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Grassi - Museum für Völkerkunde zu Leipzig


Johannisplatz 5-11
04103 Leipzig
Tel.: 0341 9731-900
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Heilkunst in den Anden

03.12.2010 - 14.08.2011
Die Ausstellung spürt den Antworten nach, welche die Kallawaya-Heilkultur in den Hochanden Boliviens auf die beständigen Gefahren durch Krankheit und Unheil findet. Die Kallawaya sind indigene, quechua-sprachige Wanderheiler, deren Heilkunst bis in die Metropolen Südamerikas weithin nachgefragt wird. Ihre Wurzeln reichen bis in präkolumbische Zeiten zurück. Neben einem breiten Heilkräuterwissen heilen die Kallawaya v.a. mittels komplexer Opferrituale. Ihre Medizin ist eng an das religiöse Weltbild der Anden gebunden. Im Jahre 2003 ist die Kallawaya-Kultur zum immateriellen UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden. Die Sonderausstellung fragt danach, wie wir diese uns so fremdartig anmutende Heilkunst verstehen und interpretieren können. Was ließe sich aus dieser anderen Herangehensweise an Krankheit und Heilung für unsere eigene medizinische Praxis lernen? Ist sie uns tatsächlich so fremd, wie sie auf den ersten Blick scheint? Und was geschieht, wenn eine traditionelle Heilkultur mit der Biomedizin in Berührung kommt? Die auf einer Fläche von 450m² gezeigten Exponate stammen aus der umfangreichen und zu diesem Thema einzigartigen Sammlung von Prof. Dr. Dr. h.c. Ina Rösing (Universitätsklinikum Ulm/Institut für Kulturanthropologie), die jahrelang bei den Kallawaya lebte und deren Heilkunst aus sozialwissenschaftlicher und psychotherapeutischer Perspektive umfassend erforschte. Bei den Objekten handelt es sich v.a. um Ritualingredienzen und -requisiten der verschiedenen Heilungstypen sowie eine große Fülle an Amuletten und Amulettbereitungen für alle Bereiche des Lebens in den Anden. Darüber hinaus dokumentiert Rösings Bildmaterial in Form von Dias umfassend in stets respektvoller Nähe viele individuelle und kollektive Heilungen. Die Objekte und Aufnahmen stammen überwiegend aus den 1980er und Anfängen der 1990er Jahre. Die Ausstellung erlaubt so einen tiefen Einblick in eine traditionelle Heilkunst, die sich in der Auseinandersetzung mit der Biomedizin und staatlichen Interessenvertretern derzeit stark wandelt. Ergänzt wird die Sammlung Rösing in der Sonderausstellung durch einen kleinen Ausschnitt aus der Privatsammlung von Dr. Ernst J. Fischer, der sich als Arzt besonders mit den Aspekten von Krankheit und Heilung anhand präkolumbischer Keramiken aus Peru beschäftigt. Die Figuren stellen klassische Krankheitssymptome und menschliches Leiden sensibel dar. Weitere Leihgaben stellte das Institut für Botanik der Universität Leipzig in Form von Herbarien zur Verfügung. Das Kennenlernen und Verstehen der Kallawaya-Heikultur wird dem Besucher durch spezielle Führungen und Veranstaltungen für alle Altersgruppen erleichtert. Die Vortragsreihe "Die Künste des Heilens - Fremdes und Eigenes" komplettiert das Rahmenprogramm zur Ausstellung.

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