Ausstellungsansicht "Marion Baruch. Retrospektive – innenausseninnen", Foto: Marc Latzel
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Kunstmuseum Luzern

Foto: Stefano Schröter
Foto: Stefano Schröter
Ausstellungsansicht "Marion Baruch. Retrospektive – innenausseninnen", Foto: Marc Latzel
Ausstellungsansicht "Marion Baruch. Retrospektive – innenausseninnen", Foto: Marc Latzel

Europaplatz 1
6002 Luzern
Tel.: 041 226 78 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Mi bis 19.00 Uhr

Nouvelles boîtes!

07.07.2012 - 21.10.2012
Nouvelles boîtes! setzt sich explizit mit der Architektur und den Räumen des Kunstmuseums Luzern auseinander. Der Titel der internationalen Gruppenausstellung spielt augenzwinkernd auf den Namen des französischen Architekten Jean Nouvel an, der das Kunstmuseum vor 12 Jahren gebaut hat. Gleichzeitig verweist der Titel Nouvelles boîtes! auf die Idee des White Cube. Der Begriff wurde von Brian O‘Doherty 1976 in der Kunstzeitschrift Artforum erstmals verwendet und geprägt. Mit «der weissen Zelle» meinte O’Doherty den neutralen, modernen Ausstellungsraum, der die idealen Präsentationsbedingungen für Kunst bietet, da er die Aussenwelt fern hält und die Kunst isoliert für sich sprechen lässt.
Auch in Luzern realisierte der französische Stararchitekt auf Wunsch der damaligen Museums- verantwortlichen diese Form des zeitgenössischen Kunst­mu­seums. Der Vorrang der Kunstwerke vor der Architektur sollte damit gesichert werden. Jean Nouvel spricht von «nudité des espaces» und wer das Kunstmuseum Luzern besucht, erlebt selbst, wie schwierig eine Orientierung in der ausser-gewöhnlichen Abstraktheit der Ausstellungsräume ist. Die beiden freitragenden Hallen werden von einem Raster von Wänden unterteilt, deren Türen Durchblicke über die ganze Länge und Breite ermöglichen. So erhoffte sich Nouvel, die Transparenz des gesamten Gebäudes auch in den Museumssälen zu erreichen. Das Ergebnis war, dass er Räume, aber keine Orte schuf.
So perfekt die Architektur des Wandrasters hinter der Kunst zurücktritt, so problematisch ist sie auch. Denn manche Werke verlangen nach einem spezifischen Raum, ohne den sie nicht funktionieren können. Die Gruppenausstellung Nouvelles boîtes! vereint Werke, die die Architektur sinnlich erlebbar machen. Zur Mehrheit Installationen, die erst in einem architektonischen Kontext funktionieren, die nicht untereinander in Verbindung stehen, sondern im Stakkato der einzelnen Ausstellungssäle den Raum an und für sich thematisieren.Die Ausstellung soll nicht als Kritik an der Museumsarchitektur verstanden werden, sondern will die Räume thematisieren und die Frage nach ihrem Potenzial stellen. O’Dohertys Analyse des Verhältnisses von Kontext und Inhalt stellte den Mythos von der Neutralität des Ausstellungsraumes bloss, indem er ihn soziologisch, ökonomisch und ästhetisch verortete. Nouvelles boîtes! greift den Begriff nur hinsichtlich seiner Ästhetik auf. Für jeden Raum wird jede Besucherin, jeder Besucher die Frage nach dem Potenzial dieser Ästhetik anders beantworten. Sinnlich, kunstvoll, vergnügt soll ein Nachdenken über die Räume des Kunstmuseums Luzern und die Präsentationsbedingungen von Kunst angeregt weden.

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