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Historisches Museum Hannover


Pferdestraße 6
30159 Hannover
Tel.: 0511 168 430 52
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Öffnungszeiten:

Di 10.00-19.00 Uhr
Mi-Fr 10.00-17.00 Uhr
Sa, So 10.00-18.00 Uhr

Hebammenausbildung in Hannover seit 1781

05.05.2011 - 03.07.2011
Mit der Geburt tritt der heranwachsende Mensch aus dem schützenden Mutterleib in die Welt. Dieses „Naturereignis“ wird nicht immer und überall gleich praktiziert. Die Art und Weise, wie Frauen Kinder zur Welt bringen, ist auch geprägt durch kulturelle Praktiken. Die Aufgabe der kontinuierlichen Betreuung der Schwangeren, der Hilfe bei der Geburt und der Pflege im Wochenbett übernahmen Frauen, die sogenannten "Heb-Ammen". Das gesellschaftliche Ansehen der Hebammen war bis spät in die Neuzeit hinein zwiespältig, denn die Geburt galt einerseits als unrein und der Umgang mit Sexualität war tabuisiert. Andererseits waren Hebammen die einzigen Expertinnen in Fragen der Gesundheit, Familienplanung und Geburtshilfe. Durch einen offeneren Umgang der Gesellschaft mit Geschlechtlichkeit, Zeugung und Schwangerschaft erfuhr im Laufe des vergangenen Jahrhunderts der Beruf der Hebamme eine allgemeine Aufwertung. Zunächst war es vor allem das praktische Erfahrungswissen, das Hebammen zur Geburtshilfe qualifizierte. Im Zuge der Verwissenschaftlichung der Medizin wurden Hebammen in Hannover seit dem späten 18. Jahrhundert kontinuierlich ausgebildet, mit dem Ziel, die Mütter- und Säuglingssterblichkeit zu verringern. In Entbindungsanstalten starben noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts viele Wöchnerinnen am sogenannten Kindbettfieber, da Ärzte zwischen Leichenhalle und Kreißsaal pendelten und mangels Wissen über Hygiene die krankhaften Keime weiter trugen. Frauen fühlten sich darum sicherer, wenn sie ihre Kinder zu Hause in Hebammenbetreuung bekamen. Die Ausstellung zeichnet an Hand von Exponaten aus der Sammlung der Hebammenschule im Klinikum Region Hannover die Entwicklung der Geburtshilfe und der Hebammenausbildung nach. Ausgehend von der Gründung eines Accouchierhauses (Entbindungsanstalt) 1781 dokumentiert sie die weitere Entwicklung über die Landesfrauenklinik (1903) bis heute. Diese Ausstellung erzählt davon, was Hebammen theoretisch lernten, praktisch ausführten und mit Erfahrungswissen kombinierten. In der Ausstellung greifen die Hebammenschülerinnen aktuelle Fragen auf, die für eine zeitgemäße Geburtshilfe von Bedeutung sind: - Welche Relevanz haben traditionelle Entbindungen und Gebärhaltungen für die Geburtshilfe heute? - Wie wirkt sich der medizinisch-technische Fortschritt auf die Geburtshilfe aus? - Welcher Hilfsmittel und Begleitung bedarf die gebärende Frau? - In welchem Verhältnis stehen originäre Hebammenkunst und moderne Geburtsmedizin? Die Ausstellung regt zum Nachdenken über das "Naturereignis Geburt" an und lädt zu einem Blick in dessen Geschichte ein.

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