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Kunsthalle Göppingen


Marstallstraße 55
73033 Göppingen
Tel.: 07161 650 777
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 13.00-19.00 Uhr
Sa, So 11.00-19.00 Uhr

Max Ernst: Surrealismus- A lÂ’interieur de la vue

07.12.2008 - 15.02.2009
Die Kunsthalle Göppingen eröffnet am Sonntag, 7. Dezember 2008, 18.00 Uhr, die Ausstellung „Max Ernst. Surrealismus“, gewidmet vor allem dem graphischen Werk des Künstlers. Eine Ausstellung in der Ausstellung zeigt unter dem Titel „A lÂ’intérieur de la vue“ internationale Gegenwartskunst. Der Kunstverein Göppingen zeigt in C 1 drei Arbeiten von Anja Schrey. Zur Eröffnung sprechen: Werner Meyer, Dr. Annett Reckert und Dr. Bernd Finkeldey. Die Kunsthalle Göppingen wirft einen Blick in die Geschichte: Max Ernst. Surrealismus - die Graphik, die großen Collage-Bildromane, die phantasievollen Bilder als kombinierende Erfindungen, die Zufall und Traum als so inspirierend begreifen wie wissenschaftliche und populäre Bilder oder Literatur. Max Ernst hatte Philosophie, Psychologie und Kunstgeschichte studiert, bevor er als Künstler sein großartiges und die Kunst nachhaltig prägendes Werk entwickelte. Kaum ein anderer Künstler hat so sichtbar Eindruck gemacht auf die zeitgenössische und nachkommende Kunst bis heute. So ist unter dem Titel „A lÂ’intérieur de la vue“ internationale Gegenwartskunst zu sehen mit Werken von elf jungen, aktuellen Künstlerinnen und Künstlern: Bea Emsbach, Terry Gilliam, Philippe Grammaticopoulos, Via Lewandowsky, Dirk Meinzer, Claudia und Julia Müller, Yves Netzhammer, Sigmar Polke, Neo Rauch, Hana Song, Stacey Steers. Sie alle lassen sich in Korrespondenz sehen mit den Themen und künstlerischen Methoden, die schon für das Werk von Max Ernst wesentlich sind. Max Ernst (1891 – 1976) ist mit Hans Arp und Johannes Th. Baargeld eine zentrale Künstlerpersönlichkeit der Dadaisten am Ende des Ersten Weltkrieges in Köln, einer Bewegung, die eine Erweiterung des Denkens und der Erfahrung in Bildern und Aktionen bis an die Grenzen des Möglichen provozierte. Max Ernst ist eine Leitfigur des Surrealismus in Paris, wohin er 1922 übersiedelte. 1924 nennt ihn André Breton in seinem ersten „Manifest du surréalisme“. Die Grafik, Zeichnungen, die Frottagen und Photogramme sind eine thematische und erfinderische Schatzkammer des Künstlers. Sie eröffnen das Private, experimentelle Seiten des Werkes und die literarische Begabung des Künstlers. Die Ausstellung zeigt die beiden großen und berühmten Bildromane „Une semaine de bonté“ (1934) und „La femme 100 têtes“ (1929) in ihrer überwältigenden Fülle. Max Ernst ist ein großartiger Zeichner, ein perfekter Illusionist in den Collagen mit ihren surrealen Welten. Gerade hier kommt man den künstlerischen Konzepten und der Bildmaschinerie in besonders eindrücklicher Weise auf die Spur. Jeder kennt die drei künstlerischen Methoden, mit denen sich Bilder erfinden lassen, die doch ihren Grund in der Realität haben, im Material wie in den Bildern der Medien, die uns die Wirklichkeit vermitteln: In der Collage wird das vorgebliche Bild der Wirklichkeit zerschnitten, die Elemente aus verschiedenen Zusammenhängen werden neu kombiniert, und es entsteht eine unerwartete, widersprüchliche und neu passende Bildwelt jenseits der vermeintlichen Realität. Der Zufall mag bei solchen Konstruktionen genauso eine Rolle spielen, wie die Erkenntnis, dass sich eigentlich nur so Geheimnisse finden lassen, die Erstaunen und Neugier und schließlich Phantasie und Imagination wecken. In der Frottage wird die Oberflächenstruktur eines Materials durchgerieben. Mit Konturen versehen bekommen die Formen ein malerisches Eigenleben. All das findet sich zusammen in den Assoziationen, die der Künstler in seinen Bildern kombiniert, die dem Betrachter in den Sinn kommen, wenn er sich in den Bildern von Max Ernst zurechtfinden will. Der Surrealismus bringt mit diesen und anderen künstlerischen Methoden Vorstellungswelten an die Oberfläche, Bildwelten, die man sonst nur „mit geschlossenen Augen“ (Caspar David Friedrich) wahrnimmt, in der Phantasie, im Traum. Immer wieder interessiert den Künstler die Metamorphose, die Verwandlung im Bild, die Montage, wenn sich eines zum anderen findet, was keiner zuvor gedacht hat. Seine Bildwelten gehen zusammen mit Bildern der Literatur der Antike oder auch mit den Gedichten von Paul Eluard oder mit Geschichten von Lewis Carrol. Surrealismus war eine Bewegung, auch in der Literatur, im Theater, im Film, in der Photographie. Und Max Ernst gehört zu den tonangebenden Künstlern. Surrealistische Bilder haben das Sehen zum Thema, wie sich die Wahrnehmung ihre Welt, ihre Sicht der Dinge gestaltet, d.h. deformiert wie bei Salvador Dali, überhaupt in ihrer Existenz in Frage stellt wie bei René Magritte, oder eben kombiniert und assoziiert, collagiert wie bei Max Ernst. Mit solchen Bildern hat Max Ernst die Welt geschockt, lässt er die Betrachter träumen, wurde als „entartet“ gebrandmarkt, wird bis heute von den Künstlern ganz besonders geschätzt und hat populäre Möglichkeiten der Erfindung von Bildern geschaffen, die jedes Kind kennt und die in allen Medien – auch in der Kunst – fruchtbar sind. Deswegen ist es so interessant, sich mit dem Werk von Max Ernst, mit seinen surrealistischen Bildern, speziell mit der Grafik zu beschäftigen. Er ist bis heute einer der ganz großen Anreger.

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