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Grassi - Museum für Völkerkunde zu Leipzig


Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig
Tel.: 0341 9731-900
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Schneemann im Quadrat

18.07.2014 - 05.10.2014

Farbenfrohe Werke der sogenannten Quadratmalerei, filigrane Makondeschnitzereien sowie Skulpturen, Malerei und Graphik namhafter und auch international bekannter Künstler wie Mankeu oder Malangatana: gezeigt wird die außerordentliche Vielschichtigkeit zeitgenössischen künstlerischen Schaffens in Ostafrika. Vom 18.07. bis zum 05.10.2014 präsentiert das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig in der Sonderausstellung „Schneemann im Quadrat“ eine Auswahl moderner ostafrikanischer Kunst aus seinem Bestand. Darüber hinaus wird mit der Arbeit „African Tales“ des Leipziger Künstlers Maix Mayer die Ausstellung durch eine außergewöhnliche Verbindung von zeitgenössischer afrikanischer und europäischer Kunst ergänzt.
Ein wesentliches Genre zeitgenössischer Kunst in Ostafrika ist die nach ihrem Gründer Eduardo Saidi Tingatinga (1936-1972) benannte Malerei der Tingatinga-Schule. Die reiche Sammlung des GRASSI Museums für Völkerkunde zu Leipzig umfasst 140 Werke, von denen eine Auswahl von etwa 60 ausgestellt werden kann. In eindrucksvollen Bildern wird eine große Bandbreite an Motiven aus der Natur und des sozialen Lebens dargestellt. Neben Tieren, Alltagsszenen und magisch-religiösen Handlungen finden sich auch explizite und frivole Darstellungen. Der Name "Quadratmalerei" bezieht sich auf die annähernd quadratische Form der meisten Werke, die auf die ursprüngliche Materialwahl zurückzuführen ist. Aufgrund ökonomischer Gegebenheiten verwendeten die Künstler vor allem 60 x 60 cm große Spanplatten. Diese wurden mit kräftigen Fahrradlacken bemalt. Schon zu seinen Lebzeiten, besonders aber nach dem Tod Tingatingas, bildete sich eine Malschule heraus, welche auch heutzutage noch einen wesentlichen Bestandteil der kulturellen Realität Tansanias darstellt.
Ein anderes eindrucksvolles Zeugnis ostafrikanischer Kunst stellen die Masken und Skulpturen der Makonde, einem Volk in Mosambik und Tansania, dar. Ursprünglich für den kultischen Bedarf hergestellt, waren vor allem die Masken fest in der traditionellen Kultur verankert. Sie fanden in Maskentänzen aus Anlass von Initiationsriten Verwendung, dienten aber auch der Erziehung und Unterhaltung. Seit den 1930ern bildete sich auch eine davon losgelöste „moderne“ Schnitzkunst heraus. Diese Entwicklung war geprägt vom Interesse der Schnitzer, ihre ökonomische Situation zu verbessern. So entsprachen die Themen der Arbeiten zunächst dem Geschmack der Auftraggeber, vorrangig Kolonialbeamte, später aber auch dem der Touristen. Es entwickelte sich jedoch auf inhaltlicher und formaler Ebene eine außerordentlich komplexe Breite an Thematiken und Stilen bis hin zur strengen Abstraktionen. Allen gemein ist ihr hohes Maß an Kunstfertigkeit.
Die experimentelle Präsentation "African_Tales" des Leipziger Künstlers Maix Mayer bildet den zweiten Teil der Ausstellung. Im Zentrum dieser Arbeit steht der DDR-Kinderfilm "Ein Schneemann für Afrika" (1977), der in einem kleinen Videokino in Dar es Salaam von dem tansanischen Kinoerzähler Captain Mukandala übersetzt und performt wird. Neben dieser Filmprojektion ergänzt die Mix-Media-Kollektion "Ein Schneemann in Afrika" die Ausstellung. Er übergab zwei eigene fotografische Serien (Schneemänner aus Leipziger Parks und urbane Szenen aus Tansania) lokalen Künstlern zur Überarbeitung im Tingatinga-Malstil. Maix Mayer bestritt eine Vielzahl von Einzelausstellungen, u.a. Geementemuseum Den Haag, Lindenau-Museum Altenburg, Museum der bildenden Künste Leipzig, Museu Brasileiro da Escultura Sao Paulo.

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