Foto: Bildarchiv Georg Kolbe Museum, Berlin
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Georg Kolbe Museum

Foto: Bildarchiv Georg Kolbe Museum, Foto: Enric Duch
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Foto: Bildarchiv Georg Kolbe Museum, Berlin
Foto: Bildarchiv Georg Kolbe Museum, Berlin

Sensburger Allee 25
14055 Berlin
Tel.: 030 30 42 144
Homepage

Öffnungszeiten:

10.00-18.00 Uhr

Volker März - Der Affe fällt nicht weit vom Stamm

24.06.2018 - 02.09.2018

Der Berliner Künstler Volker März (*1957) stellt mit seinen vielschichtigen Arbeiten im Georg Kolbe Museum provozierende Fragen an unsere Geschichte und Gegenwart. Ausgehend von seinen biografischen Erfahrungen aus der Nachkriegszeit und dem Umgang mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigt sich Volker März mit den Hierarchien und Herrschaftsformen unserer heutigen Gesellschaft. In einem begehbaren Gesamtkunstwerk aus Skulpturen, Malereien, Performances und Musikvideos schafft Volker März eine private, teils humorvolle, stets politische Ikonografie, die sich aus einem Universum von Zitaten und Bildern nährt. Mit einer weit verzweigten Familie bunt bemalter Ton-Figuren bevölkert er im Sommer 2018 die Ausstellungsräume des historischen Künstlerateliers aus den 1920er-Jahren.

Zwitterwesen mit roten Ohren und teils schamloser Nacktheit, manche davon absurde Mischwesen aus Mensch und Tier, darunter etliche Esel und vor allem immer wieder Affen, agieren in kleinen Gruppen und ringen mit sich und untereinander um die große Welterzählung. Gesichter bekannter Persönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte, u. a. Walter Benjamin, Franz Kafka, Joseph Beuys und Hannah Arendt mischen sich unter die vielen namenlosen Protagonisten. Manche tragen die Züge des Künstlers, der sich als autobiografischer Erzähler selbst auf die Ebene seiner erfundenen Szenarien begibt und sich in den absurden Reigen aus symbolisch-poetischen Gesten, Handlungen und kleinen Erzählungen einreiht. Rücklings hängen im großen Atelier die „Horizontalisten“ von Volker März von der Decke, vollständig bekleidete menschliche Puppenfiguren in Lebensgröße. Die „Horizontalisten“ schweben wie flügellose Engel im Raum, durch ihr Nichtstun fallen sie aus der Zeit, lassen das Weltgeschehen unkommentiert. Volker März: „Wie schön wäre es doch, einfach nur Horizontalist zu sein – der Mensch als sein eigener Horizont und um ihn herum nichts als Horizonte.“

Künstler Alter Ego: Franz Mai
Ausgangspunkt der Ausstellung ist ein von Volker März für die Ausstellung geschriebenes Buch. Sein fiktionalisiertes Alter Ego, Franz Mai, blickt, an den Folgen eines Unfalls im Atelier sterbend, auf sein Leben zurück. Als nachdenklicher Junge in Mannheim aufgewachsen und in Bayern groß geworden, beobachtet der Heranwachsende staunend den verharmlosenden, oft nur schweigenden Umgang mit der unmittelbar zurückliegenden nationalsozialistischen Vergangenheit. Aus der staunenden Verstörung des Kindes entwickelt sich ein erhebliches Misstrauen als Erwachsener, schließlich die Ablehnung überlieferter Deutungen und Regeln und der sie begleitenden Herrschaftsformen und ihrer selbstverständlichen Ausgrenzungen. Der Protagonist zieht schließlich nach Berlin, um dort als politischer Künstler zu arbeiten und seinen immer wiederkehrenden Fragen nachzugehen. Die Erzählung von Volker März liest sich wie ein Drehbuch, in welchem realistische und phantastische Figuren aufeinandertreffen, verschiedene Stimmungen erzeugen und Erinnerungsbilder wachrufen. Die Protagonisten aus der Erzählung finden in der Ausstellung zu Figurengruppen zusammen, einzelne Bilder und Szenen werden zu durchlässigen Raumkonstellationen zusammengefügt und eröffnen so für die Besucher*innen ein weites Feld möglicher Assoziationen.

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