Foto: Gletschergarten Luzern
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Gletschergarten Luzern

Foto: Gletschergarten Luzern
Foto: Gletschergarten Luzern
Foto: Gletschergarten Luzern
Foto: Gletschergarten Luzern

Denkmalstrasse 4
6006 Luzern
Tel.: 041 410 43 40
Homepage

Öffnungszeiten:

Apr-Okt: tgl. 9.00-18.00 Uhr
Nov-Mär: tgl. 10.00-17.00 Uhr

Bernd Nicolaisen: RESTLICHT

12.05.2016 - 08.01.2017

Im Rahmen des Projekts RESTLICHT des Schweizer Fotografen Bernd Nicolaisen werden Aufnahmen von Gletschern im Museum Gletschergarten in Luzern präsentiert. Zu sehen sind die Arbeiten von Mitte Mai 2016 bis Anfang 2017. Die einzigartigen Fotografien von über tausend Jahre altem Eis sind zwischen 2004 und 2016 in der Schweiz und auf Island entstanden. Ergänzt durch aktuelle Werke, die das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
In der neu installierten Schau geht es um unberührte, magisch-anmutende Orte der Einsamkeit, der Stille, der Melancholie und auch der Spiritualität. Dargestellt sind scheinbar abstrakte Zeichnungen von eigeschlossenem Sauerstoff im Wechselspiel mit schwarzen Lavasedimenten. Die alles dominierende und durchdringende Farbe hierbei ist Blau – in allen Variationen und Nuancierungen. Linien- und Rahmengeber ist die ins Eis eingelagerte Asche, wodurch immer wieder neue Kombinationen von Farben, Licht und Formen den Betrachter zu einer ganz eigenen, subjektiven Wahrnehmung herausfordern. Nicht die objektive Wirklichkeit einer Situation steht im Fokus der Aufnahmen, sondern die authentisch wirkenden Schattierungen, grafische Strukturen und Konturen des Eises, die einen transparenten Effekt erzielen. So entstehen surreal wirkende Aufnahmen, die die Phantasie des Zuschauers anregen. Auch Assoziationen an die Eis- und Winterlandschaften der niederländischen Malerei des 16. Jahrhunderts lassen sich aufrufen. Nicolaisen erkundet Strukturen und Oberflächen gefrorener Zeit, um diese auf eine ausdrucksstarke Art sichtbar zu machen. Nichts eignet sich für die Darstellung des Phänomens Zeit besser als die Abbildung von Gletschern: Zwar sind sie Jahrhunderte alt, aber ihre Eismassen schwinden kontinuierlich und erinnern auch an die eigene Vergänglichkeit und die der Natur. „Meine Arbeiten sprechen von der Klarheit eisiger Oberflächenstrukturen und der Unermesslichkeit durchsichtigen Eises. Daraus entstehen meine Eisgeschichten“, wie Nicolaisen dazu anmerkt.
Der Reiz der Bilder wird zusätzlich durch die extremen Lichtbedingungen betont, einer Art Light Painting. Für Nicolaisen ist es wichtig, das richtige und nötige (Rest-)Licht für seine Aufnahmen zu finden. Die zum Teil irreal wirkenden Lichteffekte sind dabei von der realen Lichtsituation vor Ort abhängig.
Im Unterschied zu den Aufnahmen der Schweizer Gletscher, die aufgrund ihrer wesentlich jüngeren Entstehungsgeschichte und anderer Sedimenteinlagerungen eher milchig und im Gegenlicht zweidimensional wirken, erreichen die Aufnahmen isländischer Gletscher eine Art dritte Dimension, die sich durch Transparenz und Plastizität abhebt.
Entstanden sind die Aufnahmen am Gorner- und Theodulgletscher in der Schweiz sowie an fünf Gletschern im Süden Islands, darunter die Gletscherzunge Breidamerkurjökull des Vatnajökull.
Nicolaisen arbeitet für seine Aufnahmen überwiegend analog mit der Großbildkamera (8x10’’), die er klassisch zu schwarzweißen Gelatin Silver Prints weiterverarbeitet. Die farbigen C-Prints für die Table - aus und Leuchtkästen sind digital entstanden.
Der konzeptionelle Ansatz, den Nicolaisen bei seinen immer wiederkehrenden Aufnahmen des Gletschermotivs bereits seit Jahren verfolgt, setzt Themen wie Zeit und Vergänglichkeit um. Diesen Ansatz hat Nicolaisen bereits in seinen fotografischen Arbeiten anhand der Jahresringe von kalifornischen Bergpinien fotografisch untersucht (2004-2010). In Luzern wird jetzt das uralte Wasser, das in Form des gefrorenen Eises bereits über hunderte von Jahren überstanden und weite Wege zurückgelegt hat, in die Gegenwart transferiert und bildlich dargestellt. Der Betrachter erblickt Details von Gletscheroberflächen, von Eishöhlen und Tunneln, die vor ihm kaum ein Mensch gesehen hat. So findet sich das Erhabene und Ursprüngliche in der grandiosen Natur von Eismeeren, Gebirgsformationen und Gletschern wieder. Da Letztere heute immer mehr verschwinden, verleiht somit der Begriff „Gletscherschwund“ den Arbeiten von Bernd Nicolaisen eine zusätzliche, weitgreifende, ökologische Dimension.
Bernd Nicolaisen, 1959 in Aarberg in der Schweiz geboren, lebt und arbeitet in der Nähe von Bern.

KULTURpur empfehlen