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Kunstmuseum Appenzell


Unterrainstrasse 5
9050 Appenzell
Tel.: 071 788 18 00
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Öffnungszeiten:

Apr-Okt: Di-Fr 10.00-12.00
u. 14.00-17.00 Uhr
Sa, So 11.00-17.00 Uhr
Nov-Mär: Di-Sa 14.00-17.00 Uhr
So 11.00-17.00 Uhr

Günter Grass: Hundejahre

26.01.2014 - 15.06.2014

In der Reihe seiner Ausstellungen zum Thema Buch und Kunst zeigt die Stiftung Liner im Museum Liner Appenzell die Ausstellung Günter Grass – Hundejahre, die in enger Kooperation mit dem Steidl-Verlag, Göttingen, vorbereitet wurde. Der 3. Band der Danziger Trilogie Hundejahre erschien 1963 – 50 Jahre danach schuf der Nobelpreisträger Günter Grass (*1927) einen 128 Radierungen auf 51 Blättern umfassenden Bilderzyklus, der den „Künstlerroman, das Ammenmärchen, die Heimatfibel“ nicht nur illustriert, sondern visuell interpretiert. Grass, der nach 1945 an der Düsseldorfer Kunstakademie zeitgleich mit Künstlern wie Norbert Kricke studiert hat, wechselt seitdem zwischen den Medien Literatur, der Wortschöpfung, und Kunst, der Bildschöpfung, um seine kreativen Ideen, sein Gesellschafts- und sein Menschenbild zu formulieren. Ebenso wie seine Romane sind seine handwerklich herausragenden Zeichnungen und Radierungen realistisch und fantastisch zugleich.
Nach dem Roman Blechtrommel (1959) und der Novelle Katz und Maus (1961) bestätigte Grass mit Hundejahre seinen Ruf als sprachgewaltiger Fabulierkünstler. In den Hundejahren stehen die Möglichkeiten und Grenzen der Kunst angesichts der nach 1945 tiefen Krise humanistischer Ideale im Mittelpunkt. Die „Chronik“ der Zeit zwischen 1933 und 1960, deren fiktiver Herausgeber der Künstler, Vogelscheuchen-Konstrukteur und Ballettchoreograph Eduard Amsel ist, handelt in anschaulichen literarischen Bildern und Metaphern von Werken der bildenden und der darstellenden Kunst – und der Existenz beziehungsweise Rolle des Künstlers in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die zentrale Künstlerfigur wurde von Grass mit einem Seitenblick auf Werke von Künstlern wie Oskar Schlemmer oder Harry Kramer gestaltet. Amsels fiktives künstlerisches Werk wiederum findet eine Spiegelung in den graphischen Arbeiten des Autors Grass. Die Ausstellung bietet sowohl mit den Radierungen wie auch grossformatigen Reproduktionen der Begleitmaterialien, deren Originale von der Akademie der Künste in Berlin zur Verfügung gestellt wurden, einen Einblick in die kreative Werkstatt, in das Schaffen des Literaten und Künstlers Grass. Dabei wird deutlich, dass die literarische und bildnerische Form im Werk von Günter Grass ähnlichen Arbeits- und Findungsprozessen folgen. Die Besucher können zugleich den Roman „lesen“ wie auch den komplexen, mal arbeitsintensiven, mal lustvollen Entstehungsweg eines Monuments der Weltliteratur in einem visuellen Erlebnis nachvollziehen – darüber hinaus erhalten sie einen subjektiv geprägten Einblick in die europäische Zeitgeschichte, in eine Epoche, die noch heute fortwirkt.
Die über 100 Exponate werden ergänzt durch zwei Hörstationen mit Ausschnitten aus Lesungen der Hundejahre von Günter Grass und einen Dokumentarfilm, der die Entstehung der Radierungen zeigt.

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