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Kölnischer Kunstverein


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Di-Fr 13.00-19.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Stefan Müller: Allerliebste Tante Polly

17.04.2013 - 30.06.2013

Die Ausstellung zeigt Arbeiten des in Köln lebenden Künstlers Stefan Müller (*1971 in Frankfurt am Main). Seine Malereien werden in einer Installation präsentiert, die ihre Inspiration aus der Lektüre von Mark Twains Roman “Die Abenteuer des Tom Sawyer” (1876) bezieht.
Auf den ersten Blick erscheinen die Arbeiten Stefan Müllers abstrakt. Grob definierte Rechtecke, oft leger ausgemalt, schwanken in instabilen Beziehungen durch einen malerischen Raum aus Bleiche, Spritzern und Farbverläufen. In anderen Bildern brechen zahllose, im Batikverfahren entstandene Falten die farbgetränkte Leinwand in ein Spektrum aderförmiger Linien auf. Der Bildgrund erinnert an die nebelhaften Abbildungen milchstraßendurchzogener Galaxien oder entfernter Gebirge auf ausgeblichenen Atlasseiten. Vor diesem Hintergrund tanzen nicht selten Spuren und Aussparungen, die von Klebestreifen, Schmutz, Krümeln oder Ascheresten herrühren — bewusst in den Grundierungsprozess mit aufgenommene Unwägbarkeiten. Der Künstler folgt diesen Zufällen, lässt sich bei der Setzung neuer Farbtöne und Formen von ihnen leiten oder abschrecken, korrigiert oder betont sie noch. Dann finden sich wieder Stellen, an denen ölige Binnenflächen —vom Nesselstoff aufgesaugt— als Entourage pastos leuchtender Farbaufträge verlaufen. Kringel überlagern und durchschneiden sich gegenseitig bis ihre Acryl- und Bleicheschlieren unsauber ineinander verlaufende Sogwirkungen entfalten. Manche dieser Formen können als Referenzen an andere malerische Diskurse gelesen werden. So erinnern die beschriebenen Kringel teilweise an die Zielscheibenmotive Kenneth Nolands oder an Poul Gernes, aber so, als wären diese stark verwaschen und verrutscht. Jedoch ist das Erkennen von Bezügen und Zitaten nicht ausschlaggebend, um Stefan Müllers Malerei zu lesen. Diese Malerei ist kein Referat über Malerei. Interessanter ist es, Stefan Müllers Umgang mit Leinwand, Farbe, Material und Technik weniger abstrakt sondern vielmehr als konkrete Auseinandersetzung mit Sehnsüchten, Beziehungen, dem eigenen Erleben und der alltäglichen Suche nach Transzendenz zu betrachten. Linien und Figuren zum Beispiel, deren Farben sich während ihres vagen Verlaufs flackernd verändern, assoziieren Gemütszustände. Oder es gibt farbige Streifen, aus denen sich Drippings lösen, die wiederum andere, darunter liegende farbige Streifen durchkreuzen, umfärben und sich dabei selbst verändern; wie Menschen, die anderen Menschen begegnen. Anderswo verdichten sich Buntstiftlinien zu Spiralen, die um sich selbst kreisen wie Gedanken, die zu keinem Schluss führen. Immer wieder greift der Künstler auf Formen des Erlebens zurück, die man sich in der Kindheit als selbstverständlich herausnahm, deren Gebrauch dann aber irgendwann auf dem langen Weg des Erwachsen-Werdens verloren ging; Verfahren, die außerhalb der Logik des Zu-Etwas-Zu-Gebrauchen-Seins existieren. So gibt es den schönen Titel eines älteren Bildes von 2002, der dies einfach erläutert: “Zu lange in die Sonne geschaut”. Die abstrakt gemalten Kreise im Bild werden durch den Titel als etwas absolut konkretes und einfaches erkennbar, als Reflexionen auf der Netzhaut; eine sowohl persönliche aber zugleich auch mit anderen teilbare Erfahrung. Durch sein nahezu romantisches Insistieren auf dem einfachen und doch fragilen Zusammenhang zwischen persönlicher und ästhetischer Erfahrung, zwischen Erleben und Mitteilen, ist es Müller gelungen, seine Arbeit aus den für die Nullerjahre symptomatischen Kniffen und Finten postkonzeptueller Malereibehauptungen heraus zu halten ohne solipsistisch zu werden.

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