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Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte


Am Neuen Markt 9, Kutschstall
14467 Potsdam
Tel.: 0331 620 85 50
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Öffnungszeiten:

Di-Do 10.00-17.00 Uhr
Fr 10.00-19.00 Uhr
Sa, So 10.00-18.00 Uhr

Sibylle

13.05.2010 - 22.08.2010
Die Zeitschrift SIBYLLE gehörte in der DDR wegen ihrer einzigartigen Mode- und Fotobeiträge zu den beliebtesten und begehrtesten Publikationen. Sie erschien zwischen 1956 und 1989 alle zwei Monate in einer Auflage von etwa 200.000 Exemplaren, die immer sofort vergriffen war. Der Versuch, die Zeitschrift nach 1990 auf dem gesamtdeutschen Markt zu erhalten, scheiterte.1995 kam das endgültige Aus. Der Erfolg der SIBYLLE lag in ihrem besonderen Konzept - Mode, Fotografie und Kultur zu verbinden. Der Modeteil mit seinen anspruchsvollen Fotografien war Inspirationsquelle, bot Informationen über neueste Trends in Ost und auch West sowie Schnittmusterbögen und Nähanleitungen. Der Kulturteil setzte auf Themenvielfalt, brachte Beiträge über Kunst, Literatur, Theater und Architektur, ausführliche Porträts prominenter wie unbekannter Frauen, aber auch Hautpflegetipps und Kochrezepte der vom „Magazin“ bekannten Ursula Winnington. Die SIBYLLE hatte den Anspruch, alltagstaugliche Mode zu präsentieren und ein modernes Frauenbild zu vermitteln. „Die berufstätige, selbstbewusste, emanzipierte Frau wollte man zeigen, sich von alten Klischees trennen. Mode ins Verhältnis setzen zu den gesellschaftlichen Idealen.“, so Dorothea Melis, Moderedakteurin der SIBYLLE 1961 bis 1970. Bekannte Fotografen und Fotografinnen wie Arno Fischer, Sibylle Bergemann, Ute Mahler und Werner Mahler, Roger Melis und Günter Rössler fanden dafür eine ganz individuelle Bildsprache, in der sich Mode- und Porträtfotografie verbanden. „Wir haben nicht nur Mode fotografiert, wir haben Bilder gemacht, die uns wichtig waren“, so die Fotografin Ute Mahler. "Glücklich sind wir eigentlich immer. Besuch bei Familie K. in Dresden." Foto: Martina Kaiser in: SIBYLLE, Heft 5/1971Diese subjektive Haltung prägte über Jahrzehnte die Bildästhetik und damit den besonderen Charakter der SIBYLLE. Redakteure und Fotografen fanden hier eine vergleichsweise große künstlerische Freiheit, aber wie alle Massenmedien in der DDR arbeitete auch die SIBYLLE unter ständiger politischer Kontrolle. Formal unterstand sie der Frauenkommission des ZK der SED, die im Sinne des ideologischen Leitbildes der „Frau im Sozialismus“ auf die Inhalte aller Hefte Einfluss nahm und eine entsprechende Vorzensur übte. Außerdem musste die Chefredaktion einmal wöchentlich zur politischen Weisung in der Abteilung Agitation des ZK der SED erscheinen, die mit so genannten Empfehlungen, Kritik und auch Themenverboten sämtliche Veröffentlichungen der DDR bestimmte. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Mode-Fotostrecken und in den redaktionellen Kulturteil der SIBYLLE, den sie zum Ausgangspunkt einer kritischen Reflexion von Frauenleitbildern und Frauenalltag in der DDR nimmt. Die Ausstellung zeigt ausgewählte Fotoserien und kombiniert sie mit Aussagen von Redakteurinnen, Mannequins und Fotografen. Sie vermitteln Einblicke in die Arbeitsweise und -bedingungen bei der Moderedaktion der SIBYLLE. Sie berichten von Zensur und künstlerischer Freiheit, von Mangelwirtschaft und Improvisationstalent, von Gleichberechtigung und SED-Frauenpolitik, von Berufstätigkeit und Familienleben. Bekleidungsstücke des Modeinstituts der DDR und des VHB Exquisit, Filmausschnitte von Modesendungen der DDR und ein Exkurs über die Bildsprache und ästhetischen Besonderheiten der Fotografien ergänzen das Thema Mode als Hauptarbeitsfeld der SIBYLLE. Zu hören bzw. zu lesen sind Interviews mit damaligen Leserinnen der SIBYLLE. Die Berichte der Frauen und Leserbriefe vermitteln einen Einblick in die Rezeption der Zeitschrift und in den DDR-Alltag. Auch Ausschnitte von Sendungen des DDR-Fernsehens, statistische Daten und Hintergrundinformationen verdeutlichen das Frauenbild und die Frauenrealität in der DDR.

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