfeld eine besondere Werke entfalten. Da hebt sich ein „Motard cubiste“ (1954) aus einer plastisch durchformten Landschaft heraus, auf anderen Bildern dieser Jahre werden Stillleben oder Landschaften so oft bearbeitet, dass auf dem letzten Bild der Folge der Gegenstand allein in abstrakten Pinselschwünge aufgehoben ist. Die bildnerische Erkundung menschlicher Körper und die Darstellung von leeren, geheimnisvollen Räumen bleiben ein Dauerthema in Mattons Malerei. Ab Mitte der 1880er Jahre schuf Charles Matton zahlreiche jener „Boxen“, die, wie Szenen aus einem Film, gebaut und inszeniert aus einer Vielzahl einzelner Werke, den Betrachter in eigenwillige, imaginäre Welten entführen. Man sieht das Arbeitszimmer von Sigmund Freud, die Bibliothek zu Babel, schaut in eine Kammer des Schreckens bei Sacher-Masoch, sieht die melancholische Tristesse eines Badezimmers oder blickt ins Atelier des Künstlers Arman. All diese und viele weitere Räume sind im Miniaturformat gebaut und sind von wirklich existierenden Räumen inspiriert oder entspringen der erfinderischen Fantasie des Künstlers. Für Charles Matton sind diese Räume, wie er sagt, nicht nur Orte zur Aufbewahrung und Ablage seiner Erinnerungen, sondern sie dienen ihm zugleich zur Überprüfung derselben. Zugleich ist jeder dieser Arbeiten ein „Paradies der Fantasie“, in dem man sich eingeladen fühlen darf und welches man mit seinen eigenen Geschichten ausstatten darf. Einige „Boxen“ arbeiten mit ausgeklügelten optischen Illusionen, die den Blick des Betrachters in abgründige Tiefen lenken. Viele der Arbeiten beruhen jedoch auf realen Vorlagen; so dienten Fotos der Ateliers von Francis Bacon, Alberto Giacometti oder Arman als Grundlage für die Ausstattung der verschiedenen Atelier-Boxen. In der Box „Debussy–Poisson dÂ’Or“ sitzt der Sohn des Künstlers musizierend am Flügel. Und so wie in das Foyer des „Grand Hotel“ fühlt man sich in alle Räume Mattons eingeladen wie in Mikrokosmen der Fantasie. Der Philosph Jean Baudrillard beschrieb sie anlässlich einer Vernissage in Paris als Orte einer fast zwanghaften Vertrautheit, die im Augenschein der vielen Dinge immer aufs neue geweckt und belebt wird.

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