Haus am Lützowplatz, Foto: Marcus Schneider, Berlin
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Haus am Lützowplatz

Haus am Lützowplatz, Foto: Marcus Schneider, Berlin
Haus am Lützowplatz, Foto: Marcus Schneider, Berlin
Haus am Lützowplatz, Foto: Marcus Schneider, Berlin
Haus am Lützowplatz, Foto: Marcus Schneider, Berlin

Lützowplatz 9
10785 Berlin
Tel.: 030 261 38 05
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Die halluzinierte Welt - Malerei am Rand der Wirklichkeit

09.04.2014 - 29.06.2014

„Die kritische Funktion der Fantasie liegt in ihrer Weigerung, die vom Realitätsprinzip verhängten Beschränkungen des Glücks und der Freiheit als endgültig hinzunehmen, in ihrer Weigerung zu vergessen, was sein könnte“.
(Herbert Marcuse, Triebstruktur und Gesellschaft, Frankfurt am Main 1957, S. 130)
Halluzinationen lassen sich als Krise der Repräsentation beschreiben: Was wirklich scheint, ist lediglich das Produkt der Einbildungskraft oder einer Sinnestäuschung, hervorgerufen durch psychische Prozesse oder unter dem Einfluss narkotischer Substanzen. Entscheidend ist die Wirklichkeitsnähe der Halluzination beziehungsweise ihr Status als Realität in der Vorstellung des Halluzinierenden, welche von der echten Realität in wesentlichen Punkten abweichen kann. Derartige Erscheinungen wurden bereits in der Antike im Hinblick auf die kreative Macht menschlicher Fantasie und mitunter als göttlich inspirierte Visionen beschrieben, doch wurden sie ab dem 19. Jahrhundert zunehmend pathologisiert als Gegenstand der klinischen Psychiatrie. Wer etwas sieht, was andere nicht sehen, ist gemeinhin verrückt und steht außerhalb der normierten Gesellschaft.
Das Absonderliche, Ver-rückte und Abgründige steht nun im Mittelpunkt der Ausstellung „Die Halluzinierte Welt – Malerei am Rand der Wirklichkeit“ im Haus am Lützowplatz. Auf die Malerei übertragen verweist der Begriff Halluzination zunächst auf ein korruptes Verhältnis zur Wirklichkeit. Die Regeln der Mimesis scheinen außer Kraft gesetzt. Brechungen und Störungen treten in den Vordergrund, in denen das Medium der Abbildung selbst spürbar wird. Doch benennt der Begriff auch eine spezifische generative Fähigkeit der Malerei, eine eigenständige Sichtbarkeit zu erzeugen. Während etwa Skulpturen durch die Verhaftung an das Material stets ein Teil unserer tastbaren dinglichen Wirklichkeit bleiben, kann sich die Malerei als ungreifbares Fantasma von ihr lösen. Verwoben im alternativen Realitätsentwurf manifestieren sich unsere Triebe, Wünsche oder Ängste.

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