© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Kunsthalle Erfurt


Fischmarkt 7
99084 Erfurt
Tel.: 0361 655 5660
Homepage

Öffnungszeiten:

geschlossen wegen Renovierung

Andreas Gefeller: Photographs

30.01.2011 - 13.03.2011
Ungewöhnliche Blickwinkel, so flächig wie detailreich, auf Außenräume und Interieurs kennzeichnen die seit 2002 entwickelte Werkgruppe "Supervisions" des Düsseldorfer Fotografen Andreas Gefeller (*1970). Am ehesten lässt sich ihre Erscheinung mit Wandabwicklungen vergleichen, die Bauhistoriker von alten Gebäuden anfertigen, um Bauphasen und Bauschäden "steingenau" zu dokumentieren. Tatsächlich arbeitet auch Gefeller mit einem Raster, wenn er mit einer hochauflösenden und verzerrungsfreien Fachkamera bestimmte Flächen lotrecht fotografiert, sie gleichsam scannt. Schließlich montiert er die Aufnahmen digital zu fotografischen 'Grundrissen', deren Komplexität und scheinbar unmögliche Perspektive überwältigend wirkt. Dem Künstler geht es jedoch nicht um die Dokumentation architektonischer Befunde, sondern um die Verwandlung des Wahrgenommenen in Bilder, die ihren eigenen Bestimmungen und Bewertungen unterliegen. Ihre Gesamterscheinung ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile - und das nicht nur, weil uns dieser umfassende Blick lotrecht nach oben oder unten auf die Umwelt mit den eigenen Augen nicht gelingt. In ihnen erscheint das Sichtbare übersetzt in den Kontext der Kunst. Folgerichtig 'lesen' wir seine Fotografien vor dem Hintergrund der Kunstgeschichte, z. B. der abstrakten Malerei, prüfen ihre grafischen Rhythmen und farbigen Kontraste. Überdies offenbaren die großformatigen Abzüge bei genauer Betrachtung optische Brüche, die mitunter an den Rändern der montierten Flächen entstehen, gestatten also Einblicke in ihre Konstruktionsweise als Bilder. Ähnlich verfuhr Andreas Gefeller im Jahr 2010, anlässlich des Projektes "European Eyes on Japan", als er japanische Strommasten lotrecht von unten mit langer Belichtungszeit fotografierte. Im digital komponierten Bild ist der jeweilige Mast nicht mehr sichtbar; dafür verwandeln zahlreiche Kabel und Transformatoren vor monochrom schwarzen oder weißen (leeren) Hintergründen die Motive in Kompositionen von hohem grafischem Reiz. Die Abzüge erstellte er im Pigmentdruckverfahren auf Büttenpapier - subtile wie offensichtliche Referenzen zur Ästhetik der asiatischen Tuschemalerei. In Erfurt zeigt Andreas Gefeller Auszüge aus den Werkgruppen der letzten Jahre.

KULTURpur empfehlen