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Gutenberg-Museum Mainz


Liebfrauenplatz 5
55116 Mainz
Tel.: 06131 12 25 03
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Sa 9.00-17.00 Uhr
So 11.00-15.00 Uhr

Schriftkunst und Bilderzauber

08.12.2012 - 17.03.2013

Im Jahr 1512 wurde das erste armenische Buch gedruckt; den 500. Geburtstag des armenischen Buchdrucks nimmt das Gutenberg-Museum zum Anlass, einen Einblick in die Geschichte des armenischen Buchdrucks zu vermitteln. Es präsentiert Höhepunkte der armenischen Buchdruckerkunst, die bisher in Deutschland nicht gezeigt wurden.
Die Mainzer Ausstellung „Schriftkunst und Bilderzauber“ lehnt sich an die gleichnamige, im April/Mai 2012 im Kunstforum Halle gezeigte Ausstellung an, setzt jedoch eigene Schwerpunkte und präsentiert weitere Meilensteine der armenischen Druckgeschichte.
Die Geschichte des armenischen Buchdrucks begann im Jahr 1512 in der Druckwerkstatt des Armeniers Hakob Meghapart in Venedig. Die Armenier waren damit das erste orientalische Volk, das sich Gutenbergs bahnbrechende Erfindung zu Nutzen machte und in seine Kultur integrierte. Venedig war seit dem späten 17. Jahrhundert eine Hochburg des armenischen Druckwesens. Aus der Vielzahl der hier entstandenen Werke zeigt das Gutenberg-Museum zwei Kostbarkeiten, darunter den ersten armenischen Druck überhaupt, das „Urbatagirk“ („Freitagsbuch“), den die Nationalbibliothek der Republik Armenien für die Ausstellung zur Verfügung stellt. Nur wenig später entstand der „Parzaytowmar“ („Vereinfachter Kalender der Armenier“), das zweite jemals gedruckte armenische Buch, das ebenfalls in der Ausstellung zu sehen ist.
Zwei weitere, wichtige Zentren des frühen armenischen Drucks sind Konstantinopel und Amsterdam. Aus Konstantinopel, wo seit 1567 armenische Drucke entstanden, präsentiert das Gutenberg-Museum unter anderem eine liturgische Sammelschrift (Synaxarion) aus dem Jahr 1730, dessen Frontispiz eine wunderschöne Mondsichelmadonna zeigt. Dieses Werk gilt als eines der schönsten armenischen Bücher überhaupt.
Einen Höhepunkt der Ausstellung stellt außerdem der erste armenische Bibeldruck (Amsterdam 1666) dar, der als Leihgabe der Nationalbibliothek der Republik Armenien erstmals in Deutschland gezeigt wird.
In Auswahl präsentiert werden zudem armenische Drucke aus verschiedenen Weltgegenden, da erst im Jahr 1772 in Armenien selbst, in Edschmiatzin, eine Druckerei gegründet werden konnte. Daneben führen die für ihre Schönheit berühmten armenischen Handschriften des 13. bis 17. Jahrhunderts in der Ausstellung die Kontinuität zwischen der kunstvollen armenischen Handschriftentradition und dem Buchdruck vor Augen. Sie illustrieren einen Stil, der von der gegenseitigen Durchdringung von christlichen und orientalischen Einflüssen lebt. Ein Exponat „zum Anfassen“ ist dabei die Faksimile-Edition des weltberühmten „Codex Edschmiatzin“ aus dem 10. Jahrhundert.
Abschließend wirft die Ausstellung einen Blick auf die wissenschaftliche deutsche Auseinandersetzung mit Armenien seit den ersten überlieferten Schilderungen des 15. Jahrhunderts. Im Reisebericht des Mainzer Domherrn Bernhard von Breydenbach „Peregrinatio in terram sanctam“ (1486) findet sich beispielweise das erste als Holzschnitt gedruckte armenische Alphabet.
Die Ausstellung im Gutenberg-Museum entstand in Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und der MESROP Arbeitsstelle für Armenische Studien an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Als externe Kuratorinnen konnten Meliné Pehlivanian, stellvertretende Leiterin der Orientabteilung an der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz und Expertin für armenische Frühdrucke, und Prof. Dr. Armenuhi Drost-Abgarjan gewonnen werden, Professorin für Armenologie am Seminar für Christlichen Orient und Byzanz an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Die Leihgaben stammen zum größten Teil aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz. Die Bibliothek der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft an der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, die Nationalbibliothek der Republik Armenien, das Handschrifteninstitut Maštoc’-Matenadaran in Jerewan, die Bayerische Staatsbibliothek in München und die Stiftung der Saalesparkasse, Halle, stellten ebenfalls wichtige Leihgaben zur Verfügung.

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