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Kunsthaus Essen


Rübezahlstraße 33
45134 Essen
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Öffnungszeiten:

Mi-So 16.00-18.00 Uhr

So Yeun Lee und Koji Onaka

07.09.2014 - 19.10.2014

Die Koreanerin So Yeun Lee ist eine Wanderin zwischen verschiedenen Welten und Kulturen. Im Mittelpunkt ihrer Bilder steht die Beschäftigung mit der eigenen Person. Der Ausdruckswert ihrer Malerei erschöpft sich jedoch nicht in reiner Selbstreflexion, sondern So Yeun Lee malt Selbstbildnisse, um eine grösstmögliche Bandbreite an weiblichen Rollenmustern zu erfassen. Die Geste der Selbstbefragung und die Wahl einer künstlerischen Ausdrucksform, die sich an den Vorgaben der klassischen abendländischen Portraitmalerei orientiert, zielen darauf, ihre individuelle Biographie mit dem neuen gesellschaftlich-kulturellen Kontext zu verbinden, dem sie sich seit längerem verschrieben hat. So thematisiert ihre Kunst einerseits die Frage der Selbstbestimmung der Künstlerin als Frau. Andererseits kreist sie um die Frage einer eigenen kulturellen Identität inmitten einer ihr in vielen Teilen immer noch fremdartigen Kultur. So Yeun Lees Bildnisse basieren auf dem Gefühl von innerer Unruhe, das aus einem dauerhaften, manchmal als beängstigend empfundenen Unterwegsseins zwischen zwei verschiedenen Kulturen entspringt. Diese Unruhe äußert sich in Bildern, in denen die Künstlerin verschiedene Rollen annimmt. Umgeben von spärlich eingesetzten Accessoires, erscheint sie in denkbar unterschiedlichen Rollenmodellen. als als teilnahmslos verharrende Kind-Frau oder als trendbewusste Girlie-Figur. Aus den Bilder spricht die ganze Verwundbarkeit eines jungen Mädchens, das scheinbar zögernd am Beginn eines neuen Lebensabschnittes steht. Allein schon die Art der Inszenierung oder die symbolhträchtig hinzugefügten Accessoires und die Kleidung fordern bestimmte Lesarten heraus, die einen fremdartigen und ambivalenten Eindruck erzeugen. Das Gefühl einer emotionalen Unterkühlung und der unangenehmen Distanziertheit, das sich beim Anblick dieser Bilder relativ rasch einstellt, erwächst nicht zuletzt aus der gewählten klassischen Form des Portraits und ihrer eigenwilligen Bearbeitung. Deutlich finden sich bei So Yeun Lee immer wieder Anleihen aus der europäischen Kunstgeschichte und Anklänge an klassische Bildniswerke deren charakteristische Darstellungsweisen die Künstlerin für ihre eigenen Ausdrucksintentionen adaptiert. So Yeun Lee überträgt traditionelle Pathosformeln aus der europäischen Geschichte der Kunst in einen individuellen Bilderkosmos und schafft so den Betrachtern vertraute Anknüpfungspunkte innerhalb ihrer irritierend fremdartigen und zuweilen von asiatischer Symbolik behafteten Inszenierungen des eigenen Selbst.
Koji Onakas Fotobuch "Umimachi 1997" zeichnet die Landschaft der ruhigen, stillen Hafenstädte im japanischen Sanriku-Bezirk auf. Plötzlich, am 11. März 2011, wurden diese Gebiete von den großen Higashinihon-Erdbeben heimgesucht. Seitdem fast alle Städte in den Tsunamis untergegangen sind, werden die ursprünglich fotografisch aufgenommenen Szenen zu verlorenen Landschaften. Die Entscheidung, die Fotografien in einem Buch zu publizieren, folgt der Idee, die Schönheit der Landschaft im Gedächtnis der Menschen wiederauferstehen zu lassen. Gewidmet ist das Buch allen Opfern der Katastrophe.

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